Kölner Abi-MottowochePolizei will auch verdeckt gegen Chaoten vorgehen

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Die Schulleitung hat den Abiturienten klare Regeln vorgeschrieben.

von Paulina Meissner  (mei)

Köln – Verrückte Verkleidungen, laute Musik und ausgelassene Stimmung. In den letzten fünf Tagen ihrer Schullaufbahn lassen es die Abiturienten bei der Mottowoche traditionsgemäß noch einmal so richtig krachen.

Es soll der krönende Abschluss werden, bei dem die Schüler in den vergangenen Jahren jedoch immer wieder deutlich über die Stränge schlugen. Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch und andere Ausschreitungen führten dazu, dass der Endspurt der Schüler von vielen Schulleitungen mittlerweile mit zunehmender Sorge betrachtet wird.

Für die Abschlussklassen des Schiller-Gymnasiums in Sülz, zu deren ehemaligen Schülern auch die Jungs von „AnnenMayKantereit“ gehören, wird deshalb vorgesorgt. Scheinbar mit allen erdenklichen Mitteln.

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Köln: Abi-Mottos wurden den Schülern verboten

„Die Schüler müssen unter Androhung einer Anzeige wegen Hausfriedensbruchs das Schulgelände bei Schulschluss verlassen und dürfen sich auch im Umfeld nicht aufhalten“, erzählt der Vater eines Schülers. Auch die humorvollen Abi-Mottos „ABIkini – 12 Jahre Kurvendiskussion“ oder „ABIkini – knapp, aber passt schon“ wurden strikt untersagt. Grund dafür: Sie seien eine Verherrlichung von Freizügigkeit.

„Uns wurde am Dienstag bei einer Versammlung der Schülervertretung eine Resolution vorgelesen, von der wir vorher nichts wussten“, erzählt ein Mitglied der Schülervertretung gegenüber dem EXPRESS. Darin erklären sich die Schüler bereit, das Hausrecht zu respektieren, Drogen- und Alkoholmissbrauch abzulehnen und sich nach Unterrichtsschluss vom Schulgelände fernzuhalten.

Abi-Mottopartys: Ausschreitungen in den letzten Jahren

Da sich keiner der überraschten Schüler ausdrücklich gegen das Regelwerk wehrte, galt es als beschlossen und wurde mit „Die Stufensprecher*innen im Namen der Stufe Q2 des Schiller-Gymnasiums Köln“ unterzeichnet, auf der Homepage veröffentlicht. Die Resolution wird bereits seit fünf Jahren von Schulen in Köln benutzt, um Ausschreitungen rund um die Mottowoche vorzubeugen.

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Das Schiller-Gymnasium in Köln an der Kreuzung Berrenrather Straße / Universitätsstraße.

Vor zwei Jahren gab es an verschiedenen Schulen schwere Vorfälle, es herrschte ein „Abi-Krieg“, bei dem es auch Verletzte gab. Die Schüler der Schule in Sülz betonen, man habe Verständnis, dass die Schule gegen solch ein Verhalten vorgehen will. Die getroffenen Maßnahmen seien jedoch übertrieben und zu drastisch.

Schüler droht Entzug der Abi-Zulassung

„Bei der Versammlung war auch ein Polizist dabei, der uns über unsere Rechte aufklären sollte. Selbst der war gelassener eingestellt als unsere Lehrer“, erinnert sich der Schüler. Sollten die Abiturienten gegen den Platzverweis nach Schulschluss verstoßen, so droht ihnen eine Anzeige oder sogar der Entzug der Abitur-Zulassung. Die Schulleitung des Schiller-Gymnasium war auf EXPRESS-Anfrage nicht bereit, sich zu dem Thema zu äußern.

Die Schülervertretung will die strengen Restriktionen nicht hinnehmen, eine Stufenleiterin sprach jedoch von einem „aussichtslosen Kampf“. Würden die Schüler sich gegen die Vorschriften sträuben, könnte dies zudem zu einer Eskalation führen.

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Auch Bandmitglieder von „AnnenMayKantereit" besuchten das Schiller-Gymnasium in Köln-Sülz.

„Wir wollen das nicht so hinnehmen, dann feiern wir eben auf der Straße vor der Schule“, betont der Schüler. Die Vorfreude auf den gefeierten Abschluss sei bei den meisten nun jedoch deutlich getrübt.

Eine kreative Lösung hatten die Abiturienten vom Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Rösrath letztes Jahr, nachdem auch alle Mottos abgelehnt worden waren. Sie kreierten: "Abi 2018 - die Elite braucht kein Motto!"

Kölner Polizei fährt verstärkt Streife – auch Zivilbeamte im Einsatz

Während der Mottowoche will die Kölner Polizei an Gymnasien verstärkt Streife fahren. Auch Zivilbeamte sollten im Umfeld der „relevanten Schulen“ im Einsatz sein, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage.

Auf Wunsch würden Polizisten auch zu Beratungsgesprächen mit Schülern und Lehrern in die Schulen kommen. „Das sind reine Vorsichtsmaßnahmen“, betonte der Sprecher. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Abi-Streiche aus dem Ruder laufen könnten.

(mei)