Die Premiere des neuen Hallenfußball-Formats Icon League wurde in der Lanxess-Arena zur XXL-Veranstaltung. Im Mittelpunkt stand der letzte Auftritt von Toni Kroos. Die Halle war komplett ausverkauft.
Icon League in KölnKroos ballert sich mit Tor in die Fußball-Rente – Tops und Flops der neuen Hallen-Liga
Um 20.37 Uhr war es so weit. Mit einem satten Linksschuss traf Toni Kroos (34) am Sonntagabend (1. September 2024) zum zwischenzeitlichen 7:2 für das Team B2B United. 58 Tage nach dem EM-Aus gegen Spanien war es das erste Mal, dass der Weltmeister noch einmal vor Publikum auf dem Platz stand.
Elf Minuten später war dann endgültig Schluss. Mit einem 9:2-Erfolg verabschiedete sich Deutschlands Fußballer des Jahres in der ausverkauften Lanxess-Arena in die Rente. Bei der von ihm mitgegründeten Icon League feierte Kroos in seiner Wahlheimat noch einmal einen gebührenden Abschied.
Icon League: Toni Kroos trifft in seinem letzten Spiel
Der rote Teppich wurde ausgerollt, ein Orchester spielte eine Fanfare, auf dem Platz gab’s einen XXL-Blumenstrauß, am Ende ließen die Kollegen ihn hochleben. Das letzte Kroos-Spiel seiner Karriere wurde frenetisch bejubelt. „Mir kam zugute, dass wir schnell 3:0 geführt haben, da konnte ich mir auch mal eine Pause gönnen“, sagte der sechsmalige Champions-League-Sieger.
Eins war ihm besonders wichtig: „Ohne Tor konnte ich nicht nach Hause gehen.“ Schließlich hatte sein Bruder Felix in einem vorangegangenen Duell ebenfalls getroffen und zudem eine Vorlage geliefert. Dass Toni sogar zwei Fehlpässe beim schnellen Hallenkick unterliefen, war ihm ausnahmsweise egal: „Mir ging es ums Ergebnis. Wir haben den Gegner überrollt.“
Die letzten aktiven Kroos-Momente überstrahlten bei der Premiere der neuen Hallen-Liga alles. Insgesamt zog sich der Auftakt über neun Stunden. Die sieben Begegnungen waren mal mehr und mal weniger spannend und sehenswert. EXPRESS.de war dabei und zieht eine erste Bilanz der neuen Icon League.
Icon League: Das lief gut
Die Resonanz auf das neue Format war enorm. Die Lanxess-Arena bildete mit über 19.000 Fans eine beeindruckende Kulisse. „Solch ein Star-Aufgebot ist selbst hier in der Arena etwas Besonderes. Wahnsinn, welche Qualität diese Veranstaltung mit sich bringt“, schwärmte Geschäftsführer Stefan Löcher. Auch der zweite Spieltag am 9. September im Düsseldorfer Castello ist schon ausverkauft.
Auch der bei Twitch ausgestrahlte Livestream sorgte für neue Bestmarken. 230.000 Interessierte schalteten dort in der Spitze ein, um einen Eindruck vom neuen Format zu bekommen. Bei der Begrüßung merkte Streamer Elias Nerlich (26), der das Event als „Präsident“ mitorganisiert hat, begeistert an: „Toni Kroos hat Gänsehaut. Das will schon was heißen.“
Insgesamt 53 Tore fielen in den sieben Begegnungen. Der Einsatz der Banden und die etwas größeren Tore, die extra für das Turnier gefertigt wurden, sorgten für viel Spektakel. „Es fallen viele Tore, es geht richtig schnell, das macht Spaß“, sagte Laura Wontorra trotz Niederlage gut gelaunt. Die Fans sahen auch noch zwei Bundesliga-Legenden in Aktion. Franck Ribéry (41) ging bei seinem Spiel leer aus, Claudio Pizarro (45) durfte einmal jubeln.
