Der „Sexist Man Alive“ der „Emma“-Redaktion sorgt für Diskussionen. Die Wahl fiel diesmal allerdings auf eine Frau.
„Freier Fall in Richtung Sexismus“Bettina Böttinger mit deutlichen Worten – Ärger über Kölner Preis
Es wird wieder diskutiert – und das ist durchaus so gewollt. Doch nach der Verleihung des „Sexist Man Alive“, den die Kölner Zeitschrift „Emma“ jedes Jahr in Anlehnung an den „Sexiest Man Alive“ vergibt, ist diesmal doch vieles anders.
Denn: Der Preis, den bisher Rapper Kollegah (2019), FDP-Chef Christian Lindner (2020), Papst Franziskus (2021), Alt-Punk Sascha Lobo (2022) und Entertainer Jan Böhmermann (2023) „gewannen“, geht diesmal an eine Frau: FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (66). Ihren Abschied aus dem Bundestag seht ihr oben im Video.
Sexist Man Alive: Award geht diesmal an Marie-Agnes Strack-Zimmermann
Also: Der „sexistischste lebende Mann“ ist eine Frau? Das klingt absurd – und hat der „Emma“-Redaktion um Herausgeberin Alice Schwarzer (81) jetzt viel Kritik eingebracht.
Das Magazin sparte in der Begründung für die Verleihung an Strack-Zimmermann nicht an deutlichen Worten. Die FDP-Politikerin sei ein „Horrorclown“, der Roderich Kiesewetter (CDU) und Anton Hofreiter (Grüne) aussehen lasse wie „zwei verklemmte Schützenfest-Brüder“, hieß es in der Begründung des Magazins.
Hier lesen: Sexist Man Alive 2023 an Jan Böhmermann – „Emma“-Redaktion mit deutlichen Worten
Und: Strack-Zimmermann sei als Mutter, Großmutter und Politikerin im Hosenanzug zwar ein „feministischer Paradefall“, erklärte das Kölner Magazin. „Wäre da nicht das dröhnende Waffengerassel“ – ein klarer Hinweis auf Strack-Zimmermanns Äußerungen zur Lage in der Ukraine, mit denen sie ausgerechnet mit Schwarzer schon regelmäßig aneinander geriet.
Niemand in Deutschland streite „so penetrant pro Waffen für die Ukraine und gegen Friedensverhandlungen“, behauptete „Emma“ weiter und bezeichnete die FDP-Politikerin in einem Text auf der Webseite des Magazins als „ganzen Kerl“ und „Maverick aus Düsseldorf“.
Dagegen hatte sich Schwarzer schon kurz nach den Angriffen Russlands auf die Ukraine öffentlich für Friedensverhandlungen ausgesprochen und seitdem ständig das Ende von Waffenlieferungen der EU-Staaten gefordert.
Für viele scheint der Bezug nun klar: Die Verleihung des Schmähpreises an Strack-Zimmermann ist wohl nicht nur eine Auszeichnung aus Überzeugung, sondern auch mit persönlichen Motiven bei Schwarzer behaftet.
Auf X (früher Twitter) gab Strack-Zimmermann bereits an, den Preis annehmen zu wollen, die Redaktion solle mit ihrem Büro einen Termin abstimmen. Gleichzeitig schoss sie aber auch zurück.
Die FDP-Politikerin bezeichnete die „Emma“ als „ewiggestriges Blatt“ und kritisierte einen „tiefen intellektuellen Abstieg von Alice Schwarzer, die heute ausgerechnet das Leid von Frauen durch Kriegsverbrechen negiert, statt ihnen zu helfen“. Zudem verwies Strack-Zimmermann auf die Auflage des Magazins. „Ich gönne Emma die Aufmerksamkeit. Das letzte Aufbäumen muss gestattet sein.“
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Auch Agnieszka Brugger (39, Grüne) oder TV-Moderatorin Bettina Böttinger (68) zeigten sich empört über die Auswahl Strack-Zimmermanns. „Daran ist nichts, wirklich gar nichts, feministisch“, schrieb Brugger auf der Plattform X. Schwarzer und die „Emma“ seien „mal wieder auf grotesken Abwegen“, die Begründung für den Schmähpreis sei „voll crazy“, hieß es weiter bei Brugger.
„Freier Fall in Richtung Sexismus. EMMA gegen Frauen. Schade. Fing anders an. Damals. Lange her“, schrieb Böttinger auf ihrem X-Kanal.