„Erbärmlicher Zustand“Prozess in Köln: 62-Jährige wollte Mutter (88) töten – Knast

Ein Anwalt spricht mit einer Frau, die neben ihm steht.

Die beschuldigte Krankenpflegerin mit ihrem Verteidiger Christoph Grabitz beim Prozessauftakt am 14. Oktober 2024 im Landgericht Köln.

Eine 62-Jährige muss für mehrere Jahre ins Gefängnis. Sie wollte ihrer dementen Mutter angeblich den Todeswunsch erfüllen.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Sie soll versucht haben, ihre Mutter (88) mit Insulin zu töten: Deswegen musste sich eine heute 62-Jährige wegen versuchten Mordes vor dem Kölner Landgericht verantworten. Jetzt ist das Urteil gefallen.

Vier Jahre Haft! Dazu wurde die Angeklagte am Mittwoch (11. Dezember 2024) verurteilt. Aber nicht wegen Mordversuchs, sondern wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung.

Prozess in Köln: Mitleid mit der an Demenz erkrankten Mutter (88)

Einen versuchten Mord sah des Gericht am Ende des Prozesses, der am 14. Oktober begonnen hatte, nicht mehr. Die 62-jährige Angeklagte hatte sich stets um ihre Mutter, die 2009 an Demenz erkrankte, gekümmert. „Es fiel ihr schwer, den Abbau der Mutter zu erleben. Sie entwickelte eine innere Distanz“, zitiert der „Kölner Stadt-Anzeiger“ den Vorsitzenden Richter Peter Koerfers in der Urteilsbegründung.

2022 war die Mutter schließlich in ein Pflegeheim gezogen. Laut Zeugen soll sie wiederholt gesagt haben, sie sei des Lebens überdrüssig. In anderen Momenten dann genau das Gegenteil: Sie würde gerne noch schöne Tage erleben.

Im Herbst 2023 entschied die Angeklagte schließlich, ihre Mutter zu töten. Aus Mitleid wegen deren „erbärmlichen Zustands“, wie es in einer schriftlichen Einlassung der 62-jährigen Krankenpflegerin hieß.

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Als Tatwaffe wählte sie Insulin, das bei einer Überdosierung zu einem hypoglykämischen Schock mit Krampfanfällen, Bewusstlosigkeit oder Koma führen kann. Doch die 88-Jährige überlebte.

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In der Urteilsbegründung hob Richter Koerfers hervor, dass der Sterbewille klar erkennbar, dauerhaft und gefestigt sein müsse. Genau dies sei bei der hochgradig dementen Frau nicht der Fall gewesen.

Die Angeklagte war am 23. Januar 2024 festgenommen worden, nachdem sich der Zustand ihrer Mutter so verschlechtert hatte, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Dort alarmierte das Ärzteteam nach einer ersten Anamese sofort die Polizei.