Wie werde ich... Lichtdesigner?
Wie setze ich den Raum am besten in Szene?Mit dieser Frage wendet sich die Inneneinrichterin Herret von Haeftenaus Hamburg zumindest bei größeren Projekten regelmäßig anLichtplaner, die auch Lichtdesigner genannt werden. "Die wichtigsteRolle beim Fernsehen hat der Beleuchter", sagt von Haeften, die beieinem privaten Fernsehsender als Art Director gearbeitet hat. Und sosei es auch im Architekturbereich: "Beleuchtung, Inszenierung undAußenlichtplanung spielen heute eine sehr wichtige Rolle." Dafür seiExpertise gefragt.
Es ist ein junger, internationaler Berufsstand, der aber noch umAnerkennung kämpfen muss: "Jeder kann sich Lichtdesigner oder auchLichtplaner nennen. Der Titel ist nicht geschützt, das wollen wirändern", sagt Alison Ritter, Geschäftsstellenleiterin derProfessional Lighting Designers Association, kurz PLDA. Der Verbandsitzt in Gütersloh, ist aber weltweit organisiert: "Wir haben rund800 Mitglieder aus 57 Ländern und sind noch nicht einmal der einzigeVerband", erklärt die Britin.
Was die rund 600 freien Lichtplaner und 200 Studenten im PLDAeint, ist ein neuer professioneller Ansatz: "Es geht nicht um dastechnisch Mögliche, sondern um menschliche Bedürfnisse, die einLichtplaner hinterfragt, bei der Planung berücksichtigt und danntechnisch realisiert", erklärt Ritter. Ziel des Verbandes sei es, dieAusbildung und Weiterbildung der Lichtdesigner zuprofessionalisieren, das Berufsbild zu schützen und die Forschungvoranzutreiben: "Licht und Gesundheit beispielsweise ist ein ganzgroßes Thema."
Für die Innenarchitektin Sophia Klees in Berlin war es derHauptgrund, das Master Studium Architectural Lighting Design an derHochschule Wismar aufzunehmen: "Licht kann heilen, ebenso wieungünstige Lichtverhältnisse krankmachen können", ist die 25-Jährigeüberzeugt. Die Fakultät Gestaltung in Wismar kennt Klees schon ausihrem Studium der Innenarchitektur. Dort nahm sie auch an einemLichtplanungs-Projekt teil - dabei ist der Funke übergesprungen: "Esgeht ja nicht darum, Räume komplett auszuleuchten, sondernRaumsituationen mit echter Lebensqualität zu schaffen. Das istfaszinierend."
Die Verbindung zwischen Technik und Gestaltung in demviersemestrigen Vollzeitstudium sei eine besondere Herausforderung,sagt Prof. Michael F. Rohde von der Hochschule. Architekten undDesigner aus aller Welt, aber auch Elektroingenieure nehmen sie an:"Man muss schon besessen sein vom Licht und ein gutes Gefühl fürGestaltung mitbringen, wenn man sich dafür entscheidet." Im erstenStudienjahr analysieren die Studierenden, wie sie dieLichtverhältnisse durch Form, Farbe und Materialwahl beeinflussenkönnen und welche ästhetischen, aber auch psychischen Wirkungen dashat. Im dritten Semester machen sie ein Auslandspraktikum. SophiaKlees will sich um ein Praktikum in San Francisco oder New Yorkbewerben.
Die Branche ist international vernetzt, aber gleichzeitig muss siegeografische und kulturelle Unterschiede kennen und berücksichtigen.Technisches und physikalisches Wissen sind die Basis. Raumverstehen,psychologische Kenntnisse und Kommunikationsstärke müssenhinzukommen, sagt Prof. Rohde. "Lichtplaner sind kommunikative Leute,sie arbeiten mit Bauherren, Architekten oder auch Medizinernzusammen."
Hinzu kommen zur Zeit Gespräche mit Politikern und Behörden. DerBerufsverband will die neue EU-Lampenverordnung kippen: "Licht imprivaten Haushalt macht schon jetzt weniger als ein Prozent unseresGesamtenergiebedarfes aus", sagt Alison Ritter. Insofern sei espopulistisch, den Lebensraum der Eisbären als Argument für dieEnergiesparlampe vorzuschieben. Herret von Haeften glaubt an dieReformkraft der Branche: "Designklassiker haben sich schon an dieeuropäischen Vorgaben angepasst und Alternativen zur althergebrachtenGlühlampe hervorgebracht. Es gibt ganz neue Techniken."
INFO-KASTEN: Lichtdesign lässt sich auch studieren
Die ersten Lichtplaner waren Theaterleute: Als Architekten in den60er Jahren erkannten, dass sie mehr Atmosphäre in die Räume bringenmussten, holten sie Beleuchtungsmeister von den Bühnen und fragtensie um Rat. Die ersten eigenen Büros entstanden in Deutschland vorgut 30 Jahren. Inzwischen gibt es einen grundständigen StudiengangLighting-Design in Hildesheim und den weiterführenden MasterArchitectural Lighting Design in Wismar. Nach dem Studium arbeitendie Lichtdesigner in freien Planungsbüros, bei Lampen- oderLeuchtenherstellern oder in Architektur- oder Innenarchitekturbüros.Als Berufseinsteiger verdienen Lichtdesigner zwischen 750 und 1500Euro im Monat, nach einjähriger Berufserfahrung zwischen 1000 und2250 Euro, so der Berufsverband PDLA in Gütersloh.
(dpa)