Multikulti in KölnDas Problem mit der Sprache – das eigentlich gar keins ist

Kindergarten_Symbol_160419

Kölner Kindergärten und Schulen werden immer bunter, aber die deutsche Sprache ist zuweilen ein Problem. (Symbolbild)

von Chris Merting  (mert)

Köln – Die Wahrheit über Ausländer in Köln: Der EXPRESS-Bericht über die neuen Zahlen zur Bevölkerung in dieser Stadt schlägt Wellen (hier mehr lesen). Dadurch wird offenbar vielen erst klar, wie rasant die Veränderungen sind:

In Köln leben inzwischen 232.280 Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit (Stichtag: Jahreswechsel zu 2019). Fast jeder Vierte in der Millionenstadt Köln hat keinen deutschen Pass. Köln ist bunt – und wird immer bunter.

Die Frage ist, welche Konsequenzen hat das für das Zusammenleben in der Stadt? Worauf ist zu achten? Der Kitt, der alle zusammenhalten kann und muss, ist die Sprache, die deutsche Sprache.

Wer spricht in Köln die deutsche Sprache?

Wie es mit der deutschen Sprache in Köln bestellt? Erstmals liefert die letzte Mikrozensus-Befragung dazu belastbare Ergebnisse:

Von den über eine Million Einwohnern in der Stadt haben fast 380.000 Kölner einen Migrationshintergrund – deren Anteil an der Bevölkerung liegt bei 35,7 Prozent, also mehr als jeder Dritte Kölner hat einen Migrationshintergrund.

286.000 von ihnen leben in „Mehrpersonenhaushalten“. Und eine Mehrheit (54,9 Prozent) gab an, zu Hause vorwiegend nicht Deutsch zu sprechen.

Mitten in Köln sind in den eigenen vier Wänden hauptsächlich Türkisch, Arabisch, Russisch und Polnisch die „Verkehrssprachen“. Nur in 45,1 Prozent der Haushalte wird Deutsch gesprochen.

Folgen für die Kinder sind drastisch

Das hat besonders für die Kinder Folgen: 38.861 Kinder unter sechs Jahren besuchen in Köln ein Angebot der Kindertagesbetreuung (Stand März 2018). Wie die Landesstatistiker ermittelt haben, haben 42,2 Prozent der Kleinen (16.406 Kinder) mindestens ein Elternteil, das nicht in Deutschland geboren wurde.

Und: Bei jedem dritten Kind (33,2 Prozent) in einer Tagesbetreuung wird zu Hause überwiegend nicht Deutsch gesprochen.

Experten: Das ist kein Problem

Fast alle Experten sagen dazu: „Das wird erst dann zum Problem, wenn die Kleinen ihre Muttersprache – egal ob Türkisch oder Russisch – auch nicht beherrschen.“

Wenn zu Hause nicht Deutsch gesprochen wird, heißt das nicht, dass die Pänz Sprachprobleme bekommen und in der Schule hinterherhinken. Die Experten erklären: „Entscheidend ist vielmehr, dass Kinder überhaupt eine Sprache beherrschen“ – welche, ist egal. Dann seien sie in der Lage, die Strukturen und Besonderheiten anderer, weiterer Sprachen wahrzunehmen.

Forderungen, man müsse hier Deutsch sprechen, passen hier oft nicht. So mache es keinen Sinn, wenn etwa syrische Eltern mit ihren Kindern schlechtes Deutsch sprechen. Das Problem sei nicht Mehrsprachigkeit, sondern Nullsprachigkeit.

Wann habe ich einen Migrationshintergrund?

Was bedeutet Migrationshintergrund eigentlich genau? Als Personen mit Migrationshintergrund gelten nach dem Teilhabe- und Integrationsgesetzes NRW „Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit, oder im Ausland geborene und nach 1949 Zugewanderte, oder Personen, bei denen mindestens ein Elternteil zugewandert ist“.