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Kölner Arzt erklärtWarum die kölsche Mentalität derzeit problematisch sein kann

Zwei Narren "bützen" (küssen) sich am Mittwoch (11.11.2009) in Köln aus Angst vor einer Ansteckung mit der Schweingrippe mit Schutzmasken. Schlag 11 Uhr 11 hat in den rheinischen Karnevalshochburgen die fünfte Jahreszeit begonnen.

Die kölsche Mentalität könnte zum Problem werden, warnt ein Arzt und gibt ein Update zur aktuellen Corona-Lage in Köln.

Die vierte Welle kommt auch in Köln mit aller Macht. Wie ist es so weit gekommen und was kann jetzt noch helfen? Der Kölner Experte Dr. Jürgen Zastrow ordnet die aktuelle Lage ein.

von Madeline Jäger  (mj)

Der Corona-Inzidenzwert ist im Vergleich zu allen anderen NRW-Städten in Köln am höchsten. Nach dem Rhein-Derby mit 50.000 Menschen im Rheinenergiestadion und dem 11.11. hagelt es gerade viel Kritik – vor allem außerhalb der Domstadt. Doch wie kann die vierte Welle noch gebrochen werden? Dr. Jürgen Zastrow ist Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung in Köln und gibt eine Einschätzung zur verheerenden Situation ab.

Zastrow ist als sogenannter AVO („Ansprechpartner vor Ort“) auch für die Stadt Köln im neuen Impfzentrum tätig. Am 23. November 2021 hatte das Impfzentrum an der Lanxess Arena eröffnet.

Kölner Impfzentren: „Guter Beitrag zur Bekämpfung der vierten Welle“

EXPRESS.de hat den Experten Dr. Jürgen Zastrow gefragt: Können die Corona-Impfungen vor Ort die vierte Welle brechen?

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„In den Impfzentren läuft es sehr gut und wir können tatsächlich einen guten Beitrag zur Bekämpfung der vierten Welle in Köln leisten. Zusammen mit den Arztpraxen hatten wir diese Woche durchschnittlich 13.000 Impfungen pro Tag“, erklärt Dr. Jürgen Zastrow auf Anfrage.

Etwa 3000 Impfungen davon würden pro Tag in den Impfzentren der Stadt durchgeführt und der Rest in den Arztpraxen.

Kölner Arztpraxen: So viele Ungeimpfte haben sich impfen lassen

Ein Grund dafür sei auch, dass beispielsweise im Gesundheitsamt Patienten ohne Papiere und Krankenversicherung behandelt werden müssten, insgesamt sei der zeitliche und bürokratische Aufwand aufgrund der unterschiedlichen Klientel in den städtischen Impfstellen daher oft höher.

Das Tagesziel seien weiterhin insgesamt 15.000 Impfungen am Tag. Zusammen mit den Vertragsärzten und der Stadt Köln sei er zuversichtlich, dieses Ziel zeitnah erreichen zu können. Und 75 Prozent der Kölnerinnen und Kölner seien bereits vollständig geimpft. In den Kölner Arztpraxen hätten allein in der letzten Woche außerdem 10 Prozent der Impfungen bei Ungeimpften stattgefunden. Das sei zumindest ein guter Anfang.

Kölner Inzidenz „bedauerlich hoch“ – Arzt schildert, wie Stadt wirklich dasteht

Aber: „Der Kölner Inzidenzwert ist bedauerlich. Doch wir sind bei der Impfquote sehr viel besser als andere Städte. Außerdem ist unsere Krankenhaus-Belegung niedriger. Wir haben zwar viele Kranke. Aber auch gleichzeitig eine niedrigere Belegung auf den Intensivstationen, weil wir eine höhere Impfquote haben. Und im NRW-Landesvergleich viel weniger Tote“, erklärt Zastrow zur Corona-Lage in Köln.

Inwiefern der 11.11. bei der aktuell so hohen Inzidenz in der Stadt eine Rolle spielt, sei immer noch nicht klar. „Doch dass momentan das Rhein-Derby von letzter Woche Samstag (27. November 2021) immer wieder als Pandemietreiber genannt wird, das halte ich für Unsinn. In dieser Frage bin ich auch zum Teil anderer Meinung als Karl Lauterbach“, betont Zastrow.

Köln: Falsche Stadion-Kritik? „Zu Corona-Infektionen kommt es in Räumen“

Zastrows Ansicht nach seien die Kontakte in Innenräumen echte Corona-Fehler, hier sei viel zugelassen worden. Genau das sei das Problem, aber nicht Veranstaltungen im Freien unter 2G-Regeln.

„Ich selbst war auch bei diesem Fußballspiel und habe das alles gesehen. Es war nicht so, dass sich die Fans die ganze Zeit angeschrien haben. Ich sage ganz klar: Zu Corona-Infektionen kommt es in Räumen. Da schließe ich mich anerkannten Aerosol-Forschern an“, so der Kölner HNO-Mediziner.

Trotzdem sei die Mentalität der Kölnerinnen und Kölner in der aktuellen Pandemie-Situation nicht ganz unproblematisch. „Der Kölner neigt zum Feiern und darin liegt vielleicht auch ein kleines Problem“, vermutet Zastrow. Doch jetzt müssten erst einmal das Boostern und so viele Corona-Impfungen wie möglich im Vordergrund stehen, um die vierte Welle zu brechen.