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Drogenhilfe KölnWichtige Neuerung – Betroffene nehmen sie dankend an

Eine Drogenberatungsstelle in der Kölner Bismarckstrasse.

Mit einer neuen Chat-Funktion können sich Suchtkranke seit Neuestem bei der Drogenhilfe Köln melden. Das Foto zeigt eine Drogenberatungsstelle in der Kölner Bismarckstraße.

von Niklas Brühl  (nb)

Köln. Suchterkrankungen sind ein großes Thema in unserer Gesellschaft. Für betroffene Menschen war es bislang der geläufigste Weg, sich über anonyme Anrufe Hilfe bei Beratungsstellen zu suchen. Die Drogenhilfe Köln geht nun jedoch einen neuen Weg: Vor allem für junge Hilfesuchende bietet die Kölner Jugendsuchtberatungsstelle nun auch Suchtberatungen per Chat an.

Julia Thormann, Leiterin der Jugendsuchtberatungsstelle der Drogenhilfe Köln, und Timoor Taufig, CEO vom Softwareunternehmen Userlike, haben im EXPRESS-Gespräch die Vorteile der schriftlichen Beratung im Internet erläutert.

Drogenhilfe Köln: Schamgefühle minimieren durch Chat-Beratung

Egal ob Alkohol-, Drogen- oder Spielsucht – die Zuständigkeiten von Suchtberatungsstellen sind breit gefächert. Für die Betroffenen ist es oftmals schambehaftet, Hilfe bei offiziellen Anlaufstellen einzufordern. Vor allem junge Menschen greifen immer seltener zum Hörer, wenn es um den ersten Schritt der Suchtberatung geht.

„Für manche Klienten ist es ein großer Schritt, eine besondere Hürde in unsere Beratungsstelle zu kommen. Schamgefühle und Unsicherheiten sind stetige Begleiter. Mit der Chatplattform ermöglichen wir deshalb ganz anonym eine erste Hilfestellung“, sagt Julia Thormann von der Jugendsuchtberatungsstelle Köln. Deshalb hat sie mit dem Kölner Softwareunternehmen Userlike die neue Chat-Funktion ins Leben gerufen.

Suchtberaterin Julia Thormann lächelt in die Kamera.

Julia Thormann von Jugendsuchtberatungsstelle Köln hat die neue Chat-Beratung zusammen mit dem Softwareunternehmen Userlike ins Leben gerufen.

„Die Möglichkeiten digital und anonym Kontakt aufzunehmen, lockert Hemmschwellen, nimmt die Sorge möglicher ungewünschter Reaktionen und verschafft die Möglichkeit im Anschluss intensiveren Kontakt aufzubauen“, erklärt Thormann.

Chat-Beratung: „Betroffene müssen weder Stimme noch Gesicht offenbaren“

Auch wenn die Telefonanrufe immer noch die am häufigsten genutzte Methode für Beratungsanfragen seien, werde das neue Chat-System sehr gut aufgenommen, erzählt Thormann: „Wir haben unsere Chatzeiten nun auch erweitert und bieten zweimal die Woche für jeweils 3 -4 Stunden eine Chatsprechstunde an. Die Bewerbung des Angebots weiten wir gerade aus, so dass wir uns künftig einen noch größeren Zulauf erhoffen.“

Weshalb die Beratung über den Chat von den Klienten gut aufgenommen wurde, weiß Userlike-Chef Timoor Taufig: „Die Barriere zur Kontaktaufnahme ist einfach sehr niedrig. Es fällt Betroffenen leichter, einen Chat zu starten, als ihre Angelegenheit telefonisch zu schildern oder physisch bei einer Beratungsstelle zu erscheinen. So müssen sie weder Stimme noch Gesicht offenbaren.“ Durch den unmittelbaren Rat zu Suchtthemen kämen die Hilfesuchenden schneller zu ihrem eigentlichen Problem – dies erleichtere allen Beteiligten schließlich auch die Lösungsfindung. Einen Nachteil sieht Taufig in der größeren Anonymität – so lernen sich die Betroffenen und die Suchtberater über den Chat nie persönlich kennen.

Userlike-Chef Timoor Taufig verschränkt die Arme.

Userlike-Chef Timoor Taufig sieht viele Vorteile in der Chat-Suchtberatung.

Allerdings habe das wiederum auch Vorteile: „Gerade dieser fehlende persönliche Kontakt ist es aber, der es vielen Ratsuchenden leichter macht, überhaupt mit der Beratungsstelle in Kontakt zu treten.“

Ein weiterer Vorteil sei es, dass Mitarbeiter von Suchtberatungen durch den Chat mehrere Beratungsgespräche parallel führen können – bei Userlike seien es zehn Chats gleichzeitig – anders als bei den Telefongesprächen.