Sogar Supermärkte verwüstetBandenhorror: Kölner Polizei muss Stadtteil sichern

EXPRESS-Reporter

EXPRESS-Redakteur Ayhan Demirci im Gespräch mit einer Anwohnerin: „Ich gehe nach acht Uhr nicht mehr ohne Begleitung raus. Dass die Polizei jetzt Präsenz zeigt, ist wichtig.“

Köln – Randale, Erpressung, Angriff auf Polizisten: Im Kölner Stadtteil Bocklemünd stellt eine Gruppe von Jugendlichen und jungen Männern Anwohner und Behörden vor eine Machtprobe. Die Kölner Polizei hat beschlossen, mit massiver Polizeipräsenz dagegenzuhalten. Der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Josef Wirges erklärte zu den Tätern: „Sie wollten testen: Wem gehört die Stadt?“ Das könne man nicht dulden.

Görlinger Zentrum im Visier der Bande und der Polizei

Die Rede ist von einem harten Kern von bis zu zehn Heranwachsenden und jungen Männern im Alter von 12 bis 25 Jahren, bei der Mehrzahl der Gruppe handele es sich um Strafunmündige. Schauplatz der Taten ist das Görlinger Zentrum.

Das Görlinger Zentrum

Das Görlinger Zentrum in Bocklemünd.

Imbiss-Besitzer berichtet: Geschäftsleute wollen weg, wenn sich nichts ändert

Betreiber mehrerer Geschäfte und Gaststätten in der Fußgängerzone werden terrorisiert. Der Betreiber des Imbisses „Fast Man“, Baljit S. (38) erklärt: „Mit den Chefs vom Rewe und vom Netto sind wir uns einig. Wir haben den Behörden erklärt, entweder man tut jetzt was gegen die Situation oder wir müssen alle raus hier.“ Der Filialleiter vom Netto will sich nicht näher äußern. Aus dem Rewe verlautet, die Situation sei schlimm.

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Imbiss

Imbissbesitzer Baljit S. (Mitte) und seine Mitarbeiter Ilyas (rechts) und Muhammed werden von jugendlichen Tätern bedroht. Mit den Behörden wollen sie sich zur Wehr setzen.

Die Täter setzen die Betreiber mit Drohungen unter Druck und verlangen Speisen und Getränke bzw. Waren jeder Art – für lau. Andernfalls fliegen Stühle durch die Gegend, werden Regale umgeschmissen und geplündert, nachts fliegen Eier gegen die Geschäfte.

Rewe

Die umliegenden Geschäftsleute wurden Ziel mehrerer Attacken, ein Tatort: der Rewe

Ein Kioskangestellter sagt, seinem Kollegen sei durch die Bande die Hand gebrochen worden, nachdem er kein Bargeld rausgerückt hatte. Imbisschef Baljit S. erzählt weiter, dass einmal nach Erstattung einer Anzeige die Täter samt ihrer Eltern wiederkamen und in seinem Laden randalierten: „Plötzlich standen hier 25 Leute und bedrohten uns.“

Gerade viele seiner älteren Kunden kämen aus Angst nicht mehr her. „Diese Leute haben es letztes Jahr geschafft, das Viertel in den Griff zu bekommen“, sagt ein Betroffener.

Übereinstimmend berichten Anwohner, nach acht Uhr nicht mehr alleine auf die Straßen zu gehen, sondern immer nur in Begleitung.

Polen-Böller: Lärmterror im ganzen Viertel

Bereits in den Wochen vor Silvester hatten die Chaoten von Bocklemünd zudem mit illegalen, ohrenbetäubend lauten sogenannten Polen-Böllern für Angst und Schrecken gesorgt. Eine Anwohnerin erzählt: „Ich ging mit meinem Hund durch die Fußgängerzone und meinte, sie sollten es wenigstens dem Tier zuliebe sein lassen. Sie haben nicht gehört.“

Kölner Polizisten wurden mit Raketen beschossen

Mit Raketen wurden auch Polizisten beschossen. Um einer möglichen Eskalation in der Silvesternacht vorzubeugen, wurde schon am frühen Silvesterabend eine Hundertschaft ins Viertel abgeordnet. „Vor dem Rewe ist ein kleines Kind von solch einem Böller verletzt worden“, erzählt eine Frau, „die Mutter war außer sich.“

Bürgermeister Josef Wirges

Der Ehrenfelder Bürgermeister Josef Wirges (SPD)

Bürgermeister Josef Wirges mit Polizei vor Ort

Stadt, Politik und Polizei haben weitere massive Maßnahmen in Gang gesetzt. Am vergangenen Donnerstag und am Samstag waren jeweils ca. 40 Polizisten über fünf Stunden im Einsatz und führten Kontrollen durch.

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Die Polizeimaßnahmen sollen in den kommenden Wochen in der Form weitergehen. Bürgermeister Josef Wirges war am Samstag mit vor Ort: „Die letzten Einsätze haben zu einer gewissen Befriedung geführt, das muss fortgesetzt werden. Wir nehmen nicht hin, dass die Menschen im Viertel verängstigt werden. Die Bürger zeigten sich dankbar für den Einsatz.“

Die Rädelsführer der Gruppierung müsse man sich zur Brust nehmen. Nur wenn sie merkten, dass im positiven Sinne durchgegriffen werde, könne man Erfolg haben. Aber es würden auch Gespräche mit Streetworkern geführt, auch das für Präventionsangebote zuständige Jugendamt sei aktiv.