Jagdszenen auf Kölns JahnwiesenBöller, Schläge, kein Abstand: So eskalierte alles
Köln – Erleichterung und Randale: Für die Geißböcke geht die Bundesliga-Saison in die Verlängerung. Mit einem Sieg des 1. FC Köln gegen den FC Schalke 04 sprang der Klub auf Platz 16. Während des Spiels war es jedoch zu Auseinandersetzungen von Kölner Anhängern mit der Polizei gekommen. Während sich Fans in sozialen Netzwerken über die Gangart der Polizei beschwerten und den Einsatz als unverhältnismäßig und überzogen darstellten, äußerte sich die Behörde noch am Samstagabend (22.Mai), zum Teil mit schlimmen Details.
- 1. FC Köln schafft Relegation
- 1:0-Sieg gegen FC Schalke 04
- Pyros und Flaschenwürfe am Stadion
1. FC Köln: Flaschenwürfe nach Beinahe-Tor
Als Reaktion auf das nicht gegebene Tor zum 1:0 durch Sebastian Andersson kippte plötzlich die Stimmung.
Störer zündeten nach Polizeiangaben Pyrotechnik innerhalb einer Gruppe von mehreren hundert Personen und schirmten sich eng zusammenstehend mit ihren Körpern ab.
Die Hinweise der Polizei zur Einhaltung von Abständen der immer enger zusammenrückenden Gruppe sowie die mehrfache Aufforderungen, keine weiteren Bengalos und Knallkörper zu zünden, anderenfalls die Junkersdorfer Straße zu räumen, ignorierte der Pulk, heißt es weiter nach Polizeiangaben.
Einsatzkräfte drängten daraufhin die Gruppe auf die Jahnwiesen ab. Mit Beginn der Räumung warfen Randalierer aus der Menge heraus mit Glasflaschen und Knallkörpern auf die Beamten.
Jahnwiesen Köln: WDR-Journalist geschlagen und getreten
Dabei wurden mehrere Fans in den vorderen Reihen verletzt, die getroffen wurden. Nicht nur das: Nach Polizeiangaben sei ein Mitarbeiter des WDR „durch Schläge und Tritte von einem Angreifer” verletzt worden. Andere Journalisten berichteten von gezielten Pöbeleien und Einschüchterungsversuchen gegen sie.
Nach Polizeiangaben wurden 24 Personen wurden vor Ort festgesetzt, sieben davon wurden in Polizeigewahrsam gebracht. Gegen alle wird wegen Landfriedensbruchs ermittelt.
Auch mehrere Polizisten erlitten laut Polizei-Stellungnahme vom Abend Verletzungen, darunter Platzwunden, Schnittverletzungen und Knalltraumata.
Vereinzelt spielten sich regelrechte Jagdszenen auf den Jahnwiesen ab. Der Einsatz sorgt in den sozialen Medien für hitzige Diskussionen. Auf der einen Seite wird der Polizeieinsatz verteidigt, zumal die Corona-Schutzverordnungen nicht eingehalten wurden. Das war auch schon bei der Anfahrt des FC-Mannschaftsbusses gegen 14 Uhr der Fall gewesen.
Von Seiten beteiligter FC-Anhänger wird der Polizeieinsatz als überzogen dargestellt. Die Beamten hätten nicht deeskalierend gehandelt, im Gegenteil. Die Polizei sei ohne Vorwarnung in die Menschenmenge gelaufen. Die Behörde widerspricht entschieden und verweist auf die Lautsprecherdurchsagen zuvor.
„Nachdem die Fans auf die Jahnwiese gerieben wurden, wo man sie hätte feiern lassen können mit Abstand, wurden sie weiter bis hinten in den Wald getrieben. Mehr Dialog hätte geholfen“, schreibt etwa Falk S.
Vom 1. FC Köln gibt es bislang noch keine Stellungnahme. Bei der Polizei dauert die Auswertung der Videoaufnahmen und Zeugenaussagen hinsichtlich konkreter Tathandlungen noch an.
Nach FC-Relegation: Viel Arbeit für Kölner Polizei
Nach dem Abpfiff leerte sich die Junkersdorfer Straße dann immer mehr. Gegen 18.30 standen jedoch immer noch etwa 200 Personen vor dem Stadion, skandierten FC-Sprechchöre und warteten auf die Ausfahrt des Mannschaftsbusses.
Am Betonauto, dem Kunstwerk „Ruhender Verkehr“ von Wolf Vostell, sonst das Ziel Tausender Fußball-Fans nach FC- oder Nationalmannschafts-Erfolgen, blieb es diesmal ruhig.
„Noch ist nichts gewonnen”, sagte ein Mann in der Nähe eines Kiosks am Rudolfplatz nach dem Schlusspfiff. Er ließ die FC-Hymne in Dauerschleife laufen. An der Ampel hielt ein Familienvater jubelnd mit mehreren Pänz: „Heute zählt erst mal, dass wir nicht abgestiegen sind!“
Viele Fans, vor allem die friedlichen, waren mit den Nerven am Ende. Was für ein Finale. Und der FC hat noch nicht fertig. Die Relegation dürfte für die Kölner Polizei einmal mehr viel Arbeit bedeuten.