11.11. in KölnWDR-Absage: Jetzt redet der Willi-Ostermann-Chef Klartext
Köln – Das Telefon steht nicht mehr still bei Ralf Schlegelmilch: Der Präsident der ausrichtenden Willi-Ostermann-Gesellschaft musste in enger Absprache mit dem Festkomitee und dem WDR eine harte Entscheidung treffen: Die Live-Sendung zur Sessionseröffnung am 11.11. wird nicht stattfinden.
11.11. in Köln: WDR-Absage „mit Herz und Vernunft“
Aber ist die Absage auch gerechtfertigt?
Im EXPRESS-Gespräch macht Schlegelmilch aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Man muss bei der Wortwahl sehr aufpassen. Aber ich finde die Absage natürlich richtig Driss.“
Dabei möchte er nicht falsch verstanden werden: „Unser Credo war immer, dass wir nicht um jeden Preis feiern. Corona stellt alles in den Schatten, das finde ich Driss. Dass wir die Veranstaltung absagen, ist eine Entscheidung des Herzens und der Vernunft.“ Letztlich habe man sehr eng mit dem WDR und dem Festkomitee entschieden. „Da gab es überhaupt keine große Diskussion. Allen war und ist der Ernst der Lage bewusst gewesen.“
In der Pressemitteilung formuliert es die Ostermann-Gesellschaft so: „Eine Sessionseröffnung mit aufwändigem Bühnenprogramm und einer entsprechenden Produktionsgröße passt, auch wenn sie drinnen und nicht auf dem Heumarkt stattgefunden hätte, nicht in diese Corona-Zeit mit täglich rasant wachsenden Infektionszahlen.
Die Sessionseröffnung der Willi-Ostermann-Gesellschaft stand immer für jecken Frohsinn, Ausgelassenheit und dafür, alle Sorgen hinter sich zu lassen. Das ist im November 2020 leider nicht möglich. Ebenso umfasst uns die Sorge, dass wir doch privaten Feiern Vorschub leisten könnten. Die Absage der Veranstaltung ist daher die nötige Konsequenz.“
Ostermann-Präsident: „Hätten nicht eine Minute Freude gehabt“
Steigende Zahlen auf Intensivstationen, viel Leid für Betroffene und die leidende Wirtschaft. Schlegelmilch redet Klartext: „Wie hätten Sie entschieden? Wir als Willi-Ostermann-Gesellschaft hätten so nicht eine Minute mit Freude den Tag begehen können.“
Vorausgegangen ist bei der Willi-Ostermann-Gesellschaft ein Kraftakt, den es noch nie vorher gegeben hat. „Seit Mai sind wir täglich Stunden damit beschäftigt gewesen, Alternativen zu suchen. Denn uns war sehr früh klar, dass es wohl nicht auf die Bühne am Heumarkt hinauslaufen würde“, beschreibt Schlegelmilch, wie viel liebevolle ehrenamtliche Arbeit hinter dem „Projekt 11.11.“ bei den Ostermännern steckt.
Erst der ursprüngliche Heumarkt-Plan, dann der Umzug zum Ostermann-Brunnen, dann in die Wagenbauhalle des Festkomitees und schließlich in die Event-Halle. Das alles habe auch geplant werden müssen. „Das sieht man ja nicht im Fernsehen, was unser Verein im Vorfeld geleistet hat“, so Schlegelmilch.
Und dennoch hat man jetzt Verantwortung übernommen und eine lange Tradition abgesagt. Dafür erhält die Ostermann-Gesellschaft in den sozialen Netzwerken schon jetzt erheblich viel Zuspruch. Für Schlegelmilch ein Trost. „Man sieht, dass die Menschen unsere Entscheidung gut nachvollziehen können. Das gibt uns Mut, dass wir sehr richtig gelegen haben.“
Verantwortung und das Gespür für die Gefühle der Menschen trotz aller Einbußen und Rückschläge! Wenn der Kölner Karneval weiter so agiert wie die Willi-Ostermann-Gesellschaft – senden die Kölner Jecken ein verantwortungsvolles Ausrufezeichen in die Republik.