Weiher am MediaparkAngriff der Killer-Gänse: Heimische Tiere in Gefahr
Köln – Es sind traurige Szenen, die sich derzeit an den Kölner Gewässern abspielen. Enten, die abgemagert sind, Küken, die eine Überlebenschance von null Prozent haben.
Denn eingewanderte Nil- und Kanada-Gänse haben die Weiher und Seen besetzt und vertreiben, verletzen und töten die einheimischen Stockenten, Haubentaucher und Teichhühner.
Schön sehen sie aus, die Nil- und Kanada-Gänse. Ihre Farben, ihr Gefieder - hübsch. Aber diese Zuwanderer bringen den Tod an die Gewässer.
Entsetzen am Mediapark-Weiher
Entsetzt stehen Aleke Schücking und Suzi Annen am Mediapark-Weiher. „Als wir vor einer Stunde kamen, hatte die Stockenten-Mutter noch fünf Küken. Jetzt sind es nur noch vier.“
Wieder haben vermutlich Raubfische ein Küken geholt. Denn im Wasser lauern inzwischen nur noch Jäger.
Der Grund ist simpel, bringt jedoch die städtischen Gewässer in größte Gefahr: Die Kanada-Gänse haben enormen Appetit, „grasen“ die Wasserpflanzen komplett ab.
Brut wird gefressen
Das ist wiederum für die Friedfische wie Rotaugen, Karausche, Rotfeder oder Karpfen das Todesurteil. Denn sie können sich und ihre Brut nicht mehr verstecken – und werden von Hecht, Zander, Barsch und Wels gefressen.
Übrig bleiben dann nur diese Raubfische, die sich irgendwann sogar gegenseitig fressen, bis nur noch große Exemplare übrig sind.
Ein weiterer Faktor, der dafür sorgt, dass die Raubfische gut gedeihen: die Profi-Angler. Für den Mediapark wurden vom Mülheimer Angelverein 14 Jahresfischereischeine an Mitglieder ausgegeben.
Raubfische schlagen zu
Aber: Diese Angler fangen die Raubfische zwar, messen und wiegen sie – setzen sie dann aber wieder aus, statt sie zu entnehmen.
„Die Raubfische holen sich natürlich gern mal ein Küken oder gar eine Ente, um satt zu werden“, erklärt Dr. Joachim Bauer vom Kölner Grünflächenamt. Übrigens auch die Wasserschildkröten, die nichts in den Weihern zu suchen haben, sich dort aber sauwohl fühlen.
Und: Ein weiteres Problem ist die hochaggressive Nilgans. Sie tötet rigoros jeden Nachwuchs der Enten, der für sie einen Fressfeind darstellt. Am Mediapark ist es ein einziges Nilgans-Pärchen, das jeden fremden Nachwuchs attackiert.
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Genick und Gliedmaßen gebrochen
„Immer wieder finden wir Küken mit gebrochenem Genick oder Gliedmaßen“, erklärt Aleke Schücking.
Sie erklärt weiter den Supergau: „Die Kanada-Gänse fressen auch am Uferbereich alle Kräuter und Pflanzen weg, sodass die Enten kaum noch Nahrung finden.“
Somit fehlt ihnen der Schutz zum Brüten oder Aufziehen der geschlüpften Küken. Müssen sie also schon auf dem Wasser um ihren Nachwuchs fürchten, so warten an Land aufgrund der fehlenden Deckung dann Marder, Ratten oder Raubvögel.
Auch freilaufende Hunde sind eine große Gefahr.
„Vor drei oder vier Jahren haben die Enten noch knapp ein Drittel ihres Nachwuchses aufziehen können.
Inzwischen überlebt nicht ein einziges Küken“, hat Aleke Schücking beobachtet. Sie und mehrere Anwohner vom Mediapark kümmern sich seit Jahren um die dortigen Tiere.
Doch jetzt ist die Lage so drastisch, dass sie kaum noch eine Lösung kennen. „Es muss ein neues Konzept her, wie man mittelfristig diesen Weiher wieder zum Leben erweckt,“ sagt Suzi Annen.
Was ist mit dem Schwanen-Nachwuchs?
Einzig überlegen ist der Schwan den eingewanderten Gänsen. Aber: Auch sein Nachwuchs ist in höchster Gefahr. Denn die Kanada-Gänse sind bekannt dafür, das sie extrem viel fressen – aber auch extrem viel Kot abgeben.
Die Ufer der Gewässer sind davon übersät. Die Jungschwäne, deren Mägen noch nicht resistent sind, nehmen mit dem Kot die Parasiten auf und sterben schließlich.
Daher gehen Tierschützer davon aus, dass auch der Schwanen-Nachwuchs zukünftig an den künstlich geschaffenen Gewässern in Köln ganz ausbleiben wird.
Nur noch an Seen mit großzügigen Uferbereichen und Bewuchs werden die heimischen Wasservögel noch zu sehen sein.