Die Kölner Friseure haben besonders unter der Pandemie gelitten. Sie beklagen nun auch einen Schwarzmarkt, der sich mittlerweile auf beiden Seiten etabliert hat. Die Folgen für die ehrlichen Kollegen sind spürbar.
„Tut verdammt weh“Kölner Friseure kämpfen mit Tief – Grund könnte zum Dauerzustand werden
„Für die Friseure ist das gerade eine sehr schwierige Situation“, sagt der Obermeister der Friseurinnung Mike Engels gegenüber EXPRESS.de. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie haben einige Berufsgruppen unter den Folgen besonders zu leiden – auch die Kölner Friseure.
Immer noch ist kein Ende der Krise in Sicht. Kein Karneval, viel Homeoffice und die Gewöhnung an „Selfmade-Frisuren“ führen bei der Kölner Kundschaft dazu, dass der Friseurbesuch zur Seltenheit wird. Leider hat sich auch Schwarzarbeit etabliert. Im Gespräch mit EXPRESS.de schildern Kölner Friseure die aktuelle Situation – und warum diese zum Dauerzustand werden könnte.
Kölner Friseure mit weniger Umsatz: „Schwierige Situation“
„Wir haben immer noch zwischen 25 und 30 Prozent weniger Umsatz als 2019 und das tut schon verdammt weh“, präzisiert der Obermeister der Friseurinnung, Mike Engels, in Köln. Im Vergleich zum letzten Jahr im Lockdown würden sich die Friseure zwar über jeden Kunden freuen, doch Engels formuliert die aktuelle Lage drastisch:
„Jeder Kunde, den wir im Januar 2022 bedienen, ist ein Kunde mehr als letztes Jahr, aber im Großen und Ganzen haben wir nichts zu tun. Es ist sehr ruhig seit dem Jahreswechsel. In vielen Salons herrscht absolute Flaute, die Menschen sind auch wegen der Omikron-Welle sehr vorsichtig“, so der Obermeister der Kölner Friseurinnung.
Kölner Friseure: Weniger Farbe auf dem Kopf? Farbmarkt-Rückgang
Die Ursachen für das Kundenminus seien vielfältig. „Wenn in zwölf Monaten ein Betrieb vier Monate lang geschlossen hat, dann haben die Kunden in der Zwischenzeit auch im Supermarkt, der Drogerie oder auf dem Schwarzmarkt Lösungen gefunden. Und warum sollten sie diese Alternativen dann so schnell wieder aufgeben?“ fasst Engels die Lage zusammen.
Ein weiterer Faktor seien auch tatsächliche Krankheitsfälle. „Bei uns sind gerade die Terminabsagen der Kunden wegen Corona-Infektionen in die Höhe geschnellt“, schildert Friseur Nils Ferrand. Er führt in der Kölner Südstadt den Salon: „Scissors by Ferrand.“
Köln: Friseure und Einzelhandel – Folgen werden nach Corona spürbar sein
Gerade die Kundinnen würden aber generell seltener zum Friseur kommen und sich die Haare färben lassen. „ Es gibt kaum noch Hochzeiten und Anlässe, sich schick zu machen, die Pandemie wirkt sich auf alles aus“, so der Friseurmeister. Weniger Laufkundschaft sei ebenfalls ein Problem. Gleichzeitig kämpfen die Kunden mit Inflation, gestiegenen Energiekosten und müssen ihr Geld zusammenhalten.
Für Ferrand keine vorübergehenden Phänomene. „Für Friseure, Gastronomen und den Einzelhandel werden die Folgen nach Corona spürbar sein. Der Friseur-Markt muss sich grundsätzlich ändern, um zukunftssicher zu werden“, meint der Friseur.
Laut der Handwerkskammer zu Köln hat die Pandemie bisher zumindest nicht zu zahlreichen Schließungen geführt. Stand heute gibt es in Köln insgesamt 1.018 Friseurbetriebe, erklärt ein Sprecher auf Anfrage von EXPRESS.de. Seit 2020 seien insgesamt 257 Betriebe von der Handwerksrolle gelöscht worden. „Inwieweit die Löschungen auf Corona zurückzuführen sind, können wir nicht sagen“, so der Sprecher.
Köln: „Schwarzmarkt unfassbar in die Höhe geschnellt“
Umsatzrückgänge seien ebenfalls ein Thema. Doch nicht nur das Verhalten der Kunden hat sich verändert, auch auf der Seite der Friseure ist einiges anders geworden.
„Schwarzarbeit ist unfassbar in die Höhe geschnellt. Ich bekomme nur noch Teilzeit-Bewerbungen. Die Bewerber sagen mir, dass sie den Rest schwarz von zu Hause aus machen wollen“, so Ferrand fassungslos. Gleichzeitig würden Kunden häufiger nach den privaten Handynummern der Mitarbeiter fragen.
„Ich habe das alles bei der Stadt Köln gemeldet“, so der Friseurmeister. Noch habe man aber nicht allen Fällen nachgehen können. Wahrscheinlich seien es schlicht zu viele. Viele ehrliche Friseur-Kollegen seien über die etablierte Schwarzarbeit sehr verärgert. Zu Recht!
Kölner Friseure kämpfen mit Rückzahlung der Corona-Soforthilfe
Das bestätigt auch die Friseurin Heike Beckmann-Kuckhoff aus Nippes. „Die Schwarzarbeit boomt. Ich habe noch nie schwarz gearbeitet, beim nächsten Lockdown würden das aber sicher viele machen“, so die Friseurin.
Auch ihr sei insgesamt das veränderte Kundenverhalten aufgefallen: „Die Kunden kommen in größeren Abständen – dadurch haben die Friseure natürlich weniger Einnahmen.“
Eine weitere Herausforderung sei die Zurückzahlung der Corona-Soforthilfe. Von den erhaltenen 9.000 Euro soll die Friseurin aus Nippes aktuell 2.000 Euro zurückzahlen. „Das sehe ich nicht ein. Deswegen habe ich bereits Klage eingereicht“, so die Friseurin. Noch sei unklar, was dabei herauskommt. Doch kampflos aufgeben, das will sie auf keinen Fall.