„Eeeeyy!“Alles anders auf der Venloer Straße – und ab dem 12. Dezember wird kontrolliert

Das Foto zeigt die Verkehrssituation auf der Venloer Straße.

Die Venloer Straße an der Kreuzung Piusstraße am Montag (5. Dezember 2022) gegen 14 Uhr. Alle Verkehrsteilnehmenden, einschließlich der Passanten hier mit Sackkarre und Rollator, sollen jetzt ohne Ampeln klarkommen.

Auf der Venloer Straße gilt jetzt Tempo 20! Wir waren vor Ort – der erste Stresstest.

von Ayhan Demirci  (ade)

„Eeeeyy!“ Wer häufig auf der Venloer Straße in Ehrenfeld unterwegs ist, weiß: „Eeeeyy!“, ist ein immer wieder gehörter Kraftausdruck von Radfahrerenden, die vor allem mit Autofahrern und Autofahrerinnen ins Gehege kommen.

Schnell landet dann auch mal eine Faust auf der Motorhaube. Rad- wie auch Auto-Rambos sind nicht zimperlich. Hier, wo soviel Radfahrende unterwegs sind wie auf keiner anderen Straße Kölns, hat die Stadt nun den Operationsversuch am offenen Herzen gestartet.

Venloer Straße in Köln: Hier gilt jetzt Tempo 20

Zwischen Ehrenfeldgürtel und Fuchsstraße gilt fortan statt 30 nur noch Tempo 20: Alle Ampeln sind zudem ausgeschaltet worden, alle Radwegmarkierungen durch gelbe Kreuze zumindest amtlich aufgehoben, an den zahlreichen einmündenden Seitenstraßen gilt Rechts vor Links.

Am Montag (5. Dezember 2022) verteilten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stadt Informationsflyer unter Anwohnern und Anwohnerinnen sowie Geschäftsleuten. EXPRESS.de sah sich vor Ort um.

An der Fußgängerampel in Höhe der Kirche fassen manche Passanten mehrfach an den gelben Schalter, ehe sie bemerken: Die Ampeln sind abgedeckt und abgeschaltet. Demnächst werden sogar die beiden Zebrastreifen in Höhe des neuen Rewe und in Höhe des Barthoniaforums abgetragen.

Zu den Zielen des Verkehrsversuchs gehört es, dass Fußgänger und Fußgängerinnen unter Achtung der Sicherheit quasi gehen, wie sie wollen. Ziel ist es, dass über die gesamte Straßenlänge ein Überqueren möglich ist, zusätzliche Überwege für Fußgänger und Fußgängerinnen sollen dann entbehrlich sein.

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Dies soll, neben anderen Punkten, für Passanten die Aufenthaltsqualität auf der Venloer Straße erhöhen, wie die Verwaltung formuliert. Dazu hatte man in einem ersten Schritt zunächst Kurzzeitparkplätze in Räume für Außengastro, Sitzgelegenheiten, Fahrradabstellanlagen, Abstellflächen für Sharing-Systeme oder Lastenräder umgewandelt.

Der Juwelier an der Ecke Piusstraße hat durch die großzügigen Schaufenster freien Blick auf das Geschehen an der Kreuzung, die Ampeln hier seien schon seit etwa fünf Tagen nicht mehr in Betrieb, gefährliche Situationen oder gar Unfälle habe er nicht mitbekommen.

Auch die Ampeln auf der Venloer Straße sind abgeschaltet

Viele Autos fahren hier erkennbar deutlich schneller als die erlaubten 20, viele überschreiten wohl auch die 30 km/h – eine Frau muss fest abbremsen, als eine Gruppe Fußgänger und Fußgängerinnen die Straße ziemlich sachte kreuzt.

Hier geht's zum kuriosen Fahrrad-Quiz – im Video:

Im nächsten Moment stechen ein Mann mit seiner Sackkarre und ein Passant mit seinem Rollator ins Auge des Beobachters. Der eine schlängelt sich riskant zwischen Transportern durch, der andere droht mit seinem Rollator unter die Räder zu geraten.

Geschwindigkeitskontrollen auf der Venloer – gilt auch für Radfahrende

Auf dem aktuellen Flyer heißt es an die „lieben Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen“, die Venloer Straße solle mit mehr Platz für Menschen, die zu Fuß gehen oder Fahrrad fahren, „schöner werden“, die Bürger und Bürgerinnen „sollen sich hier wohler fühlen“.

In diesem Jahr noch sollen bauliche Fahrbahnverengungen an drei Stellen dabei helfen, das Tempo der Autofahrer und Autofahrerinnen zu drosseln. Aber: Natürlich gilt Tempo 20 auch für Radfahrende. Ab dem 12. Dezember sind auch Geschwindigkeitskontrollen vorgesehen.