In Kölns BeletageRestaurant Osman 30: Eine Sache traf ihn härter als die Krise
Köln – Die Beletage der Kölner Gastronomie liegt in 110 Metern Höhe. Spektakulärer Blick auf die Stadt und das Land, in dem Corona den Alltag bestimmt.
Der Gastgeber führt wegen der Folgen der Pandemie wie alle Kölner Gastronomen einen Kampf. „Osman 30“, so der Name des Restaurants im 30. Stock des Kölnturms, gegen Covid 19, könnte man fast titeln. Erstmals redet der herausragende Gentleman der Branche über die Situation - und gibt Einblick in sein Leben.
„Der Wegfall der Messen und anderer Veranstaltungen trifft das Geschäft hart“, sagt Osman Yalcin. Statt einer 7- gibt es nur noch eine 5-Tage-Woche (Di - Sa). Aber er macht sich und anderen Mut: Mitten in der Krise hat der Gastronom die Zahl der Azubis auf sechs verdoppelt. Insgesamt zählt der Betrieb 35 Beschäftigte. Aufmerksam und dezent in Schwarz meistern sie den Betrieb.
Osman in Köln: An der Spitze der Gastrotipps
Es gibt trotz Corona viel zu tun. Mit dem A la Carte-Geschäft ist Osman Yalcin zufrieden. Das Magazin „Stern“ hat in einer seiner letzten Ausgaben, in der eine elfseitige Kölnreportage erschien, das „Osman 30“ an die Spitze der Gastrotipps gesetzt.
Und erstmals hat das Lokal jetzt auch Mittags (12 bis 15 Uhr, Drei-Gänge-Lunch-Menü für 39 Euro) geöffnet. Man trifft alte Bekannte: Ali Balaban, früher Betreiber des „Bosporus“ an der Weidengasse, unterstützt mit seiner langjährigen Erfahrung die Führung des Lokals, in dem Rudolf Thewes, ehemals Kaiserbahnhof Brühl, Chefkoch ist.
Moderator Stefan Raab ging bei Osman ein und aus
Vor 25 Jahren hatte das erste „Osman“ im Erdgeschoss von Haus 7 im Mediapark eröffnet. Damals waren der Musiksender Viva, Eins Live und die Plattenfirma EMI noch Mieter in den Gebäuden auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs.
Stars wie Moderator Stefan Raab und seine Gäste gingen im Osman ein und aus. Kanzler Gerhard Schröder war Gast, als die SPD eine Klausurtagung im Mediapark abhielt. Fotos zeigen Osman auch im Plausch mit Frank-Walter Steinmeier und mit dem nun verstorbenen Wolfgang Clement, der mit seiner Frau im vergangenen Jahr Gast im Restaurant im Kölnturm war. Das „Osman 30“ eröffnete 2006. Birgit Schrowange feierte hier ihren 50. Geburtstag.
Kölner Gastronom Osman zeigt sich privat wie nie
Im Gespräch mit EXPRESS zeigt sich der Gastronom, der mit 17 Jahren aus der Türkei kam und Stationen wie das Kölner Nobelrestaurant „Franz Keller“ an der Aachener Straße, das Hotel „Chelsea“, das legendäre Café „Central“ und auch das berühmte Schlosshotel „Bühler Höhe“ im Schwarzwald durchlief, privat wie noch nie.
Er erzählt die Geschichte seines Vaters, der im hohen Alter von 96 Jahren im November 2019, kurz vor Ausbruch von Corona, in Köln verstarb. Der Sohn hatte den Vater aus Istanbul an den Rhein geholt, um an seinem Lebensabend an seiner Seite zu sein.
Im NH-Hotel gleich am Kölnturm hatte der Senior mehrere Jahre ein Zimmer und eine Pflegerin. „Mein Vater und ich haben uns die letzten sechs Jahre im Grunde jeden Tag gesehen. Er hat es hier gemocht, die Atmosphäre, den Teich, die Schwäne.“
Wer Osman Yalcin beim Gespräch hört und sieht, spürt die innige Liebe, die er zu seinem Vater hatte. Sein Verlust hat ihn trotz des hohen Alters des Vaters tiefer getroffen als die Krise, die danach hereinbrach.
Osman ist selbst Vater von zwei Kindern, er lebt mit seiner Partnerin Silvia, einer gelernten Chemielaborantin, zusammen. Sie ist für die Organisation und Gestaltung im Osman 30 zuständig.