Alarm im Kölner KarnevalSchull- und Veedelszöch stehen vor dem Aus – Jecke sammeln schon Spenden

Die Schull- un Veedelszöch in Köln.

Die Schull- un Veedelszöch sind eine feste Größe im Kölner Karneval. Die Teilnehmenden sind bei den Kostümen stets besonders kreativ. Nun steht die Zukunft auf dem Spiel.

Die Zukunft der Schull- und Veedelszöch in Köln ist stark gefährdet. Bei der Mitgliederversammlung wurde das Szenario präsentiert, dass 2025 bereits die letzte Ausgabe stattfinden könnte.

von Marcel Schwamborn  (msw)Daniela Decker  (dd)

Der Aufschrei im Kölner Karneval, dass die Kostensteigerungen und die Auflagen das Brauchtum gefährden, wird immer lauter. Bei der jährlichen Mitgliederversammlung der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums im Gürzenich wurde am Mittwochabend (20. November 2024) nochmals der Ton verschärft.

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn (60) hatte bereits im EXPRESS.de-Interview ein düsteres Szenario gemalt. Unter den bestehenden Rahmenbedingungen seien die sonntags stattfindenden Schull- un Veedelszöch nicht mehr zu machen, hatte er angekündigt.

Schull- und Veedelszöch: Kosten steigen auf 298.000 Euro

„Wie kann es sein, dass solch ein wichtiges Ereignis, dass die Jugend fördert, den Veedelskarneval darstellt, infrage gestellt wird? Die astronomisch gestiegenen Kosten aufgrund der Anforderungen sind nicht zu rechtfertigen. Wir schütteln nur noch mit dem Kopf“, lautete sein Vorwurf Richtung Stadt.

Alles zum Thema Rosenmontagszug

Bei der jüngsten Mitgliederversammlung sprach nun auch der Vorsitzende Bernhard Conin (70) Klartext. Angesichts explodierender Kosten sei es fraglich, ob die Schull- und Veedelszöch im Jahr 2026 noch durchgeführt werden können. Diese Warnung sorgte für eine gedrückte Stimmung unter den Anwesenden und verdeutlichte die Herausforderungen, vor denen das kölsche Brauchtum steht.

Gibt es am 2. März 2025 letztmals das Zoch-Ereignis in Köln? 50 Veedel und 44 Schulen sind angemeldet. Seit 1952 ziehen über 8000 Jecke am Karnevalssonntag auf dem Zugweg des Rosenmontagszuges durch die Stadt – und mehr als 300.000 Menschen am Straßenrand sind jedes Jahr dabei. „Der volkstümliche Karneval darf nicht sterben“, sagt Conin im EXPRESS.de-Gespräch.

2010 hätten die Schull- und Veedelszöch noch rund 86.000 Euro gekostet, zuletzt rund 260.000 Euro. Für die kommende Ausgabe rechnet Conin mit Kosten von 298.000 Euro. Die Rücklagen dürften dann aufgebraucht sein. Wie beim Rosenmontagszug schlagen auch an Karnevalssonntag die hohen Kosten bei Sanitäts- und Sicherheitsdienst zu Buche.

Die Schull- un Veedelszöch in Köln.

Auf der Strecke des Rosenmontagszugs ziehen sonntags stets die Schull- un Veedelszöch durch Köln.

Hinzu kommt, dass die Teilnehmenden keine Gebühr zahlen. Im Gegenteil: Jede Schule erhält 280 Euro für Material, um Kostüme zu basteln. Das Festkomitee Kölner Karneval kann angesichts der eigenen kritischen Lage nicht weiter die Familienzüge unterstützen. Die Stadt Köln zahlt – wie schon seit über 50 Jahren – einen Zuschuss von 7700 Euro. Nur mit Spenden hält sich der Verein über Wasser.

Die Große Karnevalsgesellschaft Frohsinn reagierte angesichts der Horror-Nachrichten. Man verzichte auf Weihnachtskarten und kleine Geschenke, um das Budget erneut für die Schull- un Veedelszöch einzusetzen. Zudem ruft der Verein alle auf, sich zu beteiligen. „Jede Unterstützung hilft dabei, das Brauchtum lebendig zu halten und die Gemeinschaft zu stärken“, heißt es.

Bernhard Conin vor der Sponsorenwand.

Bernhard Conin ist der Vorsitzende der Freunde und Förderer des Kölnisches Brauchtums. Er hat große Sorgen um die Zukunft der Schull- und Veedelszöch.

Nach der bitteren Prognose auf der Mitgliederversammlung sind bereits Spenden in Höhe von 20.000 Euro eingegangen. Die Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums haben ihre Jahresgebühr von 400 auf 555 Euro angehoben, trotzdem konnten 25 neue Mitglieder begrüßt werden.

Schull- und Veedelszöch: Vereine rufen bereits zu Spenden auf

Am 6. Dezember soll bei einem Gespräch mit der Stadtdirektorin Andrea Blome die prekäre Situation besprochen werden, der Verein hofft auf eine Anhebung des Zuschusses. Aufgrund der angespannten Haushaltslage in Köln dürfte sich jedoch kaum etwas an der Situation ändern.

„Man spürt, dass uns die Jecken irgendwie helfen wollen. Aber die Stadt muss sich bewegen. Die von Ordnungsamt und Feuerwehr festgelegten Sicherheitsstandards sind nicht verhältnismäßig“, klagt Conin. „Wir haben keine großen Wagen und keine Pferde im Zug, bei uns schauen Familien und Kinder zu. Wenn sich da nichts an den Anforderungen ändert, wird diese Tradition verschwinden“.