Razzia in der Türkei105 Mio. Euro Schaden: Callcenter nimmt Kölner Senioren aus

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Türkische Polizisten führen nach der Razzia am 2. Dezember 2020 in Izmir Mitarbeiter eines Callcenters ab, die sich am Telefon als falsche Polizisten ausgegeben hatten und Senioren aus Köln und Umgebung im großen Stil betrogen haben.

von Adnan Akyüz  (aa)

Köln – Es ist ein großer Schlag gegen eine international agierende kriminelle Bande, die sich ihre Opfer oft in Köln gesucht hat. Dank der Zusammenarbeit der Polizeibehörden in Köln und Izmir (Türkei) wurden 33 Tatverdächtige in der Küstenstadt an der Ägäis festgenommen. Sie sollen sich über Anrufe aus einem Callcenter als Polizisten ausgegeben und vornehmlich Senioren über Jahre hinweg ausgenommen haben. Ihre Beute: 105 Millionen Euro.

Nachdem die angeblichen Polizisten aus der Türkei ihre Opfer in Köln am Telefon soweit bekommen hatten, dass sie ihre Wertsachen abgeben wollen, standen die Komplizen schon parat. Sie haben dann von gutgläubigen Kölnern teilweise sehr hohe Beträge Bargeld und teuren Schmuck abgeholt. Oft wurde den Opfern vorgegaukelt, dass sie sich so vor Einbrechern schützen können.

Callcenter-Bande in Izmir in der Türkei festgenommen

Nach den Festnahmen in der Türkei sind auch Bezüge nach Köln belegbar. Ermittler des Kriminalkommissariats 25 in Köln haben unter den am 3. Dezember festgenommen Tatverdächtigen zwei Hintermänner hier ansässiger Abholer erkannt. Es handelt sich um zwei 30 und 27 Jahre alte, in Bremen geborene, „Deutsch-Türken“.

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Am Wochenende (4. bis 6. Dezember) nach dem Schlag gegen die türkischen Callcenter ist bei der Polizei Köln kein Hinweis zu Anrufen „falscher Polizeibeamter“ eingegangen. Vorher waren es in Köln und Leverkusen laut Polizei durchschnittlich 30 solcher Anrufe täglich.

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Bei der Razzia gegen Mitarbeiter eines Callcenters in Izmir in der Türkei: Mitarbeiter hatten sich am Telefon als Polizisten ausgegeben und so Geld und Schmuck von Senioren aus Köln ergaunert. Bei der Razzia am 2. Dezember wurden Bargeld, Waffen und Schmuck beschlagnahmt.

Für die in der Türkei festgenommenen „falschen Polizisten“ waren unter anderem vier in Köln-Kalk lebende Iraker im Alter von 21 bis 23 Jahren tätig. Sie sind verantwortlich für sechs Betrugstaten in Köln und Leverkusen. Weitere Betrugstaten dieser Art konnten ihnen in Bonn, Gevelsberg, Neuss, Heidelberg und Mönchengladbach zwischen Dezember 2019 und März 2020 nachgewiesen werden.

Callcenter-Mitarbeiter gaben sich als falsche Polizisten aus, um Senioren in Köln zu betrügen

Das Landgericht Köln verurteilte bereits die jungen Männer zu Haftstrafen zwischen vier und sechs Jahren. Alleine diese Gruppe hat nachweislich Geld und Edelmetall im Wert von mehr als 700.000 Euro bei Seniorinnen und Senioren abgeholt. Von der Beute fehlt laut Polizei bis heute jede Spur.

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Bei der Razzia in Izmir in der Türkei gegen eine Callcenter-Bande, die Senioren in Köln im großen Stil betrogen hatte, wurde auch Bargeld sichergestellt.

Eine zweite Gruppe um einen in Köln lebenden 37 Jahre alten Türken, der 2018 bis 2019 von hier aus Abholer rekrutiert und gelenkt hat, identifizierte die Polizei Köln bereits 2019. Das Landgericht Köln hat den Organisator im Jahr 2019 für sechs Betrugsfälle zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt. Seine fünf deutschen Mittäter im Alter zwischen 26 und 28 Jahren wurden zum Teil ebenfalls zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

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Senioren sollten am Telefon keinesfalls gutgläubig sein. Anrufer könnten Betrüger sein.

Einer der Köpfe der kriminellen Organisation ist laut türkischen Medien Amar S., der in Deutschland bereits zu einer Haftstrafe verurteilt worden war. Er sei aber aus der Haft entflohen und hatte sich bis zuletzt in Izmir abgesetzt. Nach den Festnahmen in der Türkei wurden 13 Tatverdächtige nach ihrer Vernehmung wieder auf freien Fuß gesetzt. Die restlichen 20 kamen in Untersuchungshaft.

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Bei der Razzia in Izmir in der Türkei gegen eine Callcenter-Bande, die Senioren in Köln im großen Stil betrogen hatte, wurden auch Waffen sichergestellt.

Bei den Durchsuchungen von 48 Wohnungen und Geschäftsräumen in Izmir haben die Polizisten 1,5 Millionen Euro sowie 200.000 US Dollar Bargeld, fünf Kilogramm Gold, über 20 Armbanduhren, fünf illegale Schusswaffen, Immobilien, Fahrzeuge und Firmenanteile sichergestellt. Laut türkischen Medien geht die Staatsanwaltschaft in Izmir derzeit davon aus, dass die Bande ihre Beute durch Investitionen in Immobilien und Firmen „gewaschen“ hat. Die Ermittlungen dauern an.

Laut den Behörden beläuft sich der Gesamtschaden durch die Betrugshandlungen auf 105 Millionen Euro.