„Lebenswerk endet“Schock im Karneval: Kölner Traditionsgeschäft macht dicht

Jörg Bornheim steht vorm Party Clown.

Jörg Bornheim, Geschäftsführer vom Karnevals-Ausstatter „Party Clown“ in Köln, schließt sein Geschäft zum 30. April 2023 endgültig.

Der „Party Clown“ war der Anlaufpunkt für Kölner Karnevalsgesellschaften, wenn es um das Thema Einkleidung ging. Nun macht die traditionsreiche Schneiderei dicht.

von Niklas Brühl  (nb)

Als Jörg Bornheim (53) am 31. Dezember 2022 seine weitreichende Entscheidung verkündet, prasseln unzählige Nachrichten bei ihm ein. Mit seinem Karnevals- und Vereinsausstatter-Geschäft „Party Clown“ zählt er zu DEN Ansprechpartnern im Kölner Karneval. Er und sein Team statten alles aus, was im bunten Treiben Rang und Namen hat: von der Prinzengarde über das Dreigestirn, von den Roten Funken über die Blauen Funken bis zur Nippeser Bürgerwehr.

Am 30. April ist jedoch Schluss und der „Party Clown“ in Köln-Dellbrück wird für immer seine Tore schließen. Besitzer Jörg Bornheim hat mit EXPRESS.de über die Gründe für die Schließung, die brodelnde Gerüchteküche und die Emotionalität hinter der schweren Entscheidung gesprochen.

Kölner Traditionsgeschäft macht dicht: Viele Gerüchte wegen Schließung

Seit nunmehr 30 Jahren stattet die bekannte Schneiderei Karnevalsgesellschaften mit Uniformen und Kostümen aus. Jörg Bornheim selbst ist seit 22 Jahren dabei, seine Frau zog sich nach 28 Jahren 2021 aus dem Geschäft zurück.

Alles zum Thema Kostüm

Über die Jahrzehnte habe der „Party Clown“ immer die Ambition verfolgt, die Abläufe zu perfektionieren – vor allem aus dem Grund der prominenten und im Karneval omnipräsenten Sichtbarkeit der Arbeit, wie Bornheim sagt: „Im Karneval ist der Anspruch natürlich nicht geringfügig. Die Gesellschaften erwarten in diesem hochwertigen Segment zuverlässige Arbeit. Da wir das hinbekommen haben, waren wir im Kölner Karneval natürlich schon ziemlich bekannt.“

Umso gewaltiger waren die Reaktionen, als der 53-Jährige seine Entscheidung am Silvestertag bekanntgab. „Es prasselten unfassbar viele Nachrichten auf uns ein, der Aufschrei war wirklich groß“, sagt Bornheim.

So kam es dann auch zustande, dass sich viele Gerüchte wegen der Schließung des Traditionsgeschäftes befeuerten: „Ach, da habe ich vieles gehört. Von einer Insolvenz bis hin zum vorzeitigen Ruhestand in einer Finca auf Mallorca kam mir vieles zu Ohren. Auch von einer Trennung von mir und meiner Frau war die Rede, jetzt kam auch noch das Gerücht dazu, ich würde krankheitsbedingt aufhören.“ Jörg Bornheim stellt klar: „Das ist alles Quatsch!“

Karneval in Köln: Kult-Ausstatter leidet wegen Corona-Pandemie

Der wahre Grund für die Aufgabe seiner Schneiderei ist viel sachlicher als die vielen falschen Geschichten, die im Umlauf sind. „Es hat wirtschaftliche Hintergründe und war eine Vernunftentscheidung“, wie der 53-Jährige sagt.

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In den vergangenen Jahren wurde es immer schwerer für das Geschäft, vor allem durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg. Der Geschäftsführer sagt: „In der Pandemie gab es keinen Karneval und damit keine Aufträge. Der Personalmangel in der Branche ist groß – das Einarbeiten von neuen Kolleginnen und Kollegen war nicht möglich, da eben keine Aufträge eingegangen sind.“

Dazu kämen außerdem nicht mehr vorhandene Lieferketten oder exorbitant gestiegene Preise. „Manche Artikel gibt es gar nicht mehr oder sie werden nur noch zu Unsummen angeliefert. Da muss man auch ganz klar sagen: Es fehlt an einer Finanzkraft im Hintergrund, ohne sich in großem Rahmen zu verschulden. Es gibt wahrscheinlich einen Weg, aber da fehlt mir leider aktuell das Gespür, wie es funktionieren soll.“

Kölner Schneiderei schließt: „Entscheidung alles andere als leicht gefallen“

Vor allem aufgrund der langen Historie des „Party Clowns“ war es jedoch eine extrem emotionale Entscheidung für den 53-Jährigen, die Schotten dicht zu machen. „Wenn ich mit meiner Frau am Rosenmontagszug stehe und wir die von uns angefertigten Uniformen und Kostüme sehen, erfüllt einen das natürlich immer mit Stolz. Im Laufe der Jahre und mit gestiegenem Bekanntheitsgrad im Karneval haben wir auch viele Bekanntschaften und Freundschaften geschlossen – die Entscheidung ist uns also alles andere als leicht gefallen“, sagt Jörg Bornheim.

Das Geschäft Party Clown von vorne.

Der „Party Clown“ in Köln-Dellbrück, am 30. April werden die Türen hier das letze Mal verschlossen.

Bis zum 30. April sind er und sein Team noch für die Kundschaft da – der 53-Jährige weiß um die Tragweite seiner Entscheidung: „Natürlich stehen die Gesellschaften, die bei uns eingekleidet wurden, nun vor einem großen Problem. Weil wir fair sein wollten und bei der Lösung für dieses Problem helfen wollten, haben wir die Entscheidung vier Monate im Vorlauf verkündet.“

Nun helfe er den Karnevalsgesellschaften bei der Vermittlung zu anderen Schneidereien und Ausstattern – „das sind wir den Leuten auch für ihr Vertrauen und ihre Loyalität schuldig“, wie Bornheim sagt.

Köln: So geht es für Geschäftsführer Bornheim in Zukunft weiter

Die Vermittlung seiner Kundinnen und Kunden sei aber nicht die einzige Baustelle, um die der 53-Jährige sich bis zum Ende „Party Clowns“ kümmern muss. Auch seine Belegschaft versuche er derzeit, anschließende Anstellungen zu vermitteln.

Erst wenn diese beiden Punkte abgearbeitet sind, könne er sich auf seine eigene Zukunft konzentrieren, wie er im EXPRESS.de-Interview sagt: „Ich stelle mich da ganz bewusst hinten an. Es ist natürlich ein großer Abschnitt, der endet, ein Lebenswerk. Aber dieser Übergang muss sauber und ordentlich laufen – danach kann ich mich neuen Dingen öffnen.“ Es sei wahrscheinlich, dass er dann wieder in den „normalen“ Arbeitsmarkt einsteige.

Ein emotionaler und weitreichender Abschied steht also bevor – nicht nur für Jörg Bornheim und sein Team, sondern auch für den gesamten Kölner Karneval.