Die Geburt des „Prinz Karneval“ vor 150 Jahren wurde in Bonn gefeiert. Zu Beginn hatte der Prinz allerdings einen weniger klangvollen Namen.
„Einer der begehrtesten Bonner“Prinz Karneval wird 150 Jahre alt – früher hieß er wie ein Schimpfwort
Was das Dreigestirn in Köln ist, sind in Bonn seine Tollität der Prinz und ihre Lieblichkeit die Bonna. Doch das bönnsche Prinzenpaar heißt nicht schon immer so klangvoll. Im Gegenteil. Bei der Geburt der Figur „Prinz Karneval“ vor 150 Jahren wurde eine Figur geehrt, deren Name heute ein Schimpfwort ist.
Damals hatte „Hanswurst“ in der närrischen Zeit das Sagen. An seiner Seite im ersten Bonner Rosenmontagszug am 18. Februar 1828: die römische Freudengöttin „Laetitia“. Die beiden zogen durch Bonn, um sich bejubeln zu lassen. Auf dem Marktplatz war ein Thron errichtet worden, auf dem „Laetitia“ die öffentlichen Huldigungen entgegennahm.
Bonner Karneval: Hanswurst von bösem Zauberer entführt
Heute steht Hanswurst für eine dümmliche, nicht ernst zu nehmende Person, die sich lächerlich macht. Seit dem 16. Jahrhundert war er jedoch als derb-komische Gestalt der deutschsprachigen Stegreifkomödie (Vorform des heutigen Improvisationstheaters) bekannt und wurde dann für den Karneval wiederentdeckt. Der lachende, tanzende Hanswurst als Identifikationsfigur für das einfache Volk.
Die Geschichte des Bonner Hanswursts bekam noch eine poetische Verpackung. So hieß es, dass er vom bösen Zauberer Griesgram entführt und in einer Höhle des Siebengebirges gefangen gehalten worden sei. Als er endlich frei kam, sei er in seinen alten Lumpen nach Bonn geeilt und habe sich den Bonnerinnen und Bonnern gezeigt.
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1845 trat zum ersten Mal die „Bonna“ anstelle der „Laetitia“ in Erscheinung und verlobte sich mit Hanswurst. 1873 bekam Hanswurst schließlich die repräsentativere Bezeichnung „Prinz Karneval“.
150 Jahre Prinz Karneval: Feierstunde im Alten Rathaus in Bonn
„150 Jahre Prinz Karneval zeigt, mit welcher Kraft der Brauch Karneval in Bonn gelebt wird. Seit 150 Jahren steht unsere närrische Symbolfigur für Lebensfreude, für Spaß und für – manchmal leise, manchmal laute – Kritik an der Obrigkeit“, erklärte Festausschuss-Präsidentin Marlies Stockhaus bei einer Feierstunde am Freitag (10. Februar 2023) im Alten Rathaus.
Die Festrede hielt der Pädagoge und „Karnevalsphilosoph“ Wolfgang Oelsner. Außerdem stellten Professor Karl-Heinz Erdmann und Dr. Marcus Leifeld ihr zu diesem Anlass erschienenes Buch „Vom Hanswurst zum Prinzen Karneval – einer der begehrtesten Bonner wird 150 Jahre alt“ vor. Neben dem aktuellen Prinzenpaar, Prinz Christoph II. und Bonna Nadine I., waren auch viele ehemalige Tollitäten bei der Feierstunde dabei. (iri)