Mittlerweile ist sich die Polizei sicher: Der Mann, der am Rosenmontag mit seinem Wagen mit hoher Geschwindigkeit durch die Mannheimer Fußgängerzone gerast ist, hat mit Absicht Menschen umgefahren. Nun teilt ein Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP) eine erschreckende Zahl.
Schock-Aussage nach Mannheimer Todesfahrt„Haben eine dreistellige Zahl an Menschen, die jederzeit töten könnten“

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Polizisten gehen am 4. März die Fußgängerzone entlang. Am Vortag war dort ein Auto in eine Menschenmenge gefahren. Zwei Menschen starben, weitere wurden verletzt.
In der Innenstadt von Mannheim fährt ein Mann mit seinem Auto in eine Menschenmenge. Zwei Personen sterben, elf weitere werden verletzt.
Der Todesfahrer sitzt mittlerweile in U-Haft, muss sich wegen zweifachen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes vor Gericht verantworten. Zwar hat er selbst keine Aussagen dazu gemacht, warum er mit hoher Geschwindigkeit auf die Menschen zugefahren ist – die Polizei ist sich aber sicher: Er hat sie mit mit Absicht umgefahren.
Ein Auto als Waffe: Behörden warnen
„Die bisherigen Ermittlungen haben Hinweise auf psychische Vorerkrankungen ergeben und deuten demnach daraufhin, dass sich der Tatverdächtige in einem psychischen Ausnahmezustand befand“, hieß es von der Staatsanwaltschaft.
Es ist ein Schreckens-Szenario, vor dem schon lange gewarnt wird und das nun immer öfter zu sehen ist: Ein Auto wird als Waffe genutzt. Mannheim, München, Magdeburg. Auch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) hat seine Terrordrohungen mit einem Aufruf zu einer solchen Autoattacke verbreitet und seine Anhänger aufgefordert, gezielt Menschen zu überfahren. „Die Straßen sind voller Ziele“, heißt es darin.
Bei dem Todesfahrer in Mannheim gibt es Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert eine länder- und behördenübergreifende Datenbank, in der Gewalttaten und psychische Erkrankungen zusammenfließen. Nun nennt die GdP gegenüber RTL eine erschreckende Zahl.
„Dreistellige Zahl an Menschen, die jederzeit töten könnten“
„Wir haben allein in Berlin eine dreistellige Zahl an Menschen, wo wir damit rechnen müssen, dass sie jederzeit irgendwann losrennen und Menschen töten“, sagt Benjamin Jendro von der GdP Berlin.
Und weiter: „Unsere Kollegen haben beinahe täglich Einsätze mit Personen, die randalieren oder mit Waffen drohen, die sie dann in psychiatrische Einrichtungen fahren müssen. Wenn die Ärzte dann keine akute Eigen- oder Fremdgefährdung feststellen, werden sie wieder nach Hause geschickt, und unsere Kollegen treffen sie nach ein paar Tagen beim nächsten Einsatz wieder.“
Sogenannte Überfahrtaten hätten in den letzten Jahren „enorm an Bedeutung gewonnen”, so Jendro. „Gerade Terrororganisationen animieren Leute dazu, mit Fahrzeugen in Menschenmassen reinzufahren.”
Forderung nach länderübergreifender Gewalttäter-Datenbank
Nicht immer stünden größere Netzwerke dahinter, dies wiederum erschwere die Suche nach möglichen Tätern. „Es bedarf heute nicht viel – auch bei islamistischen Terroranschlägen“, erklärt der Gewerkschafter. „Da wird im Internet, in Social Media rekrutiert, Hass gesät. Und dann ist es häufig ein Einzeltäter, der gar kein Netzwerk hinter sich hat, der einfach losfährt und diese Tat begeht.“
Zudem würden derlei Taten Nachahmer auf den Plan gerufen. „Da reicht manchmal ein Moment, dass jemand durchknallt.” Oft seien die Täter zuvor bereits auffällig gewesen. „Irgendwie waren alle den Behörden schon in irgendeiner Weise bekannt.“
Jendro räumt ein: Die Sicherheitsbehörden könnten gar nicht alle auf dem Schirm haben. In der Datenbank sollte daher erfasst werden, wer als Gewalttäter bekannt ist, fordert er. Ärzte sollten psychische Erkrankungen verpflichtend eintragen und ein eventueller Asylstatus festgehalten werden. Die Bürger hätten ein Recht darauf, „dass der Rechtsstaat zumindest alles Denkbare versucht, um Menschen zu schützen“, so Jendro.