Pläne der Politik für einen Umbau der Aachener Straße sorgen für großen Unmut in der Kölner Gastro-Szene.
Brandbrief an die Stadt KölnZoff um vier Meter: Großflächige Insolvenz auf der Aachener Straße?
von Adnan Akyüz (aa)
Wirtinnen und Wirte der Aachener Straße fürchten um ihre Existenz. In einem Hilferuf erklärt die Interessengemeinschaft (IG) Aachener Straße, dass ein Beschluss der Bezirksvertretung Innenstadt zahlreiche Betriebe in die Insolvenz treiben und viele Jobs zunichtemachen würde.
Konkret geht es um einen einstimmig gefassten Beschluss der Bezirksvertretung Innenstadt vom April 2022. Auf Antrag der Grünen soll der Bereich für Fußgängerinnen und Fußgänger entlang der Aachener Straße zwischen Brabanter Straße und dem Eisenbahnring vier Meter breit werden.
Köln: Gastro-Betriebe fürchten Insolvenz durch Rückbau der Außengastronomie
Also mehr Platz zum Flanieren, weniger Platz für Außengastronomie. Das wollen die Gastronominnen und Gastronomen verhindern. In einem Brief der IG, der von 13 Gastro-Betrieben von der Brabanter Straße bis Brüsseler Straße wie dem „Salon Schmitz“ oder dem „Balthasar“ unterzeichnet ist, wenden sie sich an die Stadt.
Darin heißt es: „Das hätte zur Folge, dass alle Gastro-Betriebe 50 bis 100 Prozent ihrer schon knappen Außengastronomie verlieren. Durch den gewünschten Vier-Meter-Boulevard befürchten wir, dass ein rechtsfreier Raum entsteht, der weder durch die Gastronomen noch durch das Ordnungsamt kontrolliert werden kann.“
Die Befürchtung der Gastro-Betriebe ist, dass sowohl der gute Ruf als auch das Stadtbild Schaden nehmen, wie weiter erklärt wird: „Die reichlich vorhandene Jugend auf der Aachener Straße wird sich bei den fünf Kiosken in unmittelbarer Umgebung mit Getränken eindecken und diesen leeren Raum füllen. Wir glauben, dass ein Effekt, ähnlich wie in der Friesenstraße in den Nullerjahren oder dem Brüsseler Platz, eintreten kann.“
Maßnahmen, die am Brüsseler Platz hilfreich waren, die Situation zu entschärfen, seien unter anderem die großflächige Erweiterung der Außengastronomie gewesen, „sodass die Verantwortung und Kontrolle durch Gastronomen und Ordnungsamt verbessert werden konnte“, so die IG.
Natürlich spielt auch das Geld eine Rolle, gerade nach den schweren Einbußen in Corona-Zeiten: „Wegen Corona mussten alle Gastronomen im Jahr 2020 Kfw-Kredite, die sie ab Oktober dieses Jahres zurückzahlen müssen, oder angesparte Eigenmittel, die für anderes gedacht waren, in Millionenhöhe ausgeben, weil sie mit ihren Läden nicht in die Insolvenz gehen wollten. Wir haben damit ca. 500 Arbeitsplätze erhalten, auch von Arbeitnehmern-innen, Müttern und Vätern, die seit Jahrzehnten für uns arbeiten.“
Hinzu kämen steigende Preise für Energie, Lebensmittel, neue Maschinen, Reparaturen, und Inventar sowie der „gerechte, längst überfällige“ Mindestlohn von zwölf Euro, der erst verdient werden müsse. Deutlich warnt die IG Aachener Straße, die Pläne nicht umzusetzen. „Eine Reduktion der Außengastronomie, und sei sie auch noch so klein, würde die meisten Lokale mit Karacho in die Insolvenz führen, mit allen schon vorher beschriebenen Konsequenzen.“
Eine der zentralen Forderungen ist, dass aus Gründen der Gleichbehandlung aller Gastro-Betriebe, dass ein Ausbau des Fahrradwegs ab Rudolfplatz erfolgt, „sodass alle die gleichen Voraussetzungen haben“. Die Gastronominnen und Gastronomen aus Köln hoffen, dass alsbald mit ihnen über die Pläne gesprochen wird, um eine für alle verträgliche Lösung zu finden.
In Richtung der Stadt appellieren die Gastro-Betriebe: „Wir bitten Sie, verhindern Sie dieses Fiasko, retten Sie die Arbeitsplätze und einen der schönsten Teile der Ausgehkultur Kölns.“