Sie fühlen sich bereits als Sündenböcke der Corona-Krise. Und nun kommt auch noch die 2Gplus-Regelung. EXPRESS.de hat Reaktionen von Top-Wirten aus der Stadt zu den aktuellen Regierungsbeschlüssen gesammelt.
„Sollen endlich zu machen“Kölner Wirte über 2Gplus-Regelung – die Meinungen sind geteilt
Die Omikron-Variante spukt durch Europa – und die Politik reagiert mit strengeren Verordnungen und Beschlüssen angesichts wachsender Inzidenzen.
Die Gastronomie ist ohnehin durch das lasche Wintergeschäft gebeutelt und sieht sich nun mit weiteren Verschärfungen für ihre Kunden konfrontiert: 2Gplus wird Standard – so der entsprechende Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz vom Freitag (7. Januar). Wie reagieren die Kölner Wirte darauf?
Kölner Südstadt-Wirt enttäuscht über die Corona-Politik
„Die sollen endlich zumachen, anstatt es uns immer schwieriger zu machen. Die Umsätze sind zur Hälfte eingebrochen, die Kosten sind aber noch die gleichen. Mir fehlen einfach die Worte“, zeigt sich Costa Fotiadis, Wirt des in der Südstadt beliebten „Filos“, geradezu konsterniert.
Auch Alex Haag vom „Wirtz“ an der Vringsstrooß in Köln hat die Faxen dicke: „Es wird immer schwerer durchzuhalten. Es ist nur noch frustrierend und demotivierend. Andererseits möchte ich auch nicht diese Entscheidungen tragen müssen.“
Kölner Wirt aus Sülz: „Finden das gut, sonst hat man Wettbewerbsnachteil“
Dylan Stuka (26), Chef vom „Deli Sülz“, hat dazu eine ganz andere Meinung. Der junge Gastronom aus Köln-Sülz begrüßt die politischen Vorschläge und sieht sie als weiteren Anreiz für viele Gäste, sich zeitnah boostern zu lassen. „Wir finden das gut. Denn momentan hätten wir einen Wettbewerbsnachteil, wenn wir freiwillig auf 2Gplus setzen würden. Wenn aber für alle Wirte die gleichen Regeln gelten, wandern die Gäste nicht zur Konkurrenz ab.“ Langfristig sei 2Gplus für die Gastronomie wahrscheinlich das neue 2G, so Stuka im Gespräch mit EXPRESS.de.
Daniel Rabe von der „Bagatelle“ und Gründungsmitglied des Kölner Gastronomieverbands IG Gastro sagt dazu: „Für die Kölner Innenstadt ist es nicht so relevant, weil die meisten Kunden schon geboostert sind. In ländlichen Regionen aber, wo nicht so viele geimpft sind, dürfte es ein ziemliches Desaster sein für die Gastronomie.“
Kölner Top-Wirt: „Die Politik reagiert zu spät!“
Martin Schlüter vom „Reissdorf am Hahnentor“ denkt über das Corona-Chaos wie folgt: „Ich hatte es so erwartet und bin zunächst einmal froh, dass wir dann weiterhin geöffnet haben könnten. Unsere Gäste sind eh bereits zu weit über 80 Prozent geboostert und der Rest holt das jetzt hoffentlich ganz schnell nach. Zusätzlich sehe ich Omikron eher als Chance, schneller aus der Pandemie zu bekommen und vielleicht können wir doch noch zusammen mit unseren Gästen Fastelovend feiern.“
Peter Heising vom „Heising & Adelmann“ (H&A) in der Kölner Friesenstraße: „2Gplus machen wir schon seit Anfang November im H&A. Alles andere finde ich nicht konsequent. Mit lediglich 2G hat die Politik erlaubt, dass sich Geimpfte untereinander ungehindert anstecken konnten. Viele Geimpfte haben sich in einer falschen Sicherheit gewogen, die Politik reagiert damit richtig – nur wie so oft zu spät! “
Der Gastronom weiter: „Es wäre natürlich konsequent, nicht nur in der Gastronomie, sondern in allen Bereichen 2Gplus einzuführen. Ansonsten würde nur die ohnehin schon gebeutelte Gastronomie weiter geschwächt. Und es ist extrem wichtig, dass der Staat endlich adäquaten Ausgleich bezahlt an alle, deren Betriebe geschwächt werden durch diese Maßnahmen. Das wurde leider bisher ‚vergessen‘.“
Manfred und Elke Zender von der im Karneval bekannten „Kleinen Hofburg“, dem „Em Hähnche“ an St. Gereon: „Wir würden die 2Gplus-Regel befürworten, wenn geboosert als plus gilt und die anderen mit Test. Wir müssen jetzt alle mit helfen, das wir gut durch den Winter kommen und die Gastronomie offen bleibt.“
Alexander Manek vom legendären Jecken-Hotspot „Haus Unkelbach“ auf der Luxemburger Straße: „Die Kollegen haben ja schon alles gesagt, ich denke auch, dass die meisten meiner Gäste dat Boosterding haben. Trotzdem wäre ein vierwöchiger Lockdown mit Ausgleichszahlungen am besten. Wir verringern nun die Fläche und arbeiten mit minimalem Personalaufwand.“