Die chinesische Tennis-Spielerin Peng Shuai gilt als vermisst, seit sie einen hochrangigen Ex-Politiker ihres Landes Vergewaltigung vorgeworfen hatte. Nun sorgt eine angebliche E-Mail der Ex-Wimbledon-Siegerin für Wirbel.
Rätsel um Tennis-StarPeng Shuai wird weiterhin vermisst – Sorgen nach E-Mail wachsen
Köln. Ihr Fall sorgt international für Aufsehen: Seit sie gegen einen hochrangigen Ex-Politiker der Kommunistischen Partei Chinas Vergewaltigungsvorwürfe erhoben hatte, gilt Tennis-Spielerin Peng Shuai (35) als vermisst. Beobachter und Stars der Szene fürchten um ihre Sicherheit. Nun sorgt eine angebliche E-Mail Shuais für weiteren Wirbel.
Chinesische Staatsmedien hatten die Mail, die Shuai an den WTA-Boss Steve Simon geschickt haben soll, am Mittwoch (17. November 2021) veröffentlicht.
Peng Shuai: Chinesische Medien veröffentlichen Mail an WTA-Boss
Die zweifache Grand-Slam-Siegerin im Doppel (Wimbledon 2013, French Open 2014) schreibt darin unter anderem: „Die Berichte über meine Person samt der Vergewaltigungsvorwürfe sind nicht wahr. Ich bin weder vermisst, noch in Gefahr. Ich ruhe mich lediglich zu Hause aus, alles ist gut. Vielen Dank für die Anteilnahme.“
Doch kein Geringerer als Simon selbst nährte daraufhin Zweifel an der Echtheit des Schriftstücks. „Das Statement, welches heute in chinesischen Staatsmedien zu Peng Shuai veröffentlicht wurde, bestärkt meine Sorgen bezüglich ihrer Sicherheit und ihres Aufenthaltsorts“, erklärte der WTA-Präsident noch am Mittwochabend und stellte klar: „Ich habe starke Zweifel daran, dass Peng Shuai die Mail, die wir erhalten haben, selbst geschrieben hat.“
Simon weiter: „Peng Shuai hat unglaublichen Mut bewiesen, indem sie einen ehemaligen Spitzenfunktionär der chinesischen Regierung des sexuellen Übergriffs beschuldigt hat. Die WTA und der Rest der Welt benötigen jetzt unabhängige und überprüfbare Beweise für ihre Sicherheit. Ich habe immer wieder vergeblich versucht, sie über zahlreiche Kommunikationswege zu erreichen.“ Der WTA-Boss forderte zudem: „Peng Shuai muss erlaubt sein, frei zu sprechen, ohne Zwang oder Einschüchterung von irgendeiner Seite.“
Peng Shuai: Tennis-Stars sorgen sich um chinesische Top-Spielerin
Zahlreiche Stars der Tennis-Szene zeigten sich ebenfalls besorgt. „Zensur darf um keinen Preis ein Mittel sein. Ich hoffe, Peng Shuai und ihre Familie sind sicher und ok“, twitterte beispielsweise die vierfache Grand-Slam-Siegerin Naomi Osaka (24) aus Japan.
Shuai hatte den ehemaligen Vize-Premierminister Chinas, Zhang Gaoli (75), vor zwei Wochen im sozialen Netzwerk Weibo der Vergewaltigung bezichtigt. „Ich konnte nicht beschreiben, wie angewidert ich war und wie oft ich mich fragte, ob ich noch ein Mensch bin. Ich fühle mich wie eine wandelnde Leiche“, schrieb sie unter anderem.
Kurz darauf wurde der Beitrag gelöscht, auch Shuais Profil war nicht mehr erreichbar. Beobachter und verschiedene Organisationen befürchten, die Tennis-Spielerin könnte festgenommen worden sein. (kos)