Viel Frust für Fahrschülerinnen und Fahrschüler im Raum Köln. Der TÜV Rheinland muss Termine für Führerscheinprüfungen absagen. Jetzt wird nach Lösungen gesucht.
Kölner Fahrschule schlägt AlarmTÜV sagt viele Termine für Führerschein-Prüfungen ab – Lösung bald in Sicht?
von Adnan Akyüz (aa)
Der TÜV Rheinland steht wegen abgesagter Führerscheinprüfungen in der Kritik. Kölner Fahrschulen kritisieren ersatzlos gestrichene Termine, die für Anwärterinnen und Anwärter ein massives Problem sind. Nun hat sich der Fahrlehrerverband Nordrhein eingeschaltet, um Lösungen zu finden.
So kurz vor dem ersehnten Ziel, die letzten Fahrstunden sind absolviert, der Termin für die Führerscheinprüfung steht. Doch dann die Absage durch den TÜV. So geht es derzeit nicht wenigen Fahrschülerinnen und Fahrschülern in Köln und Umgebung.
Köln: TÜV Rheinland wegen abgesagten Terminen für Führerscheinprüfungen in der Kritik
Wie etwa der Fahrschule „Rettig“ mit mehreren Filialen in Köln und eigenen Angaben zufolge Deutschlands größter Fahrschule. In einem Brief vom Freitag (26. August) an ihre Kundinnen und Kunden schreibt die Firma: „Seit mehreren Wochen gestaltet sich die Planung für das Ende der Führerscheinausbildung sehr umständlich. Unsere beantragten Prüfungen werden zum Teil um drei bis vier Wochen nach hinten verschoben oder gar ersatzlos gestrichen. Dies hängt mit personellen Engpässen beim TÜV zusammen, von denen wir uns als Fahrschule ausdrücklich distanzieren möchten.“
Die Fahrschule weist auch auf die Auswirkungen der Terminproblematik beim TÜV hin: „Für unsere Schülerinnen und Schüler ist dies selbstverständlich mehr als ärgerlich, da im Normalfall ein bis zwei Doppel-Fahrstunden pro Woche empfehlenswert sind, um in der Übung für die Praxisprüfung zu bleiben. Besonders für Fahrschülerinnen und Fahrschüler, deren Frist für den Führerscheinantrag bald abläuft, ist dies kaum tragbar.“
Abgesagte oder gestrichene Termine bedeuten also, dass noch mal draufgezahlt werden muss. Laut der Internetseite von „Rettig“ kostet eine Fahrstunde 72,90 Euro. Die Fahrschule stellt noch mal klar: „Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Planung der praktischen Prüfung nach Beantragung nicht in unserer Entscheidungshoheit liegt.“
Der Fahrlehrerverband Nordrhein mit Sitz in Köln weiß um die Probleme und hat Gespräche mit dem TÜV aufgenommen, wie der Vorsitzende Kurt Bartels im Gespräch mit EXPRESS.de erklärt: „Es ist eine katastrophale Situation. Der TÜV hat ein großes Problem mit Corona. Wir haben in einem Krisengespräch Lösungsvorschläge besprochen, wie längere Arbeitszeiten oder Prüfungen an Samstagen. Auch wäre denkbar, dass Personal aus anderen Abteilungen eingesetzt wird. Das muss aber alles noch intern beim TÜV, etwa mit dem Betriebsrat, geklärt werden. Wir hoffen, in den kommenden Tagen eine verbindliche Antwort zu erhalten.“
Der Vorsitzende Bartels, selbst Fahrlehrer seit 41 Jahren, gibt aber zu, dass es auch Fahrschulen gebe, die zu viele Prüfungstermine bestellen und dann kurzfristig selbst absagen würden. Das dürfe auch nicht der Fall sein, weil das „unfair gegenüber Kolleginnen und Kollegen“ sei.
Der TÜV Rheinland bestätigt auf Anfrage von EXPRESS.de, dass derzeit zusammen mit dem Fahrlehrerverband nach Lösungen gesucht wird. Sprecher Alexander Schneider erklärt: „Konkret planen wir, den Prozess der Anforderung von Prüfungen durch die Fahrschulen und die Bestätigung von Terminen durch TÜV Rheinland noch einmal anzupassen.“ Dadurch erhoffe man sich mehr Planungssicherheit für alle Beteiligten. Da die Maßnahmen noch nicht abschließend beschlossen sein, könne er keine Details nennen.
Seit einiger Zeit gebe es eine hohe Nachfrage nach Fahrerlaubnisprüfungen im südlichen Teil Nordrhein-Westfalens, wo der TÜV Rheinland zuständig ist. Mit dieser hohen Nachfrage sei noch eine einige Zeit zu rechnen.
„So sind wir in NRW im Zeitraum Januar bis einschließlich Juli 2022 erheblich mehr Prüfungen gefahren als in den Jahren zuvor, konkret 86.585 praktische Prüfungen. Das waren nicht nur deutlich mehr Prüfungen als in den von Corona-Schutzmaßnahmen geprägten Jahren 2020 und 2021, sondern sogar leicht mehr Prüfungen als im Vergleichszeitraum 2019, dem bisher stärksten Vor-Corona-Jahr“, so der TÜV-Sprecher.
Im Gebiet Köln (Köln, Bergisch Gladbach, Leverkusen, Erftstadt) ist der TÜV laut des Sprechers von Januar bis Juli 2022 genau 15.317 Prüfungen gefahren (2019 waren es 15.344).
Ursachen für die längeren Vorlaufzeiten, „die für alle Beteiligten einschließlich von uns selbst unbefriedigend sind“, so der Sprecher, sein einerseits die vergleichsweise hohe Nachfrage nach Prüfterminen, andererseits Terminausfälle im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Dazu zählen laut des Sprechers kurzfristige Absagen durch den TÜV, der Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer oder der Fahrschülerinnen und Fahrschüler.
Die kurzfristig abgesagten Termine könnten dann nicht anderweitig besetzt werden. Im ersten Quartal 2022 sind im Raum Köln nach Schätzungen des TÜVs rund 12 Prozent aller vereinbarten Prüftermine Corona-bedingt ausgefallen. „Die ausgefallenen Termine müssen dann nachgeholt werden – in einer Situation der ohnehin hohen Nachfrage nach Prüfterminen“, so der Sprecher.