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Nach Eklat in KölnBetriebsratsgründung läuft aus dem Ruder – jetzt äußert sich Aldi Süd

Bei einer geplanten Betriebsratsgründung in den Reihen von Aldi Süd musste die Polizei gerufen werden.

Köln am Donnerstag (14. April): Die Versammlung wurde abgebrochen, die Polizei musste vor Ort die Situation beruhigen.

Polizei-Einsatz in Köln: Eine geplante Betriebsratsgründung von Aldi-Beschäftigten endete im Chaos.

von Thomas Werner  (tw)

Diese Versammlung ist mal komplett aus dem Ruder gelaufen! Als Beschäftigte von Aldi Süd in Köln versuchten, den Wahlvorstand für einen Betriebsrat zu wählen, eskalierte die Situation. Am Ende musste sogar die Polizei eingeschaltet werden.

Mehr als 500 Beschäftigte waren am Donnerstagvormittag (14. April) in den Maksim-Festsaal nach Köln-Bickendorf gekommen. Das Ziel: die Basis legen für einen Betriebsrat für die Aldi-Regionalgesellschaft Dormagen.

Aldi Süd: Beschäftigte wollen in Kölner Festsaal Betriebsrat gründen

Im Saal wurde unter anderem eine Videobotschaft des Kölner SPD-Politikers Jochen Ott gezeigt: „Ich grüße all die Beschäftigten von Aldi, die zusammen kommen, um einen Betriebsrat zu wählen. Ich freue mich wahnsinnig darüber, weil wir alle wissen, dass Betriebsräte für Unternehmen eine ganz wichtige Sache sind. Ich hoffe, dass Aldi versteht, wie wichtig diese Betriebsratsgründung ist.”

Alles zum Thema Polizeimeldungen

Zu der Regionalgesellschaft Dormagen gehören etwa 80 Filialen, etwa 1600 Beschäftigte sind unter dem Dach organisiert. Auch Filialen in Köln und Bonn fallen unter die Regionalgesellschaft, eine von 24 bei Aldi Süd.

Aldi Süd: Betriebsratsgründung läuft aus dem Ruder

Allerdings: Bisher gibt es in den 24 Regionalgesellschaften nur einen Betriebsrat, den in Langenfeld. Kritikerinnen und Kritiker werfen Aldi Süd (wie auch dem „Bruder“ im Norden) schon lange vor, es mit dem Thema Arbeitsrecht nicht so genau zu nehmen, die Gründung von neuen Betriebsräten sogar aktiv zu verhindern.

Im Buch „Die Fertigmacher“ von Elmar Wigand und Werner Rügemer aus dem Jahr 2014 heißt es sogar zu Aldi: „Die Verantwortlichen, die ihre Filiale betriebsratsfrei halten (…) werden belohnt.“ Ein harter Vorwurf, der Aldi seit Jahren begleitet, vom Unternehmen aber vehement bestritten wird.

Köln: Versammlung von Aldi-Beschäftigten massiv gestört und abgebrochen

Und auch diesmal in Köln soll die Versammlung, so berichtet das Portal „Arbeitsunrecht in Deutschland” auf seiner Internetseite, von anwesenden Filialleiterinnen und -leitern sowie den Stellvertreterinnen und Stellvertretern massiv gestört worden sein.

Der Höhepunkt: Als die Wahl des Wahlleiters anstand, sollen mehrere Personen die Bühne gestürmt haben, es kam zu Gerangel und Beleidigungen. Die Initiatoren brachen die Versammlung ab und schalteten sofort die Polizei ein.

Eine Zeugin berichtet gegenüber EXPRESS.de, dass viele Beschäftigte aus Angst vor Konsequenzen innerhalb des Unternehmens der Versammlung ohnehin ferngeblieben sein sollen. Nun auch noch dieser Vorfall.

Polizei-Einsatz in Köln: zahlreiche Platzverweise, aber keine Straftaten festgestellt

Auf Nachfrage von EXPRESS.de bestätigt die Kölner Polizei den Einsatz. Man habe nach der Alarmierung gegen 11.30 Uhr zahlreiche Platzverweise ausgesprochen, allerdings keine Straftaten festgestellt, so eine Sprecherin. Weil die Versammlung bereits aufgelöst wurde, sei der Einsatz gegen 12 Uhr beendet gewesen.

„Voraussichtlich wird nun das Arbeitsgericht in Kürze einen Wahlvorstand einsetzen, der dann die Betriebsratswahl vollziehen und damit den Weg zum Gesamtbetriebsrat frei machen kann“, heißt es im Bericht von „Arbeitsunrecht in Deutschland“.

Was sagt Aldi Süd selbst zu den Vorwürfen aus Köln?

Für die fünf Initiatoren der BR-Wahl und die 1600 Beschäftigten könnten laut des Portals schwere Zeiten anstehen: „Wenn Aldi alle Register zieht, ist mit massiver Stimmungsmache, Schikanen wie Strafversetzungen, sozialer Isolierung am Arbeitsplatz oder Verleumdung zu rechnen“, so die Befürchtung.

Was Aldi Süd selbst zu den Vorwürfen und dem Vorfall in Köln sagt? Eine Sprecherin bleibt auf Anfrage von EXPRESS.de allgemein: „Aldi Süd hat seit vielen Jahren Werte und Regeln für ein faires und respektvolles Miteinander festgelegt. Wir sind davon überzeugt, dass dauerhafter unternehmerischer Erfolg nur durch einen wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entstehen kann.“

Und weiter: „Betriebsräte bestehen bei Aldi Süd bereits in einigen Regionalgesellschaften. Die Zusammenarbeit zwischen der Unternehmensleitung und den Betriebsräten ist konstruktiv. Darüber hinaus steht allen der mehr als 43.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alternativ zur internen Konfliktlösung ein Vertrauensanwalt zur Verfügung.“