Mit dem türkischen Lieferdienst Getir drängt ein neuer Player nach Köln. Das Unternehmen will die Arbeitsplätze in Deutschland von 300 auf etwa 10.000 erhöhen.
Milliarden-Firma kommt nach Köln10.000 Arbeitsplätze bei Getir – und noch mehr Bewegung im Markt
Köln. Der Markt in Sachen Lebensmittel-Bringdienste in Köln wird immer umkämpfter. Und offenbar schaltet sich nun ein weiterer Player ein: Der türkische Schnelllieferdienst für Lebensmittel, „Getir”, plant zwei Monate nach seinem Start in Berlin eine rasche Ausweitung des Geschäfts auf dem deutschen Markt und siedelt sich auch in Köln an.
Die Zahl der Mitarbeiter soll bis Ende des laufenden Jahres von derzeit 300 auf rund 1000 steigen. „Für die nächsten zwei Jahre gehe ich von 10.000 Arbeitsplätzen in Deutschland aus“, sagte Unternehmenschef Nazim Salur der „Welt“. Wie viele Arbeitsplätze davon auf Köln entfallen werden, ist allerdings noch nicht klar.
Getir kommt nach Köln: Bis zu 10.000 Jobs in ganz Deutschland?
Noch im Jahr 2021 will Getir neben Berlin und Köln fünf weitere deutsche Städte bedienen, zunächst im Oktober Hamburg, dann auch Düsseldorf, Dortmund und Essen sowie eine Stadt in Süddeutschland – hier kämen Stuttgart, Nürnberg oder München in Betracht, sagte Salur weiter. Dort suche Getir nach Standorten für Verteilcenter.
Wichtig auch in Köln: Trotz des hohen Tempos brauche das Unternehmen schon zum Start eine ausreichende regionale Marktdurchdringung: „Wir wollen von Anfang an mindestens die Hälfte der Bevölkerung in den Städten erreichen, in denen wir antreten.“ Das macht die Auswahl der Verteilcenter elementar wichtig.
Getir wird auf Wert von etwa 6,8 Milliarden Euro geschätzt
Was für eine Firma kommt da genau in die Stadt? Das von Salur 2015 in Istanbul gegründete Unternehmen ist bisher in Deutschland noch kaum bekannt, gilt jedoch laut „Welt“ mit einem Unternehmenswert von umgerechnet 6,8 Milliarden Euro als das wertvollste Startup der Türkei.
Bisher sammelte Getir (zu deutsch: "Bring") demnach in drei Finanzierungsrunden knapp eine Milliarde Dollar bei Investoren zur Finanzierung des internationalen Wachstums ein, darunter in Deutschland. Auch in London, Paris und Amsterdam fahren seit wenigen Monaten die lila-gelben Elektro-Mopeds der Getir-Boten.
Lieferdienste oftmals wegen Arbeitsbedingungen in der Kritik
Wie bei vielen Lieferdiensten in der Branche stellt sich auch bei Getir die Frage nach den Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter. Bei Firmen wie etwa „Flaschenpost” hatte es in der Vergangenheit viele Negativmeldungen gegeben. Salur erklärte dazu, Getir zahle einen Stundenlohn von anfänglich 10,50 Euro.
Die Boten hätten außerdem die Wahl zwischen unbefristeten festen Vollzeitstellen und temporären oder Teilzeit-Jobs. Zudem würden an den Verteilstellen Ruheräume und Toiletten zur Verfügung gestellt. Die körperliche Belastung halte sich durch die Verwendung von E-Mopeds in Grenzen. Auch werde kein Bote zu übermäßiger Eile gedrängt.
In Deutschland gibt es bereits eine ganze Reihe von Bringdiensten, viele der Angebote gibt es bisher aber nur in größeren Städten wie eben Köln. Insbesondere die sehr schnellen Lieferdienste, die Einkäufe in zehn Minuten an die Haustür bringen (z.B. Gorillas), arbeiten aus einem engen Netz von zentral gelegenen Lagern, das nur in den Innenstädten großer Städte besteht. Supermarktketten wie Rewe oder der Onlineanbieter Amazon Fresh haben ein deutlich weiter ausgebautes Logistiknetz. (tw, mit dpa)