Arztbrief verlesenKrebs-Erkrankung: Nächste Hiobsbotschaft im Drach-Prozess in Köln

Köln: Der Angeklagte Thomas Drach schüttelt seinem Verteidiger die Hand.

Thomas Drach, hier bei der Verhandlung am 9. Februar, steht in Köln vor Gericht. Ein wichtiger Zeuge im Fall um die Überfälle auf Geldtransporter kann nun nicht aussagen.

Ein wichtiger Zeuge im Prozess gegen Reemtsma-Entführer Thomas Drach in Köln kann nicht aussagen. Er leidet an einer Krebserkrankung.

Er stockt durch das Schweigen der Angeklagten. Er wird verschoben wegen Corona. Und wieder verschoben. Und wieder verschoben. Der Prozess um Reemtsma-Entführer Thomas Drach (53) in Köln kommt nicht in Gang. Am Freitag (25. März) gab es die nächste Hiobsbotschaft!

Ein zweifaches Raubopfer von Drach, einer der wichtigen Zeugen, wird Prozess auf absehbare Zeit nicht aussagen können, womöglich sogar gar nicht. Das teilte am Freitag der Vorsitzende Richter mit.

Drach-Prozess in Köln: Nach Corona nun die nächste Hiobsbotschaft

Demnach befindet sich der Zeuge in einer Krebsbehandlung, wie es in einem verlesenen Arztbrief hieß. „Die behandelnde Ärztin hat mir eindeutig mitgeteilt, dass mit einer Wiederherstellung der Vernehmungsfähigkeit eher nicht zu rechnen ist“, sagte der Richter. Weiteres solle ein von den Ärzten des Zeugen angekündigtes Attest klären.

Der erkrankte Mann soll sowohl beim Überfall auf einen Geldtransport vor einer Ikea-Filiale in Köln-Godorf als auch bei einem Überfall am Flughafen Köln/Bonn zur Besatzung der ausgeraubten Geldtransporter gehört haben. Wegen dieses Umstandes war der Mann von der Staatsanwaltschaft kurzzeitig sogar selbst als Tatverdächtiger geführt worden. Der Anfangsverdacht hatte sich aber nicht erhärtet.

Thomas Drach werden unter anderem zwei Überfalle auf Geldtransporter vorgeworfen

Neben diesen beiden Überfällen werden dem 61 Jahre alten Drach noch ein weiterer Überfall am Flughafen Köln/Bonn sowie ein Überfall im hessischen Limburg zur Last gelegt. Drach ist wegen besonders schweren Raubes angeklagt. Da bei zwei der Taten auch auf Geldboten geschossen und diese schwer verletzt worden waren, wird er zudem des versuchten Mordes beschuldigt.

Drach schweigt bislang zu den Vorwürfen. Sein 53 Jahre alter Mitangeklagter soll sein Komplize gewesen sein und schweigt ebenfalls. Drach hatte 1996 den Tabakkonzern-Erben Jan Philipp Reemtsma entführt. Für diese Tat war er zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Zeuge im Prozess um Thomas Drach kann womöglich niemals aussagen

Nach diversen Verlegungen wegen Corona-Erkrankungen war der Prozess am Mittwoch (23. März) erneut auf Freitag verschoben worden, wegen starken Schulterschmerzen des Angeklagten.

Der Vorsitzende Richter wurde für die Entscheidung vom Mittwoch von einem der Verteidiger kritisiert, das sei ihm jedoch „egal”, wie er sagte.

Er begründete die Vertagung zum einen mit seiner Fürsorgepflicht für den Angeklagten. Zum anderen habe er die Kammer vor einem möglichen Vorwurf der Körperverletzung im Amt schützen wollen, falls er die Verhandlung trotz der Schmerzen des 53-Jährigen fortgesetzt hätte. (tw, mit dpa)