„Nicht akzeptabel“Saison-Höhepunkt wird zur peinlichen Nummer – Tennis-Star bettelt um Fans

Das Tennis-Stadion in Cancun mit halbvollen Rängen.

Die WTA-Finals finden 2023 in Cancun/Mexiko statt. Das Fan-Interesse hält sich bislang in Grenzen. Das Foto entstand am 30. Oktober 2023.

Bei den WTA-Finals spielen die besten acht Tennisspielerinnen der Saison um den letzten großen Titel des Jahres. Doch statt Glamour regiert der Frust.

von Antje Rehse  (are)

Jahresabschluss mit den besten acht Tennisspielerinnen der Welt: Eigentlich sind die WTA-Finals neben den Grand-Slam-Turnieren der Saison-Höhepunkt im Damentennis. Doch in diesem Jahr kann davon keine Rede sein!

Das Interesse der Fans vor Ort? Gering. Der Platz? Kurzfristig mehr schlecht als recht zusammengeflickt. Der starke Wind macht es den Profis zusätzlich schwer. Das Turnier im mexikanischen Cancun ist, so knallhart muss man es sagen, der sportlichen Bedeutung des Turniers nicht würdig.

Swiatek bettelt um mehr Fans im Stadion

„Ich hoffe, bei den nächsten Matches bekommen wir das Stadion voll“, sagte die polnische Weltranglisten-Zweite Iga Swiatek (22) nach ihrem Auftaktsieg gegen Marketa Vondrousova (24) und klang fast verzweifelt. „Leute, bitte kommt und schaut uns zu. Wir geben 100 Prozent in jedem Match.“ An den Folgetagen verbesserten sich die Fan-Zahlen nur leicht.

Nicht nur die halbvollen Ränge sorgen für Frust. Auch der Untergrund entspricht nicht den Erwartungen der Spielerinnen. „Das fühlt sich nicht an wie die WTA-Finals“, sagte Wimbledon-Siegerin Vondrousova. „Der Platz wäre noch nicht einmal für ein Turnier mit 15.000 Dollar Preisgeld geeignet“, schimpfte die Tschechin. Gegenüber heimischen Medien erklärte sie, sie sei froh, dass sie nur noch ein Match zu spielen habe. Nach zwei Niederlagen in ihren ersten beiden Gruppenspielen hat Vondrousova nur noch theoretische Chancen auf das Halbfinale.

Ähnlich hatte sich zum Turnierbeginn schon die Weltranglisten-Erste Aryna Sabalenka (25) geäußert. „Um ehrlich zu sein, fühle ich mich nicht sicher bei dem Gedanken, lange auf diesem Platz spielen zu müssen“, so die Belarussin nach ihrem ersten Match. „Als Spielerin habe ich das Gefühl, dass die WTA mich nicht respektiert. Ich denke, den meisten Spielerinnen geht es genauso.“

Tennis-Journalist: Kritik der Spielerinnen schadet dem Event

Grund für die Kritik ist der späte Aufbau der Sportstätte in Cancun und die damit einhergehenden Einschränkungen. Unter anderem durften die Spielerinnen nicht vor Beginn des Turniers auf dem Platz trainieren. „Das ist für mich nicht akzeptabel, wenn so viel auf dem Spiel steht“, sagte Sabalenka. Cancun war erst am 7. September offiziell als Austragungsort für das Saisonabschlussturnier der besten acht Spielerinnen des Jahres bestimmt worden. Zuvor hatte die WTA überlegt, das Event in Saudi-Arabien auszutragen.

Das für rund sechs Millionen US-Dollar provisorisch errichtete Stadion auf einer Hotelanlage hat Platz für 4300 Fans. Damit ist es das kleinste Stadion, in dem die WTA-Finals jemals ausgetragen wurden. Und dennoch war es an den bisherigen Tagen nicht annähernd ausgelastet.

Die Probleme liegen tiefer. Schon seit Jahren tut sich die WTA schwer damit, geeignete Locations für ihr eigentliches Premium-Event zu finden und es entsprechend zu vermarkten. Seit 2018 wechselte der Austragungsort jährlich – keine Kontinuität, keine Planungssicherheit. Im Vergleich: Bei den Herren finden die ATP-Finals seit 2017 in Turin statt, zuvor waren sie acht Jahre lang in London beheimatet.

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Einige sehen aber auch die ständigen Beschwerden der Spielerinnen kritisch. „Das schadet der Veranstaltung“, schrieb Tennis-Journalist Ben Rothenberg bei X. „Ja, die WTA hat beim Vergabe-Prozess Fehler gemacht, aber sobald die Veranstaltung begonnen hat, sollten die Spielerinnen alles dafür tun, damit sie erfolgreich wird.“

Ähnlich äußerte sich auch TV-Kommentator Marcus Buckland. Der Frust sei zwar verständlich, aber Sabalenka und Co. müssten aufhören, die schmutzige Wäsche öffentlich zu waschen.