Einen ganz besonderen Schultag erlebten die Kinder der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Köln-Kalk. Gemeinsam wurden Kostüme gebastelt, dann spielten auch noch die Räuber in der Aula.
Schule im Brennpunkt-VeedelKölsch AG soll den Pänz bei der Integration helfen – Räuber spielen in der Aula
![Sänger Sven West von den Räubern singt mit den Kindern.](https://static.express.de/__images/2025/02/04/08b6b374-0fe1-4163-8a17-12dcd509e400.jpeg?q=75&q=70&rect=16,0,3737,2803&w=2000&h=1402&fm=jpeg&s=599c7a5507a7f9fc424ff17b1b4748bf)
Copyright: Daniela Decker
In der Aula der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Köln-Kalk legten die Räuber am Dienstag (4. Februar 2025) einen Auftritt wie auf den ganz großen Bühnen hin.
Trotz knackiger Session mit jeder Menge Terminen und wenig Schlaf klopften am Dienstagmorgen (4. Februar 2025) die Räuber pünktlich um 8.30 Uhr an die Tür der Mensa der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Köln-Kalk.
Stürmisch begrüßt wurden sie von 80 Schülerinnen und Schülern des fünften, sechsten und siebten Jahrgangs. Auf dem Stundenplan der Pänz und der Räuber stand neben Kostümebasteln für die Schull- un Veedelszöch das Thema Tradition und Geschichte des Kölner Karnevals.
Pänz erfuhren viel über die Geschichte des Karnevals
„Wir sind eine Brennpunktschule. In den Stadtteilen Höhenberg, Kalk und Vingst herrscht eine hohe Kinderarmut. Daher ist es uns als Lehrkräften sehr wichtig, die Kinder zu integrieren und sie in die kölsche Tradition einzuführen, egal aus welchem Land sie kommen“, betonte Lehrerin Stefanie Bittner im EXPRESS.de-Gespräch.
Dank der Idee und der Initiative von Lehrerin Sarah Wiedemann wurde eine Kölsch AG gegründet. „Uns liegt es sehr am Herzen, dass die Kinder mit Karneval nicht nur die Musik und Party verbinden, sondern auch die historische Seite und die Persiflage auf die französischen Besatzungsmächte kennenlernen. Daher sind wir sehr dankbar, dass Christian Dorn, der Historiker der Altstädter, den Kindern zahlreiche Zusammenhänge erklären konnte“.
Im letzten Jahr nahmen die Pänz erstmals an den Schull- un Veedelszöch teil. „Während wir da noch Probleme hatten, 80 Kinder zu motivieren, wurden wir in diesem Jahr von Anmeldungen überhäuft und mussten leider vielen Kindern absagen, da die Teilnehmerzahl begrenzt ist“, erzählte Stefanie Bittner. Dank zahlreicher Spenden ist die Zugteilnahme für die Pänz kostenlos. Hinzu kam die spontane Aktion der Altstädter, die 40 Kartons mit Wurfmaterial zur Verfügung stellen.
Während die Pänz vor einem Jahr noch regelrecht Angst vor der Zugteilnahme, den vielen Menschen und den Blicken hatten, hat das Feedback nach dem Zug die Lehrkräfte umgehauen. Schülerin Vanessa aus der fünften Klasse brachte es für alle auf den Punkt: „Wir gehörten irgendwie dazu. Das war einfach nur großartig.“
![Die Räuber präsentieren die selbst gebastelten Kostüme.](https://static.express.de/__images/2025/02/04/e0e7734a-7573-42a7-ad23-8127106b0f26.jpeg?q=75&q=70&rect=140,0,3584,2688&w=2000&h=1344&fm=jpeg&s=927a67ec9df6c11ad3ac1a0769bcc8b2)
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Die Räuber in den gebastelten Kostümen für die Schull- un Veedelszöch. Das Motto lautet „bunte Brücke“.
Unter dem Motto der Pänz „Mir dräume nit nur von Bröcke, mir baue‘se Stund um Stund“, mischten sich Sven West, Kurt Feller, Martin „Schrader“ Dorn, Martin Zänder und Thommy Pieper unter die Kids und bastelten Kostüme, die angelehnt an den Brings-Song „Bunte Brücke“ sind. Blaue Regenmäntel wurden mit Bildern aus bunten Steinen verziert und der Kopfschmuck symbolisiert eine bunte Brücke.
„Wir haben hier 80 bis 90 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund. Dank der Lehrer wird ihnen die kölsche Sproch nähergebracht. Ihr Musiklehrer Martin Süsterhenn geht mit den Pänz auf die kölsche Musik ein. Unter anderem Räuber-Songs wie ‚Oben Unten‘ und ‚Dat es Heimat‘ wurden geübt, was uns natürlich sehr freut“, gestand Frontmann Sven West lachend.
![Die Altstädter verteilen Kamelle in der Klasse.](https://static.express.de/__images/2025/02/05/ef54918b-f014-4c73-a640-154ead3990f6.jpeg?q=75&q=70&rect=0,101,4000,2250&w=2000&h=1216&fm=jpeg&s=f78e41b9ec0209150ab47cfdca925b1d)
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Die Altstädter brachten auch Wurfmaterial für die Pänz mit. Chris Dorn, Peter Filter und Michael Connemann (v.l.) besuchten die Schule.
„Hinter solchen Projekten, gerade für Pänz, denen es finanziell nicht so gut geht, stehen wir voll. Wir finden es sehr wichtig, gerade in der heutigen Zeit, den Kindern den Karneval näherzubringen, denn viele von ihnen leben zwar in Köln, haben aber von unserer Tradition keine Ahnung. Viele fragen sich, warum laufen da Leute in Uniformen und mit Waffen durch die Stadt. Wir wissen, dass es sich dabei nicht um echte Waffen handelt, aber woher sollen Kinder, die gerade erst mit ihren Eltern aus Kriegsgebieten geflohen sind, dies wissen“, sagte der Sänger.
Nach dem Basteln in der Mensa ging es für alle in die Aula. Mit Klatschmarsch zogen die Räuber auf die Bühne und zelebrierten mit den Pänz einen Auftritt, als wären sie im Gürzenich auf der Bühne. Für viele Kinder war es das erste Mal, dass sie eine Gruppe live auf der Bühne erlebten. Bereits beim Räuber-Evergreen „Wenn et Trömmelche jeiht“ und der Polonaise mit Sänger Sven West war das Eis gebrochen. Lautstark wurde vor und auf der Bühne gesungen und getanzt.
Die Euphorie der Pänz hatte die Räuber komplett angesteckt. „Was wir heute hier erlebt haben, hat uns total glücklich gemacht und gezeigt, wie unterstützenswert solche Aktionen sind. Einmal mehr haben wir festgestellt, dass unsere neue Musikrichtung auch Kinder und Jugendlichen Spaß macht. Das ist ein großes Geschenk, auf das wir total stolz sind“, gestand der Frontmann überwältigt EXPRESS.de.