„Keine Luft mehr nach oben“Nach Corona-Lockerungen: Chef des Kölner Gesundheitsamtes schlägt Alarm

Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, spricht während einer Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage.

Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, hat sich unzufrieden zur aktuellen Corona-Entwicklung geäußert. Das Foto wurde am 23. Oktober 2020 aufgenommen.

Deutschland macht sich locker, doch die Gesundheitsämter versinken im Chaos. Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, hat nun Alarm geschlagen und seinen Unmut zur aktuellen Entwicklung geäußert.

Die Lage in den Gesundheitsämtern ist angesichts von Corona-Infektionszahlen auf Rekordniveau weiterhin sehr angespannt.

Bei den Kapazitäten für die Erfassung gebe es „keine Luft mehr nach oben“, betonte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die Arbeitsbelastung sei enorm hoch.

Kölner Gesundheitsamt-Chef unzufrieden mit der aktuellen Entwicklung

Nießen, der Leiter des Gesundheitsamts Köln und Mitglied im Expertenrat der Bundesregierung ist, zeigte sich unzufrieden mit der aktuellen Entwicklung: Einerseits werde signalisiert, dass die Omikron-Variante weniger schwere Verläufe verursache und es werde „gegen den Expertenrat bei höchsten Infektionszahlen“ gelockert. Andererseits solle es weiter Kontaktpersonenmanagement, Quarantäne und Isolation „wie am Beginn der Corona-Pandemie und ohne Impfschutz“ geben.

Helfer der Bundeswehr und aus anderen Teilen der Kreisverwaltung seien mittlerweile abgezogen worden. Die Ämter betrieben aber weiterhin Kontaktpersonenmanagement, zumindest bei Ausbrüchen in Pflege- und Gemeinschaftseinrichtungen, sagte Nießen. Hinzu kämen nun die Meldungen zu ungeimpften Mitarbeitern in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen im Rahmen der einrichtungsbezogenen Impfpflicht, die seit einigen Tagen gilt.

Auch die Schuleingangsuntersuchungen, die die Kinder- und Jugendgesundheitsdienste derzeit vornehmem müssten, forderten Einsatz. Darüber hinaus bedeute die Ankunft von Flüchtlingen aus der Ukraine Zusatzaufgaben verschiedener Art – so würden die Kinder vor Kita- und Schulbesuch ebenfalls untersucht. (nb/dpa)