Sex mit MaskeDie harten Corona-Regeln im Puff – und wie das „Pascha” drunter leidet
Köln – Sex mit Mundschutz, Freier müssen ihre Kontaktdaten hinterlassen, Gruppensex ist verboten. Das neue Hygienekonzept vom Bundesverband für Sexuelle Dienstleistungen hat es in sich.
Sind die Vorschläge des Branchenverbands auch die neue Zukunftsperspektive für Bordelle wie das Kölner „Pascha“?
Köln: Ist das neue Hygienekonzept für Prostitution umsetzbar?
In Köln ist das „Pascha“ seit dem 16. März geschlossen. 100 Frauen sind damit ohne Job. Die neuen Vorschläge für die Prostitution in Corona-Zeiten könnten für das Bordell die erste nennenswerte Perspektive sein. Das Hygienekonzept beinhaltet in groben Auszügen:
- Maskenpflicht beim Sex, auf den Fluren/in den Zimmern
- Herumstehen und sich auf den Gängen miteinander unterhalten ist verboten
- Abstandsregel: Der Abstand von 1,50 Meter zu den Prostituierten kann während der Anbahnungsgespräche aufgrund der Maskenpflicht kurzfristig unterschritten werden
- Kein Gruppensex: In Zimmern darf sich eine Prostituierte nur mit maximal einem Kunden aufhalten
- Freier-Kontaktdaten müssen, wenn es zum Vertragsabschluss kommt, hinterlegt werden
„Pascha“-Bordellchef Armin Lobscheid (64) glaubt nicht an die Umsetzung eines solchen Hygienekonzepts. „Alles Blödsinn“, findet der Kölner. Der Branchenverband unterstützte vor allem Frauen, die auf der Straße und in kleineren Betrieben oder bei Escort Service-Agenturen arbeiten würden.
Das „Pascha“ als großes Bordell sei jedoch allein aufgrund seiner Größenordnung anders gefordert.
„Pascha“-Chef: „Wo bleibt bei diesem Konzept die erotische Leistung?“
Auch insgesamt glaubt der „Pascha“-Chef nicht an strenge Hygienekonzepte in seiner Branche. „Wenn man dieses Konzept liest, kommt die Frage auf, wo bei diesen Regeln die erotische Leistung bleibt?“ fragt sich Lobscheid. „Mit Mundschutz und Abstand im Bordell sein, da bin ich mir nicht sicher, ob das den Freiern noch Spaß macht“, so der „Pascha“-Chef weiter.
Laut dem Konzept soll die Maske auch während den sexuellen Handlungen nicht abgenommen werden. Ein Aspekt, der dem Kölner Bordell-Chef besonders schleierhaft ist. „Umsetzen kann man das alles, theoretisch kann ich die Leute auch dazu zwingen, ein Ganzkörperkondom zu tragen, die Frage ist nur, wer das mitmacht.“
Freier-Registration: „Wer lässt seine Daten vier Wochen in einem Bordellbetrieb?“
Auch die Registrierungspflicht für Freier sieht er dabei besonders kritisch. „Die Gäste werden sich nicht registrieren lassen. Die Freier müssten eine Kopie ihres Ausweises da lassen und das ist eine große Fragwürdigkeit. Wer lässt seine Daten vier Wochen in einem Bordellbetrieb?“, fragt sich der Bordell-Chef.
Seine Branche sei nicht mit anderen Branchen, wie der Gastronomie, zu vergleichen. Und viele seiner Freunde in der Gastronomie würden momentan nicht viel verdienen und eher drauflegen müssen. „Das Prostitutionsgewerbe kann man nicht in ein Konzept pressen und glauben, dass dann noch Gäste kommen, aber davon leben wir“, erklärt Lobscheid.
Corona-Hygienekonzept: „Pascha“-Kosten würden Einnahmen übersteigen
Wenn man dieses Hygienekonzept auf ein Haus von der „Pascha“-Größenordnung übertragen wolle, brauche man mehr Security, wesentlich mehr Reinigungskräfte und es müssten Unmengen an Wäsche gekauft werden.
„Hinzu kommen die Abstandsregeln, wegen derer wir nur eine geringe Anzahl an Gästen überhaupt ins Haus lassen dürften und das würde die Kosten, die hier produziert werden, in keiner Weise einbringen“, so der Bordell-Chef deutlich.
Bordell-Chef: „Da gehe ich lieber in Rente und schließe ab“
Am Ende des Tages müsse er schließlich zumindest seine laufenden Kosten decken können. „Was soll ich der Frau sonst an Miete abnehmen? Das funktioniert nicht“, findet Lobscheid. Wie es mit dem „Pascha“ weitergehe, hänge jetzt von der Politik ab.
Aktuell schaut der „Pascha“-Chef genau auf den Ausgang der Klage von elf Bordell-Betreibern aus Frankfurt, die vor dem Verwaltungsgericht in Kassel fordern, dass ihre Betriebe wieder öffnen dürfen. „Dieses Gerichtsurteil wird ein Wegweiser für die Prostitution sein“, so Lobscheid.
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Wenn dann ein klares Konzept kommt, will Lobscheid die Situation für sich und das „Pascha“ neu prüfen. „Als Geschäftsführer hafte ich juristisch für die Umsetzung des Konzepts und bevor ich mich strafbar mache, gehe ich lieber in Rente und schließe ab.“ Mit 64-Jahren wolle er keine Risiken mehr angehen. (mj)