Autos in drei Minuten ausgeschlachtetSo arbeitet die Litauen-Mafia in Köln
Köln – Bei den Ermittlern ist es längst kein Geheimnis mehr. Hochwertige Alarmanlagen der Automobilhersteller bringen kaum etwas. Die Autoknacker wissen, wo die Kabel dafür unter dem Autoblech verlegt sind. Sie bohren ein Loch und knipsen die Kabel durch. Schon ist Ruhe. Die Geheimwaffe beim Kampf gegen die litauischen Täter ist eine äußerst preiswerte und einfache Alternative: ein Babyfon!
Babyfon schützt besser als Alarmanlage
Robert G. (48) ist Handelsvertreter einer Spedition. Er wohnt in Widdersdorf und fährt einen BMW 535i als Dienstwagen. Die schicke hochwertige M-Ausstattung verflucht er inzwischen. Denn: „Schon vier Mal ist mein Wagen in einem Jahr aufgebrochen worden. Die Täter hatten es auf das M-Lenkrad und das Media-System samt Navi abgesehen.“
Opfer: Vor allem BMW`s mit M-Ausstattung
Für ihn dürfte es ein schwacher Trost sein, dass er nicht allein ist. Fast jeder BMW-Besitzer mit M-Ausstattung dürfte irgendwann mal „Besuch“ bekommen. Denn die M-Lenkräder sind die meistgeklauten Lenkräder auf dem Markt. Mit weitem Abstand folgen dann Audi und Mercedes.
Das Dreiecksfenster wird schlicht eingeschlagen
Um an die Beute zu kommen, gehen die Täter immer gleich vor. Sie nutzen das kleine Dreiecksfenster, das nämlich nicht durch die werksseitige Alarmanlage gesichert ist. Sie schlagen die Scheibe ein und öffnen damit das Auto.
Die Opfer hoffen, dass die Serie endet
Der genervte Handelsvertreter holte sich Rat bei den Spezialisten vom KK 74. Sie empfahlen neben einer Garage vor allem den Einsatz eines Babyfons. Denn wenn die Täter jetzt anrücken, wird Robert G. sofort per Babyfon gewarnt. Damit wird er kaum verhindern, dass sein Wagen beschädigt wird. Aber die Chance steigt, dass er frühzeitig Bescheid weiß und die Polizei rufen kann. Wenn diese Täter gefasst werden, dürfte auch die Aufbruchsserie an seinem Wagen enden.
Versicherungen sind nicht besonders erfreut
Daran sind auch sehr stark die Versicherungen der dauergeschädigten Kunden interessiert. Denn spätestens nach dem vierten Aufbruch kündigen viele Versicherungen ihren Kunden, wenn sie keine Garage mieten.
Geräte werden brutal herausgerissen
Die Schäden an den Fahrzeugen sind vor allem deshalb so hoch, weil die Täter nicht besonders vorsichtig vorgehen. Sie reißen Zierleisten herunter und hebeln die Geräte heraus.
Meistens ziehen sie nicht die Stecker ab, sondern schneiden die Kabel durch. Die Folge: Der gesamte Kabelbaum muss später erneuert werden. Oft hinterlassen die Auto-Gangster ein wahres Schlachtfeld, wenn sie die Armaturen komplett entwenden.
Leichter Rückgang in 2017 - aber warum?
10 650 Diebstähle an oder aus Kraftfahrzeugen registrierte die Polizei Köln im vergangenen Jahr 2017. Immerhin ein Rückgang von 10,54 Prozent. Aber, räumt Kriminalhauptkommissar Michael Knüfken ein: „Wir wissen nicht, warum es zu dem Rückgang kam. Möglicherweise haben gezielte Fahrzeugkontrollen der Kollegen dazu geführt. Aber sicher können wir das nicht sagen.“
Täter besuchen auch inzwischen Autohändler
Inzwischen sind die Ganoven noch eine Spur dreister geworden. Denn statt zu Privatbesitzern fahren sie direkt bei einem Autohändler vor. Dann werden in einer Nacht mal 15 Fahrzeuge aufgebrochen und ausgeschlachtet. Dass die Täter dabei gefilmt werden, stört sie nicht.
(exfo)