Die Fortführung der Schull- un Veedelszöch an Karnevalssonntag in Köln stand auf des Messers Schneide. Fünf Wochen vor der Durchführung konnten die Veranstalter Neues zur Finanzierung verkünden.
Kölner Schull- un VeedelszöchZukunft gefährdet – Neuigkeiten zur Finanzierung: „Ich habe Gänsehaut“
Bernhard Conin (70) war sichtlich ergriffen. „Ich kriege ein wenig Gänsehaut. Die Solidarität hat uns zutiefst berührt und zeigt, dass Kölnerinnen und Kölner niemanden alleine lassen“, sagte der Vorsitzende der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums.
Mitte November hatte er noch für eine Schock-Nachricht in der Kölner Karnevalsszene gesorgt. Die immer an Karnevalssonntag stattfindenden Schull- un Veedelszöch stünden vor dem Aus, schon 2026 sei die Durchführung gefährdet, hieß es damals bei der Mitgliederversammlung.
Schull- un Veedelszöch: Seit 1952 ziehen die Jecken durch die Stadt
Unmittelbar nach dieser Verkündung setzte in der Stadt eine große Welle der Solidarität ein. Viele Karnevalsgesellschaften sammelten Spenden, um das Zoch-Ereignis zu retten. Der erste Veedelszoch fand am Karnevalssonntag 1933 statt, seit 1952 ziehen die Jecken auf dem Zugweg des Rosenmontagszuges jährlich durch die Stadt.
Am Freitag (24. Januar 2025) konnte der Veranstalter im Kölnischen Stadtmuseum Neuigkeiten verkünden. Die gute Nachricht: Die Zukunft der Schull- un Veedelszöch ist dank beeindruckender Solidarität und Spendenbereitschaft von Mitgliedern, Privatpersonen, der Karnevalsgemeinschaft und Unternehmen vorerst gesichert.
Nach einer finanziell sehr angespannten Lage aufgrund gestiegener Kosten konnten ausreichende Mittel gesammelt werden, um die „Zöch“ bis 2026 und mit Wahrscheinlichkeit darüber hinaus zu garantieren – sofern die städtischen Förderungen fortgeführt werden.
Für 2025 und 2026 wurden dem Veranstalter durch die Stadt Fördermittel in Höhe von 50.000 beziehungsweise 75.000 Euro in Aussicht gestellt. Diese Beträge müssen zwar noch in der Ratssitzung am 13. Februar beschlossen werden, sind aber schon ein starkes Signal. Bisher wurden seit 1972 jährlich nur 7700 Euro von Stadtseite gezahlt.
Noch wichtiger: Durch Gespräche mit Stadtdirektorin Andrea Blome und den Fachreferaten wurden Maßnahmen entwickelt, um die Kosten für Sicherheits- und Sanitätsdienste zu reduzieren. Eine neue Bemessung seitens der Feuerwehr senkt den Personaleinsatz. „Wir können 25 Prozent der Sanitätsdienste und rund 15 Prozent des Sicherheitspersonals abbauen. Das spart uns Kosten in Höhe von 170.000 Euro“, sagte Conin. „Und trotzdem ist weiterhin ein sicherer Ablauf gewährleistet.“
Die astronomisch gestiegenen Kosten aufgrund der Anforderungen hatten für die Verschärfung der Situation gesorgt. 2010 kostete die Durchführung der Schull- un Veedelszöch noch rund 86.000 Euro, in diesem Jahr kalkulieren die Veranstalter mit 298.000 Euro.
Hinzu kommt die große Hilfe der Bürgerinnen und Bürger. Unternehmer Dieter Morszeck garantierte 200.000 Euro, die in die Rücklagen für die nächsten fünf Jahre fließen. Mehr als 100 Einzelspenden zwischen 11,11 und 1111 Euro gingen ein. Darüber hinaus leisteten Karnevalsgesellschaften und Veedelsvereine einen entscheidenden Beitrag durch kreative Aktionen wie Pin-Verkäufe und Erlösanteile aus verschiedenen Veranstaltungen.
„Die Schull- un Veedelszöch sind ein Herzstück des Kölner Karnevals. Die unglaubliche Unterstützung zeigt, wie sehr sie den Menschen am Herzen liegen“, betonte Conin. „Die Spendenbereitschaft ist sehr groß, lässt aber auch irgendwann wieder nach. Für eine langfristige Sicherheit sind wir aber weiterhin auf die Zuschüsse der Stadt Köln und Unterstützung aus dem Kölner Bürgertum angewiesen.“
Stadt Köln stellt auch Fördermittel für Rosenmontagszug in Aussicht
Die Nachrichten über die Schull- un Veedelszöch dürften auch beim Festkomitee Kölner Karneval positiv registriert werden. Denn auch beim Rosenmontagszug sorgen die hohen Kosten bei Sanitäts- und Sicherheitsdienst für Sorgen, was die Existenz der Veranstaltung angeht.
Aber auch da wird von der Stadt überlegt, ob die Maßnahmen wirklich alle notwendig sind, verriet Conin auf EXPRESS.de-Nachfrage. Zudem habe die Stadt auch signalisiert, einen Zuschuss von 100.000 Euro für den Rosenmontagszug beizusteuern.