Der Kölner Hauptbahnhof war früher ein richtiger Prachtbau. Davon ist jetzt nichts mehr übrig.
Fotos zeigenDer erste Kölner Hauptbahnhof sah ganz anders aus – nach 25 Jahren schon zu klein
Der Kölner Hauptbahnhof ist Dreh- und Angelpunkt im Rheinland. Aber der erste Kölner „Centralbahnhof“, der am 25. Mai 1859 eröffnet wurde, sah ganz anders aus.
Exakt 35 Jahre später, am 25. Mai 1894, wird der Nachfolgebau eingeweiht. Die Kölner und Kölnerinnen nennen ihn „Schlösschen der Reisenden“. Der Gründerzeit-Prachtbau weicht 1955 dem Zeitgeist.
Kölner Hauptbahnhof – früher war es der „Centralbahnhof“
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts hat Köln vier Bahnhöfe konkurrierender Gesellschaften: Die Station „Am Türmchen“, heute Theodor-Heuss-Ring, die „Rheinstation“ in der Trankgasse, den „Bahnhof Pantaleon“ und den „Mindener Bahnhof“ in Deutz.
Als 1854 die Lage der Dombrücke (heute Hohenzollernbrücke) festgelegt wird, beginnen auch die Planungen für den zentralen Bahnhof, der die Stationen zusammenfasst. Um genügend Platz zu schaffen, opfert die Stadt den alten Botanischen Garten, dessen Beete bis an den Dom heranreichen. Angelegt haben ihn im 17. Jahrhundert die Jesuiten aus der Marzellenstraße.
Der Standort? Heikel. Zum einen wegen der Aufgabe der Grünfläche innerhalb der Stadtmauern; zum anderen, weil Dombaumeister Zwirner befürchtet, der Bahnhof könne im Fall eines Krieges Ziel von Angriffen sein – und den Dom in Mitleidenschaft ziehen.
Dennoch: Der Neubau wird nach Plänen von Herrmann Otto Pflaume umgesetzt. Die Bahntrasse wird von der Brücke kommend über die Maximinenstraße gelegt und dann, den Eigelstein zwischen Ritterstraße und Weidengasse querend, durch die mittelalterliche Stadtmauer geführt.
Dieser erste Centralbahnhof wird 1859 eröffnet und ist knappe 25 Jahre später schon zu klein. Am 9. Januar 1883 beschließt der Stadtrat deshalb den Neubau an gleicher Stelle.
1889 wird nach Plänen des Aachener Architekten Georg Frentzen losgelegt. Hingucker sind neben der spektakulären, 255 Meter langen und 64 Meter breiten Bahnsteighalle aus Eisen und Glas, das prachtvolle Empfangsgebäude mit seinen beiden Seitenschiffen und dem 42 Meter hohen Turm , in dem sich das „Fürstenzimmer“ befindet.
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Eingeweiht wird das Schmuckstück am 25. Mai 1894. Der neue Bahnhof ist eine Kombination aus Kopf- und Durchgangsgleisen und einem zweistöckigen Wartesaal-Häuschen mittendrin.
Das wird 1909 abgerissen, weil das Streckensystem erweitert und der Bahnhof deshalb erneut umgebaut wird. Dabei entsteht der noch heute beliebte Alte Wartesaal.
Kaum jemandem bekannt ist wohl der Tunnel, durch den von der ehemaligen Alten Hauptpost An den Dominikanern Briefe und Pakete direkt zum Bahnhof befördert werden können.
Das Amt weicht einer Senioren-Residenz – der Tunnel und die dazugehörigen Anlagen existieren noch heute und werden für die Lagerung der Speisen und Getränke für Speisewagen genutzt.
Tunnel unter dem Kölner Bahnhof gibt es immer noch
Die Pracht des alten „Centralbahnhofs“ überlebt den Zweiten Weltkrieg nur leicht beschädigt, nicht aber den Zeitgeist: Die Schäden hätten relativ leicht behoben werden können.
Aber die Gründerzeit-Architektur, die Türmchen und Bögen gefallen nicht mehr. Sie werden 1955 abgerissen. 1957 entsteht die neue Empfangshalle mit ihrer Glasfassade, so wie wir sie heute kennen.
Der Artikel von Inge Wozelka erschien am 22. Mai 2019 im EXPRESS in der Reihe „Kölner Zeitreise“.