Aktuell hustet und schnieft gefühlt ganz Köln. Was bedeutet das für den Sessionsstart am 11.11.? EXPRESS.de sprach mit Experten und Expertinnen.
Wird's nach dem 11.11. noch schlimmer?Heftige Erkältungswelle in Köln – Nachfrage nach Corona-Tests ist riesig
Der Hals kratzt, die Nase läuft. Fast jeder kennt irgendjemanden, der momentan hustet oder schnieft. Aktuell leiden so viele Menschen an einer Atemwegserkrankung wie seit Jahren nicht mehr: Etwa jeder elfte Deutsche ist derzeit krank.
Was heißt das für den Sessionsauftakt in Köln? Karnevalsbands rufen zum Bützen auf. Aber geht das wirklich am 11.11.?
Ist die Feierfreude mittlerweile wieder so groß wie vor Corona?
Wenns nach den aktuellen Songs geht, wird diese Session kräftig gebaggert. Die Paveier singen „Ich will dich heute Nacht“, Brings schmettert vergnügt „E Bützje do, e Bützje he, dat deiht doch keinem Minsche wieh“ und Miljö glaubt „Drieß op wat wor, drieß op wat kütt, mir sin noch doh, alles op hück.“ Wirklich, alles wie früher?
Die Vorverkäufe zu den Veranstaltungen liefen lange schleppend. „Karnevalsphilosoph“ und -autor Wolfgang Oelsner wundert das nicht: „Da klafft eine Schere auseinander. Durch Corona ist aus Vorsicht gerade bei der älteren Generation ein Teil weggebrochen, die sagt: Bruch ich nit mieh. Bei den Jüngeren gibt es eher eine geballte Gegenoffensive, die wollen richtig Gas geben.“
Kann man angesichts der niedrigen Coronazahlen (die Sieben-Tage-Inzidenz lag diese Woche bei 17,0) endlich wieder unbedenklich feiern?
Eher nicht, denn die meisten Schniefnasen testen sich privat und geben ein positives Ergebnis nicht weiter. Thomas Preis aus Köln, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, geht von einer hohen Dunkelziffer aus: „Die Abverkaufszahlen von Corona-Tests in vielen Apotheken haben sich gegenüber September etwa verfünffacht. Ich gehe davon aus, dass sich Corona, anders als 2022, bis zum Ende des Jahres stark ausbreiten wird.“
Im vergangenen Jahr hätten sich die Grippe und das RS-Virus schon früh durchgesetzt, in diesem Jahr werde es eher Corona sein. „Ich empfehle auf jeden Fall, immer den Test zu machen, um andere zu schützen.“
Kommt die nächste Welle?
Ob Covid oder Grippe: Der 11.11. könnte nach Meinung von Thomas Preis eine heftige Infektionswelle auslösen, die nicht nur jeden Einzelnen betrifft, sondern wieder eine Gefahr fürs Gesundheitssystem darstellt, was Ressourcen und Personal angeht.
Macht es Sinn, sich vor dem Sessionsauftakt am Samstag (11.11.2023) noch schnell impfen zu lassen?
Doc „Heiwi“ Esser: „Allen Schlaumeiern, die jetzt losrennen, sei gesagt: Zum einen braucht selbst die Grippeimpfung eine gewisse Zeit, bis der Schutz aufgebaut ist und dann schützt der auch nur vor einem schweren Verlauf abgesehen davon, dass es ja noch ein paar andere virale Erreger gibt, gegen die es keinen Impfschutz gibt.“
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Apotheker Thomas Preis meint, mit Impfung sei man schon besser geschützt für die Tage danach, an denen man besonders im Rheinland mit sehr vielen Infizierten rechnen müsse. Er gibt den Tipp: „Alle über 18 können sich ganz einfach in vielen Apotheken (ohne Anmeldung) gegen Grippe impfen lassen. Die Über-Sechzigjährigen zusätzlich auch gegen Corona.“
Gilt in dieser Session etwa wieder: Bützen verboten?
Die Experten wollen jetzt nicht die totalen Spaßbremsen sein, raten jedoch allesamt zum Feiern im Freien und mit etwas Abstand.
Doc Esser: „Es handelt sich bei den Erkrankungen fast immer um sogenannte Tröpfchen-Infektionen, die super in nicht gelüfteten, vollen Räumen und durch das Bützen übertragen werden.“
Ist es überhaupt noch wichtig, ob jemand Corona oder eine Erkältung hat?
Der Virologe Martin Stürmer dazu im HR-Interview: „Wir sollten tatsächlich langsam anfangen zu akzeptieren, dass Corona eine von vielen anderen Erkältungserkrankungen ist, die unter uns weilt. Und vieles deutet darauf hin, dass durch die vielen Impfungen, die bereits erfolgten Infektionen und die verschiedenen Varianten das Risiko deutlich geringer ist, sich Long Covid zu holen.“
Die Erfahrung von Apotheker Preis: „Corona-Symptome sind oft wie bei einer Erkältung. Jüngere müssen deshalb meist gar nicht die Arztpraxis aufsuchen. Bei älteren und immungeschwächten Menschen ist das Risiko eines schweren Verlaufs weiterhin deutlich höher, genau wie auch bei der Grippe.“
Welche bis dato untypischen Anzeichen könnten darauf hindeuten, dass ich mich mit der neuen Corona-Variante „Pirola“ infiziert habe?
Da wirds für Jecke kniffelig, denn die Symptome zeichnen sich laut RKI durch übliche Karnevals-Nachwehen aus, die auch fette Schminke und wildes Feiern verursachen können. Etwa juckende und gerötete Augen, rote und wunde Finger oder Zehen, Durchfall oder Hautausschlag. Besser abklären.
Kann ich mein Immunsystem vor dem Sessionsauftakt wenigstens etwas aufpeppen?
Um die Schleimhäute feucht zu halten (wichtig für die Virenabwehr), sollte man jetzt viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
„Isländisch Moos, zum Beispiel als Tee oder Lutschtablette, befeuchtet die Schleimhäute. Cistustee enthält viele Antioxidantien und wirkt immunstärkend. Propolis, auch Bienenharz genannt, stärkt ebenfalls das körpereigene Immunsystem.“ So sorgt die begeisterte Jeckin und Heilpraktikerin Eva Götten aus Hürth selbst vor.
Sie empfiehlt zudem, morgens einen Ingwershot zu trinken. 100 g Ingwer schälen und in grobe Stücke schneiden, drei Zitronen auspressen, 50 ml Agavendicksaft oder Honig hinzufügen, mit Zimt, Kurkuma und Cayennepfeffer würzen. In eine Glasflasche füllen (hält sich ca. 7 Tage).