Bei uns in Köln ist das Büdchen um die Ecke ein wichtiger Punkt im Veedel. Hier gibt es alles, auch die tollsten Geschichten. Und die erzählen wir – präsentiert von NetCologne – in unserer großen Büdchenserie. Lesen Sie bis zum 22. Mai täglich bei EXPRESS.de, was Sie noch nie über Büdchen wussten und warum die Büdchen-Kultur in Köln so einzigartig ist.
EXPRESS-Büdchen-SerieHerzstück in Köln-Neuehrenfeld – mit eigenen Fan-Artikeln
Es ist das Herzstück des Veedels: Am Büdchen auf dem Lenauplatz in Neuehrenfeld wird Nachbarschaftsliebe großgeschrieben. Seit drei Jahren führen die Brüder Kenan (46) und Affan (42) Genel den kleinen Kiosk auf dem belebten Platz – und sind für viele Anwohnerinnen- und Anwohner und Besucherinnen und Besucher dort nicht mehr wegzudenken.
Einmal ein eigenes Büdchen zu haben, war eigentlich nie das Ziel der Brüder. Aber manchmal hat das Schicksal andere Pläne für einen als man selbst. Über Bekannte wurde ihnen das Ladenlokal angeboten – und die beiden haben zugeschlagen. „Das war ganz spontan“, erklärt uns Kenan Genel im Gespräch.
Köln-Neuehrenfeld: Büdchen auf dem Lenauplatz – ein beliebter Treffpunkt
„Wir sind einfach so in die Sache reingerutscht. Es war nie unser Ziel – aber es macht Spaß. Wir möchten es nicht mehr anders haben.“ Was er besonders an seinem Job liebt: „Es ist persönlich hier. 90 Prozent unserer Kunden kennen wir inzwischen persönlich.“
Viele der Kundinnen und Kunden kennen die Brüder schon seit Jahren – so auch unseren Fotografen Max, der selbst lange in der Nachbarschaft gewohnt hat. „Manche Kunden kommen tatsächlich sogar aus Bickendorf zu uns, um ihre Zeitung zu holen.“ Egal ob morgens auf einen Kaffee oder abends zum Feierabend-Kölsch – am Büdchen trifft man sich, kommt ins Gespräch.
Kölner Büdchenbesitzer legen Wert auf den persönlichen Kontakt
„Von vielen Kunden kennen wir auch die Bestellungen. Die brauchen gar nichts mehr zu sagen“, so Kenan. Auf dem Lenauplatz herrscht immer gute Laune, das ist den Brüdern wichtig, gerade in Zeiten, in denen Krieg und Pandemie einem das Lachen manchmal verderben. Ebenso wichtig ist ihnen eine persönliche Bindung zu den Kunden.
Deswegen wird die Nachbarschaft – besonders die Kinder – auch in die Gestaltung des Büdchens mit einbezogen. Gemeinsam mit einer Künstlerin durften die Kinder die Rollos des Büdchens bunt bemalen.
Passend zum Frühling haben die Brüder mit den Kleinen Pflanzkübel bepflanzt, die auf den Fensterbänken stehen. „Eigentlich haben wir den Kindern gesagt, dass sie fürs Gießen verantwortlich sind. Das klappt, wie man sieht, allerdings noch nicht so gut“, schmunzelt der Büdchenbesitzer.
Weil auch der Karnevalszug in Ehrenfeld wegen der Corona-Pandemie jetzt schon zwei Mal ausgefallen ist, haben die Brüder an den tollen Tagen Kamelle-Tüten an ihre kleinen Kunden verteilt – ein bisschen Freude schenken, auch in schwierigen Zeiten.
Büdchen auf dem Lenauplatz: Zusammenhalt im Veedel
Die Nachbarschaft hält in Neuehrenfeld eben zusammen. Von der Anonymität einer Großstadt ist hier nicht viel zu spüren. „Wir haben zwei Obdachlose, die oft vorbeikommen. Für die hinterlegen die Kunden und Kundinnen inzwischen sogar Geld bei uns, von dem die beiden dann hier morgens ihren Kaffee bekommen“, erzählt der Büdchen-Chef.
Was das kleine Büdchen auf dem Lenauplatz so besonders macht? „Eigentlich ist hier alles noch so wie vor 30 oder 40 Jahren. Die Zeitschriftenständer, die Reklame, das ganze Drumherum wollten wir bewahren. Die Zeitschriftenständer werden so eigentlich nicht mehr hergestellt. Die mussten wir extra anfertigen lassen, aber das hat sich gelohnt“, so Kenan.
Auch die Auswahl an Zeitungen und Zeitschriften, die die Brüder an ihrem Büdchen verkaufen, sieht man so eher nur noch in gut sortierten Schreibwaren- oder Buchläden.
T-Shirts vom Büdchen in Neuehrenfeld
Wie sehr die Kundinnen und Kunden die Mühe, die die Genel-Brüder in ihr Büdchen stecken, wertschätzen, sieht man an verschiedensten Aktionen, die sich die Nachbarschaft hat einfallen lassen. Das Büdchen auf dem Lenauplatz hat seine eigenen Postkarten, die im Fotogeschäft um die Ecke verkauft werden.
Außerdem hat eine Studentin T-Shirts fürs Büdchen entworfen, die man per E-Mail bestellen und am Büdchen abholen kann. Ein Kiosk mit Fan-Artikeln – das gibt es eben nur in Köln. Die Büdchenkultur ist hier einfach etwas ganz Besonderes. „Das hat, glaube ich, auch viel mit der kölschen Mentalität zu tun“, sagt Kenan Genel.
„Das Miteinandersprechen hat man im Supermarkt und Co. einfach nicht mehr. Hier am Büdchen geht es menschlicher zu, man ist sich näher. Für mich gehört das zur Kultur dazu. Wir Kölner und Kölnerinnen sind einfach sehr warmherzig. Bei uns am Büdchen werden die meisten Kunden und Kundinnen auch geduzt, egal in welchem Alter sie sind.“