„Verstehe das nicht“Tennis-Profi rechtfertigt sich nach Tränen-Aufgabe – WTA reagiert nach Entgleisung

Zhang Shuai diskutiert mit der Schiedsrichterin.

Zhang Shuai diskutiert am 18. Juli 2023 mit der Schiedsrichterin. Wenig später gab die Chinesin das Match auf.

Nach einer umstrittenen Entscheidung gibt die Chinesin Zhang Shuai ein Tennis-Match unter Tränen auf. Fans und Spielerinnen sind wütend auf ihre Gegnerin. Die rechtfertigt sich nun.

von Antje Rehse  (are)

Ihre Gegnerin brach unter Tränen und den Buh-Rufen des Publikums das Match ab, die Tennis-Community schimpfte lauthals über ihr Verhalten – nun wehrt sich Amarissa Toth (20)!

Die Ungarin, die nur dank einer Wildcard an dem Turnier teilnehmen durfte, hatte sich am Dienstag (18. Juli 2023) die Wut vieler Fans und Kolleginnen zugezogen. Eine Top-Ten-Spielerin forderte sogar eine Sperre. Was war passiert?

Toth wehrt sich nach Vorwürfen: „Hat den Ärger für sich selbst gesucht“

Beim WTA-Turnier in Budapest kam es im Erstrundenmatch zwischen der Lokalmatadorin und der Chinesin Zhang Shuai (34) beim Stand von 5:5 und 15:15 im ersten Satz zu einer strittigen Entscheidung. Ein Ball von Zhang wurde „Aus“ gegeben. Die Stuhlschiedsrichterin prüfte daraufhin den Abdruck und bestätigte die Entscheidung des Linienrichters – sehr zum Entsetzen der Chinesin.

Zhang forderte, mit der Oberschiedsrichterin zu sprechen. Das Match wurde zunächst fortgesetzt. Nach zwei Ballwechseln hatte Toth genug von den Diskussionen und wischte den Abdruck mit ihrem Fuß weg. Dabei hatte Zhang ihr noch lautstark zugerufen: „Warte, warte, lass den Abdruck stehen!“

Ein Twitter-Video der Szene seht ihr hier:

Zhang war völlig aufgelöst, bat wenig später um eine Behandlungspause und gab das Match wegen einer Panikattacke schließlich auf. Die Reaktion ihrer Gegnerin: ausgelassener Jubel. Von den ungarischen Fans wurde Zhang ausgebuht.

Die Szene erregte die Gemüter. Viele Stars der Szene meldeten sich zu Wort. „Absolut ekelhaftes Verhalten“, schrieb die Australierin Ajla Tomljanovic (30), aktuell Nummer 62 der Weltrangliste, auf Twitter. „Shuai ist ein besserer Mensch als viele von uns, weil sie der Schiedsrichterin und dem Mädchen die Hand geschüttelt hat.“

Die Griechin Maria Sakkari (27), Nummer 9 der Welt, forderte in einem Tweet sogar eine Sperre für Toth.

Die versteht die Aufregung nicht. „Ich begreife nicht, warum sie die Entscheidung nicht akzeptiert hat. Sie hat den Ärger für sich selbst gesucht“, sagte Toth gegenüber „Kossuth Radio“.

WTA reagiert mit Statement auf Kontroverse in Budapest

Das Social-Media-Team des Turniers goss durch einen Facebook-Post zusätzlich Öl ins Feuer und leistete sich eine Entgleisung. Toth habe sich in ihrem allerersten Match auf diesem Level vielleicht nicht in allen Situationen korrekt verhalten, aber sie habe nichts getan, was als unehrlich beschrieben werden könnte, hieß es darin. Und weiter: „Die Chinesen manipulieren die Welt mit einem manipulierten Video.“

Die WTA gab daraufhin ein Statement heraus. „Die WTA hat keine Toleranz gegenüber jedweder Form von Rassismus. Der unglückliche Vorfall beim Hungarian Grand Prix und daraus resultierende Posts werden geprüft und angesprochen“, hieß es darin.

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In einigen Videos der Szene, die unter anderem auf Twitter veröffentlicht wurden – allerdings nicht von der Chinesin oder ihrem Team – wurde in der Tat nicht deutlich, dass Toth den Abdruck erst weggewischt hatte, als das Match bereits fortgesetzt worden war. Dass die Entscheidung zu diesem Zeitpunkt noch einmal revidiert werden würde, kann ausgeschlossen werden. Insofern war das Verhalten der Ungarin zwar vielleicht provokant, aber nicht betrügerisch.

Der in der Tennis-Community gut bekannte Twitter-User Chris Goldsmith schilderte die Situation aus seiner Sicht. Demnach habe die Oberschiedsrichterin Zhang bereits mitgeteilt, dass sie nicht dafür zuständig sei, Ball-Abdrücke zu prüfen.

Hier seht ihr ein Twitter-Video mit dem Jubel von Toth:

Zhang habe immer weiter protestiert, auch als der nächste Punkt bereits gespielt war. „Ich bin nicht sicher, warum Shuai den Abdruck stehenlassen wollte, das Match musste weitergehen“, so Goldsmith. Die kanadische Tennis-Journalistin Stephanie Myles twitterte: „Seit der umstrittenen Entscheidung waren zu diesem Zeitpunkt bereits 6 1/2 Minuten vergangen.“

Ob allen Fans und WTA-Spielerinnen, die die Szene kommentierten, bewusst war, zu welchem Zeitpunkt Toth den Abdruck weggewischt hatte, ist unklar. Der unsensible Jubel der Ungarin stieß aber zusätzlich vielen bitter auf. „Das war schrecklich“, betonte auch Myles. „Aber sie hat keinen noch umstrittenen Ballabdruck weggewischt. Das ist einfach nicht passiert.“