Tim Pütz hat zusammen mit Miyu Kato überraschend den Mixed-Titel bei den French Open gewonnen. Dabei basiert das Team auf einer reinen Zufallsbekanntschaft ...
Per Zufallsbekanntschaft zum TitelÜberraschung perfekt: Deutscher krönt sich zum Grand-Slam-Sieger
Irgendwann war auch Miyu Katos letzte Träne getrocknet – und Tim Pütz einigermaßen erleichtert. „Dass sie jetzt hier sitzt und nicht mehr weint, ist doch eine gute Sache“, sagte der Tennisprofi aus Frankfurt, der sich nun Grand-Slam-Sieger nennen darf.
Gemeinsam mit seiner Zufallsbekanntschaft Kato hatte Pütz den Mixed-Titel bei den French Open gewonnen und eine bittere Geschichte mit einem unerwarteten und glücklichen Ende versehen.
Miyu Kato weint nicht mehr: Pütz' Triumph von Paris
Vorausgegangen war nicht nur der Finalsieg über die favorisierten Michael Venus/Bianca Andreescu (4:6, 6:4, 10:6). Die Vorgeschichte zum dritten deutschen Mixed-Triumph in Paris nach Cilly Aussem 1930 und Anna-Lena Grönefeld 2014 hatte vor allem die Japanerin Kato geschrieben – oder besser gesagt: Sie war die untröstliche Heldin in einem Drama mit seltsam verteilten Rollen.
Ein unachtsam geschlagener Ball im Doppel war der Auslöser, Kato traf aus Versehen ein Ballmädchen, das weinte. Katos Gegnerinnen forderten die Disqualifikation – und die Organisatoren von Roland Garros folgten. Punkte weg, Preisgeld weg. Kato, die 1,54 m große Doppelspezialistin, stand plötzlich und ungewollt im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Alle wollten etwas von ihr und ihrem Schicksal wissen, dabei spricht sie kaum ein Wort Englisch.
Das stellte auch Pütz vor ungewöhnliche Schwierigkeiten. „So etwas wie Stellungsspiel oder Laufwege haben wir jetzt in eineinhalb Wochen noch nicht besprochen“, hatte er vor dem Finale erzählt, zudem es beinahe gar nicht gekommen wäre. Offiziell hätte Kato nach ihrer Disqualifikation auch im Mixed nicht antreten dürfen, doch das Duo bekam eine Ausnahme – und nutzte sie.
Nehmen Sie hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teil:
Zufälle und kuriose Wendungen gehören zu Pütz' und Katos Titel-Geschichte in Paris. Geplant hatten sie nichts, sie kannten sich vor ihrem ersten Auftritt ja erst wenige Stunden. Mit ihren beiden zunächst avisierten Partnern hätten sie es nicht ins Feld der 16 Paarungen geschafft, also taten sie sich bei der Anmeldung im Turnierbüro kurzerhand zusammen.
So konnte Pütz (35) vor den Augen seiner am Donnerstag (8. Juni 2023) angereisten Eltern einen seltenen Titel in die Heimat holen. Nach Gottfried von Cramm (1933 in Wimbledon) ist er erst der zweite männliche deutsche Mixed-Gewinner bei einem der vier Grand-Slam-Turniere. „Das hat Lust auf mehr gemacht“, sagte Pütz, will sich aber zunächst wieder aufs Doppel konzentrieren. Dort war er mit Davis-Cup-Kollege Kevin Krawietz im Viertelfinale ausgeschieden.
Wie er angesichts dieser Enttäuschung den Mixed-Triumph einordne, wollte der TV-Sender Eurosport wissen. Darüber habe er noch nicht nachgedacht, antwortete Pütz ausweichend. Keine Frage: Das Doppel ist mehr wert. Doch dass Miyu Kato am Ende von aufregenden Tagen in Paris nicht mehr weint, „das ist ein schönes Ende dieser Geschichte“, sagte Pütz. (sid/gr)