In Köln ist eine Mahnwache für einen verstorbenen Obdachlosen geplant.
Mahnwache für MilanKölnerin will mit Aktion für toten Obdachlosen ein Zeichen setzen
von Adnan Akyüz (aa)
Der Tod eines Obdachlosen (56) auf dem Gelände der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) in Köln hat viele Menschen betroffen gemacht. Um seiner zu gedenken, soll am Dienstag (21. Dezember) eine Mahnwache abgehalten werden.
Bekannte und Freunde des Obdachlosen Milan, der am Montagmorgen (13. Dezember 2021) im Keller der KHG tot aufgefunden worden war, haben Kerzen und Blumen vor dem Eingang der Katholischen Hochschulgemeinde für ihn niedergelegt. Auf dem Boden stand mit Kreide geschrieben: „Wir werden dich nicht vergessen, lieber Milan“ und „Verbrechen kann man nicht weg beten“.
Köln: Mahnwache für verstorbenen Obdachlosen geplant
Nach dem Selbstmord des Obdachlosen gab es viel Kritik für die Hochgemeinde. Die KHG habe Milan nicht mehr auf dem Gelände haben wollen und ihn so zum Selbstmord getrieben. Der Leiter, Diakon Johannes Schmitz, bestritt gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass Milan rausgeworfen werden sollte.
Nicht wenige Menschen in Köln halten die KHG für verantwortlich. Darunter auch Evelyn Illgen (55). Die Maschinenbauingenieurin aus Köln engagiert sich ehrenamtlich für Obdachlose, ist Mitglied im Verein „Omas gegen Rechts“ und verbachte bei der Aktion „Mahnwache für Obdachlose“ mit Günter Wallraff und der AG Arsch huh aus Solidarität eine Nacht auf der Straße am Hauptbahnhof.
Sie hat die Mahnwache für Milan angemeldet. Im Gespräch mit EXPRESS.de sagt sie: „Ich kannte Milan nicht persönlich. Es hat mich aber sehr betroffen gemacht, dass jemand, der sein Leben wieder in den Griff bekommen wollte, aus einer kirchlichen Einrichtung rausgeschmissen werden sollte.“
Aus der Sicht der Kölnerin bedarf es in Köln mehr niederschwellige Angebote für Obdachlose. Den Forderungen mehrere Vereine, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, Angebote wie die Winterhilfe für obdachlose Menschen zu erweitern, schließt sie sich an.
In einer Traueranzeige verabschieden sich Freunde und Weggefährten von Milan mit den Worten: „Du hast keinen Ausweg mehr gesehen und deinem Leben ein Ende gesetzt. Wir bleiben mit dem Verlust und dem Schmerz zurück. Andere werden mit einer Mitverantwortung leben müssen.“
Zu der Mahnwache am Dienstag ab 17 Uhr an der Berrenrather Straße haben sich laut der Initiatorin mehrere Vereine und obdachlose Menschen angekündigt. Laut Illgen soll dann gemeinsam um Milan getrauert werden. Dabei hoffe sie, „dass auch Menschen kommen, die Milan kannten, damit sie von ihm erzählen können“.
Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie sich nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote:
Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de
Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins „Nummer gegen Kummer“ richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Samstag nehmen die jungen Berater des Teams „Jugendliche beraten Jugendliche“ die Gespräche an. nummergegenkummer.de.
Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de