Ein Superspreader, und ...Unglaubliche Szenen: Party-Ekstase an Kölner Hotspot
Köln – „Hey, hey, hey“, skandiert die Menge in der Dunkelheit. Immer wieder Jubelschreie. Es sind mehrere hundert Menschen, die sich in der Nacht zu Fronleichnam (3. Juni) am Aachener Weiher knubbeln. Die hörbare Freude wird von zahlreichen Smartphone-Besitzern per Video festgehalten. Als sei es unglaublich, was sie da gerade erleben. Und das ist es auch: Hier wurde leider nicht das Ende der Pandemie gefeiert. Hier wurden die jüngsten Erfolge im Kampf gegen das Virus leichtfertig aufs Spiel gesetzt.
- Aachener Weiher: Verstoß gegen Corona-Regeln
- Krisenstab-Chefin mit deutlichem Appell
- Polizei und Stadt Köln: Viel los, nicht nur an Hotspots
„Ein Superspreader reicht aus, um die Infektionszahlen in die Höhe zu treiben“, hatte die Stadt noch am Vortag gemahnt.
Aachener Weiher: Kölner feiern ausgelassen ohne Abstand
Das gute Wetter, die Öffnung der Außengastronomie, hatte bereits im Vorfeld beim Ordnungsdienst sorgenvoll in die Zukunft blicken lassen: Es sei ein nachlässiger Umgang mit den Hygienemaßnahmen festgestellt worden. Besonders das Tragen der Mund-Nasen-Maske würden einige Kölner nicht mehr so genau nehmen.
Doch die Aufhebung einzelner Beschränkungen bedeutet nicht das Ende der Pandemie, daher machte sich am Morgen nach dem Gelage am Aachener Weiher in den sozialen Netzwerken Unverständnis und Empörung breit.
„Ich denke, dass die Inzidenz wieder steigen wird“, oder „Das kann ganz schnell wieder nach hinten losgehen“, sind dabei noch moderate Stimmen.
Ebenso gibt es aber auch Kritik an der Kritik – Tenor: Lasst die jungen Leute doch feiern, sie haben in den vergangenen Monaten auf so viel verzichten müssen. Eine Meinung, die von der Leiterin des Krisenstabs ganz und gar nicht geteilt wird.
Andrea Blome sagte auf EXPRESS-Anfrage am Donnerstagmittag: „Ich habe Verständnis für alle, die endlich ihre Freiheiten zurückhaben wollen. Eine Situation, wie wir sie in der vergangenen Nacht insbesondere im Bereich der bekannten Party-Hotspots erlebt haben, ist jedoch nicht hinnehmbar. Hier feierten auf engem Raum mehrere tausend Menschen, als läge die Pandemie schon hinter uns.“
Blome stellt fest: „Wer als Konsequenz nun lediglich neue Verschärfungen oder eine stärkere Präsenz von Einsatzkräften fordert, verkennt, dass Polizei und Ordnungsdienst in einer Millionenstadt nicht gleichzeitig überall sein können, wo Menschen gegen Regeln verstoßen. Es kommt vor allem darauf an, dass wir alle nun so kurz vor unserem Ziel weiterhin Durchhaltevermögen beweisen. Wir müssen einen erneuten Rückschlag unbedingt vermeiden. Das sind wir all denjenigen schuldig, die noch lange unter den Folgen der Pandemie leiden werden, und das ist nach wie vor notwendig, um unser Gesundheitssystem nicht zu überlasten.“
Nach Angaben einer Stadtsprecherin sowie der Polizei sei es in der Nacht zu Donnerstag nicht nur an den bekannten Hotspots der Stadt sehr voll gewesen.
Es habe seitens des Ordnungsdienstes viele hundert Ansprachen gegeben. Allerdings komme das Ordnungsdienst bei einer Millionenstadt an eine Grenzen: Die Mitarbeitenden können nicht alle Bereiche permanent kontrollieren.
Insofern bleibt einmal mehr der Appell zur Vernunft. Nicht zuletzt nach den Erfahrungen der vergangenen Nacht bleibt der Rheinboulevard weiterhin gesperrt.