In ihrer über 40-jährigen Karriere hat Alison Moyet mehrere Pop-Klassiker geprägt. Zum Solo-Jubiläum hat sie ihr Werk neu arrangiert und das im ausverkauften Carlswerk Victoria präsentiert.
Pop-Diva sorgt für ausverkaufte Halle80er-Jahre-Ikone hat keine Lust auf eine 80er-Party

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Alison Moyet feiert ihr 40-jähriges Jubiläum als Solo-Künstlerin mit einer großen Welttournee. Bei ihrem Auftritt in Köln durften keine aktuellen Fotos gemacht werden.
Als Vince Clarke (64) nach nur drei veröffentlichten Singles am Ende der ersten Europatournee bei Depeche Mode wieder ausstieg, erinnerte er sich an seine Schulfreundin Alison Moyet (63).
Im November 1981 gründeten beide das Synthie-Pop-Duo Yazoo und hauten mit „Only you“, „Don’t go“, „Situation“ und „Nobody’s Diary“ auf Anhieb gefeierte Hits raus. Nach zwei Jahren endete schon wieder die Zusammenarbeit. Clarke zog weiter, gründete zunächst The Assembly und 1985 schließlich zusammen mit Andy Bell (60) das Erfolgs-Duo Erasure.
Alison Moyet veröffentlichte ihr Solo-Album „Alf“ mit den Hits „Love Resurrection“ und „All Cried Out“ und kämpfte sich ab da allein durch. Ihr 40-jähriges Solo-Jubiläum feiert die Sängerin mit der Blues-getränkten, kraftvollen Stimme nun mit einer großen Tour, die seit Februar auf allen Stationen ausverkauft ist.
Auch das Kölner Carlswerk Victoria war am Freitagabend mit 1600 Fans komplett voll. Einige trugen Depeche-Mode-T-Shirts, vor Konzertstart liefen leise ein paar 80er-Klassiker von Band.
Schon beim Auftaktsong „Fire“ stellte sich die erste Gänsehaut ein. Die Diva des Elektro-Souls füllt mit ihrer begnadeten Stimme jede Halle und erzeugt so automatisch ein intimes und heimeliges Ambiente. Acht Lampen und die beiden Begleitmusiker Brendan Cox und Sean McGhee reichten, um die ganze Wucht der Songs und eine beeindruckende Präsenz zu erzeugen.
Allerdings war der 80er-Jahre-Ikone eins ganz besonders wichtig. „Wir machen hier keine Karaoke-Show“, sagte sie bestimmt. „Ich werde auch nicht alle Titel spielen, die ihr vielleicht erwartet. Das ist das, was ihr bekommt“, fügte sie mit einem dreckigen Lachen an. Für ihr jüngstes Album „Key“, was 18 Titel ihrer Solo-Karriere enthält, hat sie die Lieder größtenteils neu interpretiert. Und so kamen Titel wie „Is This Love?“ oder „All Cried Out“ sehr reduziert und verändert daher.

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Mit typischer 80er-Jahre-Frisur begeisterte Alison Moyet zu Beginn ihrer Karriere. Optisch hat sich die Engländerin verändert, stimmlich ist sie nach wie vor eine Wucht.
Auf ihrer Homepage hatte die Musikerin extra vorsorglich angekündigt, dass die Hits „Invisible“ und „Weak In The Presence of Beauty“ auf der Tour nicht gespielt werden. „That Ole Devil Called Love“, „Love Letters“ und „For you only“ fehlten ebenfalls. Lieber sprach die 63-Jährige lang und ausufernd über ihre neuen Titel „Such Small Ale“ und „The Impervious Me“.
Während in der vorderen Hallenhälfte jedes langgezogene „Thank you“ frenetisch bejubelt wurde, wuchs im hinteren Bereich zwischendurch die Unruhe aufgrund der zahlreichen eher unbekannteren Songs. Einige Gäste hielten sich sogar lieber zwischendurch im Innenhof auf und verpassten so das ergreifende „This House“ und auch die Tour-Premiere von „Ordinary Girl“ in der Akustik-Version.
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„Ich will nicht nur zurückblicken, sondern auch zeigen, wie sich meine Musik weiterentwickelt hat“, sagte Alison Moyet fast schon entschuldigend. Nur bei den drei Zugaben gab sie der Menge das, was sie hören wollte und tanzte selbst völlig losgelassen.
Mit „Situation“, „Love Resurrection“ und „Don’t go“ startete dann doch noch die 80er-Karaoke-Party, die das Publikum im Gegensatz zur Künstlerin feiern wollte. „Jeder kann singen. Singen verbindet und schafft Gemeinschaft“, lauteten ihre Abschiedsworte an die jubelnde Kölner Menge.