K-Frage am Wiener PlatzMilliarden-Haushalt in Köln, aber kein Geld für Klos

Obdachlosen-Szene in Köln-Mülheim

Die Obdachlosen-Szene in Mülheim besteht aus rund 120 Menschen. Hier holen sie sich Kleidung und Essen ab.

In den Streit um die öffentlichen Toiletten am Wiener Platz in Köln-Mülheim haben sich nun Politiker eingeschaltet – und die sind sprichwörtlich „auf dem Baum“.

von Oliver Meyer  (mey)

Jetzt gibt es eine volle Breitseite gegen die Kölner Verwaltung, die seit über einem Jahr nicht wirklich willens ist, endlich menschenwürdige Bedingungen durch das Aufstellen von Toiletten am Wiener Platz zu schaffen. FDP und CDU sind stocksauer, dass die Verwaltung jetzt erneut auf stur stellt und die Zahlung für Reinigungskräfte einstellte.

Von Juni bis Dezember finanzierte die Stadt Köln dann doch nach Sitzstreiks, Mahnwache und öffentlichem Druck den Lohn für zwei bulgarische Reinigungskräfte. Die Toilettenanlage selbst gehört Biergarten-Besitzer Helmut Zoch, der der Stadt seinen Container in Mülheim für die Nutzung der Öffentlichkeit zur Verfügung stellte - kostenlos!

Toiletten am Wiener Platz fallen Rotstift der Verwaltung zum Opfer

Nun wurde im zuständigen Liegenschaftsamt der Rotstift angesetzt - und die Mittel gestrichen. Zoch musste die Klos am Wiener Platz wieder sperren. Denn: „Ich kann ja schlecht selbst die Kosten für Betrieb und Reinigung tragen, wenn das ein öffentliches Klo sein soll.“

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Neben zahlreichen Passanten, Berufspendlern und Marktbesuchern nutzen auch die vielen Obdachlosen die WC-Anlage, um sich zu waschen und somit die Gefahr einer Corona-Infektion zu minimieren. Ärgerlich, dass die Stadtverwaltung Köln ausgerechnet in Zeiten der hochansteckenden Omikron-Variante diese Hygiene-Möglichkeit zunichte macht.

Klo-Frage vom Wiener Platz: Kölner Politiker stinksauer

Da schwillt FDP-Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite so richtig der Hals. „Jeder blamiert sich, so gut er kann! Den Vogel schießt jedoch im noch jungen Jahr die Kölner Verwaltung ab. Wie peinlich ist das denn? Da hat die Stadt einen genehmigten Haushalt von fünf Milliarden Euro, aber keine 4500 Euro für eine Kloreinigung. Das ist schlichtweg für eine Großstadt wie Köln unwürdig. Sollte die Verwaltung nicht wissen, wo sie im Haushalt die Deckung für die Toilettenreinigung herbekommt, gibt die FDP-Fraktion gern Nachhilfe.“

Auch Dominik Kaven, Landtagskandidat der CDU Mülheim, zeigt sich entsetzt: „Es geht ganz zentral um die Frage, wie wir mit wohnungslosen Menschen umgehen. Es geht um Würde. Eine öffentliche Toilette am Wiener Platz mag vielleicht auf den ersten Blick nach einer Kleinigkeit aussehen, das ist sie jedoch nicht. Zehntausende Menschen pendeln täglich über den Wiener Platz, er ist das Zentrum des Veedels. Die Verwaltung ist jetzt am Zug.“