Eklat beim TennisPanikattacke wegen WTA-Boss? Ukrainerin zieht vor Match gegen Belarus-Star zurück

Lessja Zurenko bei den US Open

Lessja Zurenko bei den US Open am 5. September 2018. Die Ukrainerin erhebt schwere Vorwürfe.

In der dritten Runde des Tennis-Turniers in Indian Wells sollte es eigentlich zum Duell zwischen Aryna Sabalenka und Lessja Zurenko kommen. Die Ukrainerin trat nicht an – und gibt WTA-Chef Steve Simon die Schuld.

von Antje Rehse  (are)

Es sind schwere Vorwürfe, die Lessja Zurenko (33) erhebt. Die Ukrainerin macht den Boss der WTA, der Vereinigung der professionellen Tennisspielerinnen, für ihr Aus in Indian Wells verantwortlich.

Zurenko hätte am Sonntag (12. März 2023) zu ihrem Drittrunden-Match gegen Aryna Sabalenka (24) aus Belarus antreten sollen, zog aber kurzfristig zurück. Nicht um ein politisches Statement zu setzen, sondern weil sie – wie sie selbst sagt – eine Panikattacke erlitten habe.

Ukrainerin berichtet von „schockierendem“ Gespräch mit WTA-Boss

Gegenüber der ukrainischen Tennis-Seite BTU sagte Zurenko: „Der Grund für den Rückzug war eine Panikattacke. Die offizielle Begründung lautete ‚persönliche Gründe‘, aber tatsächlich hatte ich Atembeschwerden.“

Der Ursprung für die Panikattacke? Laut Zurenko ein Gespräch mit WTA-Chef Steve Simon, das sie „schockiert“ habe. „Er sagte mir, dass er selbst den Krieg nicht unterstützt, aber wenn Spielerinnen und Spieler aus Russland und Belarus dafür seien, dann sei dies nur ihre eigene Meinung. Über die Meinung anderer Leute solle ich mich nicht ärgern“, beschreibt Zurenko das Gespräch mit dem US-Amerikaner, das vor ihrem Zweitrunden-Match gegen die Kroatin Donna Vekic (26) stattgefunden habe.

„Schon in diesem Match war es schwer für mich, zu spielen und mich zusammenzureißen“, sagt Zurenko. „Als es heute an der Zeit war, auf den Platz zu gehen, hatte ich eine Panikattacke. Ich konnte da einfach nicht hin.“

Simon habe ihr im Gespräch zugesichert, dass er sich schrecklich fühlen würde, wenn er in ihrer Situation sei. Aber er habe auch gesagt, dass er davon ausgehe und dafür sei, dass Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris zugelassen würden – das sei schließlich ganz im Sinne des Fair Play und der olympischen Prinzipien.

Als sie anderen ukrainischen Spielerinnen und Spielern von dem Gespräch berichtet habe, seien alle ebenfalls geschockt gewesen. „Es ist merkwürdig und schmerzhaft“, so Zurenko. Sie und die anderen hätten um ein Treffen mit dem WTA-Vorstand gebeten, um zu klären, ob jemand wie Simon die Organisation anführen sollte.

Die WTA teilte auf Anfrage mit, man habe Verständnis für die Gefühle von Lessja Zurenko und anderen ukrainischen Sportlerinnen und Sportlern. „Wir werden Zeuge eines schrecklichen Krieges, der unvorhergesehene Umstände und weitreichende Konsequenzen mit sich bringt, für die Welt sowie für die WTA-Tour und ihre Mitglieder.“ Ein Grundprinzip der WTA-Tour sei jedoch, dass Athletinnen aufgrund ihrer Leistungen und ohne jedwede Form von Diskriminierung an Turnieren teilnehmen können. Nehmen Sie an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Anders als in vielen anderen Sportarten hatten sich sowohl WTA als auch das männliche Pendant ATP seit Beginn des Krieges gegen einen generellen Ausschluss von russischen und belarussischen Spielerinnen und Spielern ausgesprochen. Stattdessen treten diese unter neutraler Flagge an. Sabalenka gewann im Januar als erste neutrale Athletin ein Grand-Slam-Turnier, als sie bei den Australian Open triumphierte.

Lediglich beim Wimbledon-Turnier wurde Spielerinnen und Spieler aus den beiden Ländern im vergangenen Jahr durch den britischen Tennisverband die Teilnahme verweigert. Daraufhin entschieden WTA und ATP, beim traditionsreichsten Turnier der Welt keine Weltranglistenpunkte zu vergeben.