Kölsch-Werbung geklaut?Welt-Konzern meldet sich mit Ansage an Brauerei

Plakat von Heineken in der Kölner Innenstadt, aufgenommen am 1. August.

Das Plakat an der Nord-Süd-Fahrt in Köln, aufgenommen am 1. August 2022.

Neckische Attacke oder haben sie es nicht besser gewusst? Die Welt-Biermarke Heineken wirbt gerade in Köln mit einem XXL-Plakat und dem Slogan einer Kölsch-Brauerei.

von Bastian Ebel  (bas)

Gut, Werbung an sich soll tatsächlich unübersehbar sein. Seit dieser Woche gilt das auch für das neue XXL-Plakat der Bier-Weltfirma Heineken (zweitgrößte Brauerei der Welt, rund 85.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) auf der Nord-Süd-Fahrt in Köln.

An sich nichts Besonderes. Wenn, ja wenn da nicht eine kleine Verwechslungsgefahr ausgerechnet mit einer Kölner Brauerei besonders ins Auge fällt.

Aber der Reihe nach: Auf dem Plakat steht in großen Lettern „Liebe auf den ersten Schluck“. Und da wird es den Kölsch-Fans bereits dämmern.

Denn seit Jahren wirbt ausgerechnet Dom Kölsch mit genau dem selben Spruch, unter anderem auch unübersehbar auf den Flaschen auf dem Vorder- und Rückenetikett, in der Lanxess-Arena oder an anderen neuralgischen Orten. Aber nun hat sich der Global Player Heineken ausgerechnet diesen Spruch gekrallt.

Köln: Heineken wirbt mit Werbe-Spruch von Dom Kölsch

Das hat Georg Schäfer natürlich sofort bemerkt. Er ist Geschäftsführer des „Haus kölscher Brautradition“, das zur Radeberger Gruppe gehört, die Dom-Kölsch im Portfolio hat. „Natürlich haben wir uns sehr gewundert, dass eine große internationale Biermarke sich an unserer regionalen Marke Dom Kölsch kreativ bedient hat“, sagt er zu EXPRESS.de.

Werbung Dom Kölsch

Der Werbe-Slogan von Dom Kölsch: „Liebe auf den ersten Schluck“.

Aber er bleibt gelassen: „Wir lieben unser Kölsch und der Spruch Liebe auf den ersten Schluck begleitet unser Dom Kölsch schon seit Jahren auf allen Werbemitteln. Um den internationalen Kolleginnen und Kollegen diese kölsche Erfahrung zu ermöglichen, werden wir ihnen zeitnah ein paar Kisten leckeres Dom Kölsch zukommen lassen.“

Kölsch für den Konkurrenten – so löst man das! Aber was hatte Heineken mit der Aktion im Sinn? Kleine neckische Attacke auf den kleinen regionalen Kölsch-Hersteller oder wusste die Werbeagentur einfach nichts von dem Spruch?

Am Mittwoch (4 August) meldete sich Heineken bei EXPRESS.de: „Unsere nationale Kampagne ist am 29. Juli gestartet“, so eine Sprecherin. Dazu gehören neben „Liebe auf den ersten Schluck“ weitere Versionen, die jetzt in der Außenwerbung und im Handel in ganz Deutschland noch bis Mitte Oktober zu finden seien.

Das Kölsch-Angebot kommt gut an bei Heineken: „Wir freuen uns auf das Dom-Kölsch. Gerne lassen wir den Kolleginnen und Kollegen in Köln auch ein paar Kisten Heineken zukommen.“ Ob jetzt aber geklaut oder beabsichtigt – das ließ die Brauerei dagegen offen.