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Fische als „Sondermüll“Klimawandel unaufhaltsam: Beliebter Kölner See ausgetrocknet

Der ausgetrocknete Scheuermühlenteich ist ein trauriger Anblick.

Klimawandel in Köln: Gerhard Möller vom Bürgerverein im ausgetrockneten Scheuermühlenteich in Lind.

Der Klimawandel wird auch in Köln immer sichtbarer. Im Rechtsrheinischen ist jetzt in Lind ein beliebter See fast völlig ausgetrocknet. Die Fische mussten als Sondermüll entsorgt werden.

von Alexander Haubrichs  (ach)

Kürzlich reiste Kölns Starastronaut Alexander Gerst in die Antarktis, um die Folgen des Klimawandels zu erforschen. Doch auf seiner Laufstrecke, nur wenige Meter vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum entfernt, kann er das genauso beobachten. Vom sonst so malerischen Scheuermühlenteich in Lind ist nicht viel mehr als eine Pfütze übrig.

Die meisten Fische sind weg, ein Reiher, der im flachen Wasser leichtes Spiel hat, erledigt derzeit den Rest. „Bevor sie ersticken, haben wir sie von einem Profi fangen lassen“, sagt Gerhard Möller, der seit den Neunzigern als Vorsitzender des Bürgervereins das Kleinod am Militärflughafen Köln-Wahn als Naherholungsgebiet erhält.

Kölner See: Fische durch den Flughafen mit Gift belastet

Retten konnte er die Fische nicht. „Sie waren mit PFT, giftigen Tensiden, belastet, offenbar ist irgendwann kontaminiertes Löschwasser in den See gelangt. Das Gift wurde in den Fischen nachgewiesen.“

Deshalb herrschte seit Jahren Angelverbot, die belasteten Fische durften auch nicht in anderen Gewässern ausgesetzt werden. Das verstanden nicht alle Naturfreunde. „Es gab Proteste, immer wieder anonyme Schilder.“ Auf denen steht „Alles Lüge“ oder „Tierquäler“ – dabei blieb Möller keine andere Wahl.

Die Behörden hatten die Entsorgung der Fische als „Sondermüll“ angeordnet. Die Zukunft für den See und seine Bewohner sieht noch weniger rosig aus, denn der Klimawandel mach nicht halt. „Der Teich wird jedes Jahr trockener. Eigentlich wird er aus einem Kanal aus der Wahner Heide gespeist. Aber auch die Heide ist trocken. Da kommt kaum noch etwas an.“

Der schützenswertere obere Teich hat noch Wasser, der für die Bürger zugängliche untere dagegen ist so gut wie ausgetrocknet. 2019 füllte die Feuerwehr den Teich noch mit Trinkwasser auf. Doch das will Möller nicht verantworten. „Wir bräuchten acht Millionen Liter und das Wasser würde letztlich auch verdunsten. Wenn dann irgendwann die Talsperren leer sind – wie soll man das dann erklären?“

Wie die Zukunft des beliebten Kölner Sees aussieht, ist ungeklärt

Stattdessen sieht er „seinem“ Teich beim Austrocknen soll. Er deutet mit einem Blick auf einen grünen Streifen. „Die Natur holt sich alles zurück. Da, wo sonst noch See war, wächst jetzt schon Gras. Wenn es im Herbst wieder vermehrt regnet, dürfte auch der Teich sich wieder langsam füllen. Die Fische aber sind weg, genauso wie die spanischen Schildkröten, die hier ausgesetzt wurden und sich schnell heimisch fühlten.“

Wie die Zukunft des beliebten Kölner Sees aussieht, ist ungeklärt. Der Bürgerverein ist für die Verkehrssicherung verantwortlich, die Trockenheit macht Baumarbeiten unumgänglich, die Finanzierung schwierig.