Emma Raducanu gewann als Qualifikantin die US Open und wurde über Nacht zum Star. Mittlerweile verbindet sie mit dem Triumph nicht nur Positives.
Harte AbrechnungTennis-Star bereut größten Titel: „Manchmal wünschte ich, das wäre nicht passiert“
Für Tennisspielerin Emma Raducanu hatte ihr bisher einziger Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier auch viele negative Seiten.
„Ich bin widerstandsfähig, meine Toleranz ist hoch, aber es ist nicht einfach. Manchmal denke ich mir: Ich wünschte, ich hätte die US Open nie gewonnen. Ich wünschte, das wäre nicht passiert“, sagte die 20-Jährige im Interview der englischen „Sunday Times“.
Raducanu erhebt schwere Vorwürfe: „Die Tour ist völlig brutal“
Raducanu hatte 2021 im Alter von 18 Jahren als erste Qualifikantin den US-Open-Titel geholt, es war der erste Grand-Slam-Titel einer Britin seit 44 Jahren. Seitdem hat sie aber immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen und erholt sich derzeit von einer Operation an beiden Handgelenken und am Knöchel.
„Als ich den Titel gewann, war ich extrem naiv“, sagte Raducanu, die in der Weltrangliste in nur einem Jahr von Rang zehn auf Platz 130 zurückfiel. Sie habe in den vergangenen zwei Jahren erkannt, dass die Tennis-Tour und alles, was damit zusammenhängt, „kein sehr schöner, vertrauensvoller und sicherer Raum ist. Man muss auf der Hut sein, denn da draußen gibt es viele Haie“, sagte sie. Viele in der Branche hätten sie aufgrund ihres jungen Alters als „Sparschwein“ betrachtet: „Ich habe gelernt, meinen Kreis so klein wie möglich zu halten. Die Tour ist völlig brutal.“
Nach den French Open verpasst sie im Sommer auch Wimbledon, im vergangenen Jahr waren ihre Schmerzen nach dem Rasenklassiker größer geworden. Dennoch habe sie weiter trainiert, um vor ihrem damaligen neuen Coach Dmitri Tursunow nicht als schwach zu gelten. Neben den physischen Schmerzen habe sie auch psychisch gelitten, sie habe sich eine Fassade aufgebaut, um ihre Probleme zu verbergen.
„Ich möchte immer die beste Version von mir zeigen oder danach streben, aber ich wusste, dass ich das nicht kann“, sagte Raducanu, die sich in diesem Juni von ihrem deutschen Trainer Sebastian Sachs getrennt hatte, ihrem fünften Coach in weniger als zwei Jahren.
Ihr US-Open-Sieg sei aber auch Motivation. „Dann denke ich mir: Erinnere dich an dieses Gefühl, erinnere dich an dieses Versprechen, denn es war völlig rein“, sagte Raducanu, die am 11. September 2021 im Moment ihres bisher größten Erfolges dachte: „Dafür würde ich wirklich jedes Problem der Welt auf mich nehmen. Das habe ich mir an diesem Tag auf dem Platz versprochen.“ (dpa)