An den Drogen-Brennpunkten der Stadt floriert das Geschäft: EXPRESS hat einen Kenner der Szene begleitet. Er kennt die Tricks der Dealer.
Drogen-Plätze in KölnGeheime Tricks und klare Aufgaben: Wie Dealer öffentlich die Geschäfte durchziehen
Köln. Sie stehen ganz unscheinbar an der Currywurstbude am Breslauer Platz. Oder am Ebertplatz. Sie tragen trendige Sportbekleidung von Nike, Puma und Adidas. Immer wieder schauen sie auf ihr Handy, um die Kommunikation mit den Mitgliedern des Drogenrings zu checken. Die Dealer an den Hotspots sind weiterhin da. EXPRESS hat sie, begleitet von einem jahrelangen, in polizeilichen Diensten stehenden Kenner der Szene, beobachtet.
Breslauer Platz, Ebertplatz: Die Tricks der Drogen-Dealer
Als die Straßen und Plätze aufgrund der Pandemie menschenleer waren, waren auch die Dealer verschwunden. Keine Kunden, keine Nachfrage. Doch jetzt läuft das Geschäft wieder – und die vorwiegend afrikanischen Dealer drängen sich an den Drogenhotspots – wie am Breslauer Platz.
„Wer hier Drogen kaufen will, hat das schneller erledigt als er eine Bahnkarte gelöst hat“, sagt Taxi-Fahrer Horst S. (54). Er beobachtet den ganzen Tag vom Halteplatz aus die Szene. Die besteht neben den Dealern auch aus der Obdachlosen-, Drogen- und Alkoholiker-Szene, die sich dort in der Unterführung aufhält.
Die Dealer haben sich geschickt auf die Umstände am Bahnhof eingestellt. Sie wissen, dass die Beamten der Bundespolizei in ihren dortigen Büro-Containern keine Fenster auf der Südseite haben – und damit keinen Blick auf die Currywurstbude. Also versammelt man sich dort. Ein Späher beobachtet die Bude aus einiger Distanz und warnt umgehend, wenn die Polizei auftaucht.
Gibt es einen Kontakt zwischen Dealer und Kunde, wird die Ware natürlich nicht an Ort und Stelle übergeben. „Wenn wir dieses Klientel an der Bude durchsuchen, finden wir nichts. Denn das Geschäft wird im Bahnhof im Gewühl der Menschen abgewickelt. Das erledigt ein Täter, der drin steht“, erklärt ein Fahnder.
Zwar erwischen Bundes- und Landespolizei immer wieder Dealer und Kunde. Doch meist geht es um so geringe Mengen Marihuana, dass die Verfahren gar nicht erst eröffnet werden. Das wissen die Dealer und tragen daher weder hohe Geldbeträge oder Drogen mit sich herum. Die sind in einem „Bunker“ untergebracht.
Wie es geht, sieht man am Ebertplatz, ebenfalls ein Drogen-Hotspot. Dort sind die Dealer auf Fahrrädern oder E-Scootern unterwegs. Ihnen zu folgen, ist für die Polizei kaum möglich, ohne sofort aufzufallen.
In den niedrigen Zwischenebenen der KVB gibt es keine Kameras. Dort geht die Übergabe blitzschnell über die Bühne. Eine andere Art: Dealer und Kunde schlendern in aller Ruhe zum Eigelstein. Ob sie verfolgt werden, meldet ihnen ein Späher, der den Platz beobachtet, per Handy. Zwar bestreift die Polizei die Bereiche häufig – aber das Geschäft läuft wie seit Jahren weiter.