Das Kölner Ehepaar Marlis (84) und Roland Görner kommt seit drei Wochen nicht aus ihrer Wohnung im siebten Stock heraus. In dem Mehrfamilienhaus in Bocklemünd ist der Aufzug defekt.
Seit drei Wochen gefangenKölner Senioren stecken fest – Wut auf Vermieter
von Adnan Akyüz (aa)
Köln. „Willkommen in unserem Knast“, sagt der Kölner Roland Görner (86) zur Begrüßung. Seine Frau Marlis (84) und er sind seit drei Wochen in ihrer Wohnung im siebten Stock gefangen. In dem Mehrfamilienhaus am Schumacherring in Bocklemünd mit 32 Parteien ist der Aufzug seit dem 16. Juli defekt. Für die Senioren, die auf Gehhilfen angewiesen sind, ein Alptraum.
Köln: Senioren seit drei Wochen in ihrer Wohnung gefangen
Roland Görner ist sauer auf den Vermieter, die LEG. „Wenn wir dort anrufen, heißt es nur, dass es weitergegeben wird. Niemand sagt uns, wann hier endlich etwas passieren wird“, erklärt der Rentner, der als Mechaniker für Büromaschinen gearbeitet hat.
Schon 2019 war in dem Gebäude der Aufzug für mehrere Wochen ausgefallen. Genau wie damals helfen auch heute Nachbarn, wie ein Rentner aus dem fünften Stock oder ein zehnjähriges Nachbarsmädchen mit kleineren Einkäufen, damit die Görners versorgt sind.
„Ein anderer Nachbar, der im Supermarkt arbeitet, hat uns auch Wasser geholt. Unser Sohn musste aus München anreisen, um für uns Lebensmittel zu kaufen, mit denen wir jetzt auskommen“, schildert der Senior. Er ist sehr dankbar für die Hilfe: „Ohne sie hätten meine Frau und ich ernste Probleme.“
Roland Görner musste vor wenigen Tagen zu einem wichtigen Arzttermin wegen des Schrittmachers in seiner Brust und ist „mit viel Zeitaufwand die Treppen Etage für Etage hoch- und runtergeklettert“, wie er sagt.
Mal eben eine Zeitung holen, ist für den Senior derzeit nicht drin. Dabei haben er und seine Frau, die seit 1972 in dem Haus leben, bis zum Defekt des Aufzugs ihre Besorgungen alle selber erledigt. Dass er jetzt auf die Hilfe von anderen angewiesen ist, ist ihm sichtlich unangenehm. Je nach Aufwand gibt er Helfern daher ein Trinkgeld, das für den Rentner aber Mehrkosten bedeutet.
Der Kölner Senior stellt klar: „Ich erwarte, dass der Vermieter seinen Pflichten nachkommt.“ Die LEG hat indes im Treppenhaus und in Briefkästen ein Schreiben verteilt, mit dem sie sich bei den Mietern für die Situation entschuldigt. Darauf steht auch eine Telefonnummer für einen Bring-Service für Einkäufe oder einen Krankentransport.
Bis der Aufzug wieder in Betrieb genommen werden kann, wird es aber noch etwas dauern, wie LEG-Sprecher Nils Roschin auf EXPRESS-Anfrage erklärt. Laut des Sprechers ist der Aufzugsschacht bei dem schweren Unwetter voll Wasser gelaufen.
„Aufgrund der starken Auslastung der Fachfirmen haben wir erst für die kommende Woche einen Termin zum Abpumpen des Aufzugsschachts bekommen. Im Anschluss daran nimmt die Aufzugsfirma den Aufzug wieder in Betrieb. Ob die Notwendigkeit einer Reparatur an der Elektronik besteht, kann man aber erst nach dem Abpumpen des Wassers feststellen.“
Mieter wie Roland Görner müssen sich also noch gedulden. Immerhin kündigt der LEG-Sprecher an: „Berechtigte Mietminderungen werden von uns selbstverständlich gewährt.“