Im Juni findet nach einer zweijährigen Corona-Pause die zweite Ausgabe des Kölner „Strassenland“-Festivals statt. Dafür werden eineinhalb Kilometer der Nord-Süd-Fahrt für Autofahrer und Autofahrerinnen gesperrt.
„Für einen Tag erobern“Autofreie Nord-Süd-Fahrt: Kölner Festival kehrt im Juni zurück
von Carolina Bosch
Einmal zu Fuß über die Kölner Nord-Süd-Fahrt zu flanieren – klingt normalerweise unmöglich. Am 19. Juni 2022 wird die viel befahrene Straße jedoch voller Menschen sein. Denn nach einer zweijährigen Corona-Zwangspause findet in diesem Jahr wieder das „Strassenland“-Festival statt.
Im Jahr 2019 zog das Fest bereits rund 100.000 Besucher und Besucherinnen an, die sich von zahlreichen Ideen für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft inspirieren ließen. Auch dieses Mal erwarten die Veranstalter Klaus Eschmann und Christoph Kuckelkorn wieder einen guten Zulauf.
„Strassenland“-Festival auf gesperrter Nord-Süd-Fahrt in Köln
Von der Oper bis auf Höhe der Severinsbrücke wird die Nord-Süd-Fahrt für einen Sonntag auf eineinhalb Kilometern komplett autofrei. Unter dem Motto „Lebe deine Stadt“ soll das Fest Antworten auf die Frage geben, wie wir in Zukunft leben wollen. „Wir möchten die Menschen inspirieren, sich zu einer lebenswerten und urbanen Stadt zu entwickeln“, erklärt Eschmann im EXPRESS.de-Interview.
In fünf Themenbereichen haben die verschiedensten Organisationen und Unternehmen die Möglichkeit, ihre Ideen vorzustellen. Im Bereich Ernährung geht es vor allem um nachhaltige und vegane Mahlzeiten. Im Bereich City-Logistik stellt dagegen beispielsweise das Unternehmen Remondis seine erste Biogasanlage vor.
Zum Thema inklusives Leben beteiligt sich die Initiative Rave Village. „Dort fordern zum Beispiel Menschen mit Sehbehinderung die Besucher und Besucherinnen dazu auf, mit ihnen Tandem zu fahren“, verrät Eschmann. Im Bereich lebenswerte Stadtentwicklung zeigen sich verschiedene Projekte aus Nordrhein-Westfalen und auf der Kreuzung der Tel-Aviv-Straße und Blaubach wird ein großer Campus mit 20 kreativen Start-ups entstehen.
Aufruf zur Teilnahme am „Strassenland“-Festival in Köln
„Wir wollen Aufmerksamkeit für Projekte schaffen, die den Leuten sonst verborgen bleiben“, betont Eschmann und ruft weitere Initiativen dazu auf, sich für „Strassenland“ zu bewerben. Die Anmeldung erfolgt unter akteure@strassenland.de, der Standort auf der Nord-Süd-Fahrt wird kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Auch für Kunst, Musik, Tanz und Theater sei genügend Platz. Wie im Jahr 2019 wird im Tunnel unter der Schildergasse auch wieder ein Chor auftreten. Das Festival bietet also eine ganz neue Sicht auf die sonst so beschäftigte Straße. „Wir werden sie wieder für einen Tag erobern“, freut sich der Veranstalter.
Für die Kölner und Kölnerinnen sei ein solches Erlebnis nach seinen Erfahrungen etwas ganz Besonderes. Eine Erinnerung von 2019 klingt sehr bewegend. Eine ältere Dame sei auf Christoph Kuckelkorn zugekommen und sagte: „Ich habe den Krieg und den Fall der Mauer erlebt. Jetzt gehe ich zu Fuß auf der Nord-Süd-Fahrt. Was kann mir jetzt noch passieren?“