Mehr als 200 ToteEx-Kölner steht nach Flut-Katastrophe in Valencia vor dem Nichts

Blick auf die zerstörte Stadt Chiva, durch die ein riesiger Krater führt.

Auch in Chiva in der Region Valencia hatte die Flut für massive Zerstörung gesorgt. Das Foto wurde am 19. November 2024 aufgenommen.

Ein ehemaliger Kölner hat die schlimme Flut-Katastrophe in Valencia mit seiner Familie hautnah erlebt.

von Thomas Werner  (tw)

Die Ausmaße der Jahrhundert-Flut in Spanien sind immer noch kaum zu fassen. Mehr als 200 Menschen (aktuell wird offiziell von 226 gesprochen) sind tot, dutzende werden noch vermisst. Dazu haben bei der Flut-Welle in der Region Valencia am 29. Oktober 2024 hunderte Familien ihr Zuhause verloren.

Das Extremwetter überflutete die Region mit über 600 Litern Wasser pro Quadratmeter – an nur einem Tag. Zum Vergleich: So viel Regen fällt in Berlin in einem Jahr.

Deutscher Autor erlebt die Flut-Katastrophe in Valencia hautnah mit

Mittendrin in der Flut-Katastrophe: Thomas Lojek, ein deutscher Autor, der früher in Köln lebte. Seit 20 Jahren wohnt er mit seiner spanischen Familie in den Bergen um Valencia, mitten im Wald. Eigentlich gut geschützt vor den Umwelteinflüssen. Doch diesmal war es anders.

Auf den Fall des Autors hat sein Verlag, der Kölner Emons-Verlag aufmerksam gemacht. Das Haus der Familie ist nahezu komplett unbewohnbar geworden, nur im Obergeschoss gibt es noch einen Raum, in dem man sich aufhalten kann. Die Schwiegermutter Lojeks ist in den Fluten gestorben.

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Lojek hielt die 90-Jährige, die Mutter von Ehefrau Belén, bis zum letzten Moment über Wasser, doch sie verstarb später an inneren Verletzungen als Folge der Gewalt der Fluten.

Um Hilfe für seine Familie und andere Opfer zu bekommen, hat Lojek eine Spendenkampagne ins Leben gerufen. Auch wenn ihm der Schritt schwerfiel. Aber: „Jetzt ist für uns alle hier nicht der Moment für falschen Stolz“, sagt er.

Der Autor Thomas Lojek auf einem Selfie.

Der Autor Thomas Lojek hat durch die schlimme Flut-Katastrophe in Valencia viel verloren.

Die Familie steht, wie viele andere, vor dem Nichts. Und fühlt sich alleingelassen. „Wir wissen alle nicht, wie es weitergehen soll. Von den versprochenen Hilfen der Regionalregierung ist bei den Menschen bislang nichts angekommen“, sagt Lojek. „Und selbst die Notstromaggregate und den Kraftstoff müssen wir uns alle selbst organisieren. Ich habe mich wie viele andere entschlossen, einfach jeden um Hilfe zu bitten, den ich kenne. So machen wir es gerade alle hier.“

Mit seiner Verzweiflung und seiner Wut ist Lojek nicht allein. Wie bei der Flut im Ahrtal 2021 wurden auch in Spanien wichtige Warnungen von den lokalen Behörden nicht an die Bevölkerung weitergegeben, und die offizielle Unterstützung läuft, wenn überhaupt, mehr als schleppend an.

Lojek kann die Wut der Menschen nachvollziehen: „Zuerst wurden die Warnungen vor der Gefahr der Fluten der Bevölkerung vorenthalten – und dann später versucht, die wahren Ausmaße der Katastrophe zu verschweigen. Wahrscheinlich sind noch hunderte Tote irgendwo da draußen, wir wissen es nicht.“

Ein kleiner Hoffnungsschimmer in schweren Zeiten: Die Katastrophe hat die Menschen vor Ort zusammengeschweißt. „Was hier in den Gemeinden und unter den Menschen und Nachbarn entsteht, ist genauso überwältigend wie die Anteilnahme, die von außen kommt“, so Lojek. „Wir brauchen natürlich materielle Hilfe hier. Aber auch jede helfende Hand und jedes Wort der Unterstützung hilft uns weiter gegen das Gefühl, nicht alleine dazustehen.“