Nach dem langen Tag zogen die beiden Initiatoren zufrieden Bilanz. „Alle Erwartungen wurden übertroffen. Das war erst der Anfang. Es ist nicht wie bei einem normalen Fußballspiel, was 90 Minuten dauert oder wie bei einem Konzert. Das dauert hier schon länger“, sagte Nerlich. Kroos war von der Intensität angetan: „Das hat Bock gemacht. Die Jungs waren heiß, es gab ein paar ordentliche Zweikämpfe, es waren keine Freundschaftsspiele.“
Basketball-Weltmeister Dennis Schröder (30) hatte seine Zusage gegeben, beim Auftakt dabei zu sein. Selbst ein langer Stau hielt den NBA-Star nicht davon ab, in die Arena zu kommen. „Ich habe fünfeinhalb Stunden gebraucht, aber ich hatte versprochen, dass ich komme“, sagte der Superstar. Schröder trat zum Dreier-Contest an, versenkte acht Bälle. Kroos schaffte auch beeindruckende sechs Treffer.
Rund um den Kunstrasen tummelte sich die Prominenz. Moderatorin Laura Wontorra, Rapper Luciano, Kommentator Wolff-Christoph Fuss oder Nationalspieler Robert Andrich gingen als „Team-Heads“ voll mit. Sänger Finch stimmte mit Megafon in Ultra-Manier den Fanblock von Motor Neufünfland an.
Die Produktion der Icon League ist sehr hochwertig. Nerlich sprach von einem Sieben-Millionen-Euro-Projekt pro Saison. Das Preisgeld beträgt allein 500.000 Euro. Drei Besucher sicherten sich beim Zielschießen insgesamt 5000 Euro. Erstklassiger Kunstrasen, aufwendige Lichttechnik und viele Elemente am Rande, wie der Auftritt der FC-Cheerleader oder der Einmarsch der Fokus Eagles mit Adler auf dem Arm von Sidney Friede, machten Eindruck.
Icon League: Da hakt es noch
Das Format lockt mit großen Namen. Doch bei so vielen Top-Stars ist es unmöglich, dass immer alle vor Ort sind. Die Real-Madrid-Stars Antonio Rüdiger und David Alaba, Bayern-Verteidiger Alphonso Davies, das Monaco-Duo Breel Embolo und Ismail Jakobs sowie NHL-Superstar Leon Draisaitl und Rapper Ski Aggu waren nicht beim Auftakt dabei.
Andere Sport-Stars waren zwar in der Halle, kickten aber nicht mit. Leipzigs Benjamin Henrichs oder Leverkusens Robert Andrich beließen es bei der Trainerrolle. Mit Luciano und Reezy waren auch zwei Top-Rapper hinter der Bande. Eine musikalische Kostprobe gab es von ihnen aber nicht. Nur Bausa legte mit Badchieff einen Kurz-Auftritt hin.
Dafür lief während der Spiele unentwegt Musik, stellenweise auch viel zu laut. Die permanente Dauerberieselung sorgte dafür, dass keine richtige Fußball-Atmosphäre aufkommen konnte. Zudem kämpfte der Hallensprecher penetrant um Stimmung. „Köln, macht mal ein bisschen Lärm“, war im Zehn-Minuten-Takt zu hören.
Nach dem Wirbel um die Baller League hat auch die Icon League mit Vorbehalten zu kämpfen. Viele Amateur-Vereine ärgern sich, dass ihre Spieler beim lukrativen Hallenkick mitmachen und suspendieren ihre Akteure stellenweise. In Köln lief ein Spieler von DNA Athletics sogar mit Maske auf, um nicht erkannt zu werden.
Noch schlimmer war der Zwischenfall um Niklas-Wilson Sommer. Der 26-Jährige spielt in der Regionalliga-Mannschaft des 1. FC Nürnberg, betreut aber auch mit David Alaba ein Team. Weil der ein Foto mit einem abgewandelten Bayern-Trikot bei Instagram gepostet hatte, wurde er in der Nacht zu Sonntag vor seiner Haustür aufgelauert und körperlich angegriffen.
Der Streamer kam mit Fischerhut und Sonnenbrille in die Lanxess-Arena. Immerhin konnte er einen 2:0-Erfolg seines Teams feiern. Toni Kroos will seine Liga nicht als Konkurrenz-Produkt sehen. „Es war die Idee, den Fußball etwas interessanter zu machen als er aktuell ist. Wir wollen den klassischen Fußball nicht verdrängen, sondern den Fußball-Fans eine Option bieten“, sagte er. Das sehen einige Traditionalisten offenbar anders.